Kreis Kusel Ein kammermusikalischer Glanzpunkt

Nuancenreiche Umsetzung von Beethovens Gassenhauer-Trio: Anke Heyn (Cello), Fil Liotis (Klavier) und Daniel Bollinger (Klarinett
Nuancenreiche Umsetzung von Beethovens Gassenhauer-Trio: Anke Heyn (Cello), Fil Liotis (Klavier) und Daniel Bollinger (Klarinette). Glanzlichter setzte auch Mezzosopranistin Christina Bock, die von Fil Liotis am Klavier begleitet wurde.

Nach einigen Anläufen und Änderungen stand schließlich das Programm des Kammerkonzertes am späten Sonntagnachmittag im Horst-Eckel-Haus in Kusel: Klarinettist Daniel Bollinger interpretierte zusammen mit Pianist Fil Liotis, Cellistin Anke Heyn und Mezzosopranistin Christina Bock Werke aus Klassik und Romantik.

Für Freunde der Kammermusik war es ein Glanzpunkt: Die vier jungen Künstler boten Interpretationen, die man auf diesem Niveau in der Regel nur in den Kammermusiksälen großer Musikzentren erleben kann. Romantische Klangwelten ließen Anke Heyn und Fil Liotis im Adagio und Allegro für Violoncello und Klavier op. 70 von Robert Schumann (1810-1856) entstehen: Die sehr plastisch herausgearbeiteten Themen gewannen immer mehr an Spannung und dramatischem Ausdruck, der durch die Farbigkeit der Harmonien noch verstärkt wurde. Wie romantisch der Klassiker Ludwig van Beethoven (1770-1827) bereits war, konnten die etwa 70 Besucher am Beispiel des Trios op. 11 erleben, das auch als Gassenhauer-Trio bekannt ist; an die Stelle der Violine trat in dieser nuancenreichen Interpretation die Klarinette. Nach einem markanten Auftakt mit leiserem Nachsatz setzte Daniel Bollinger mit einem in weiten Bögen fließenden Thema in der Klarinette ein, das von Cellistin Anke Heyn übernommen wurde, während Fil Liotis am Klavier in einem sehr klaren, präzisen Anschlag einen kraftvollen Klangteppich entfaltete, aus dem immer wieder kurze, prägnante Motive ausbrachen und als Impulsgeber für die anderen Stimmen fungierten. Im langsamen zweiten Satz baute Liotis mit für sich stehenden Klavierakkorden eine subtile Spannung auf, die auch in Bollingers Klarinettenthema weiterlebte. Diese Spannung wurde noch erhöht durch Momente der Ruhe, die einen bewussten Kontrast zur Dramatik der Themen bildeten. Aber auch das Spiel mit den Klangfarben war fesselnd, wenn Anke Heyns weiche, weit gespannte Melodiebögen in den dunklen, warmen Celloklängen mit den leichteren, jedoch sehr innigen Kantilenen von Daniel Bollingers Klarinette abwechselten. Immer wieder fiel aber auch die sehr plastische Gestaltung von Fil Liotis am Flügel auf. Der kraftvoll-markante, sehr bewegte Schluss des Trios war munter und forsch und sprühte geradezu vor Temperament, schlug dann aber schnell wieder in eine wehmütige Elegie um, als ob das Thema selbst seinen Gedanken nachsinnen würde. Doch die prägnante, spannungsreiche und intensive Bewegung des Schlusses ließ das Werk kurz und fast schon abrupt enden. Die Überraschung des Nachmittags war die junge Mezzosopranistin Christina Bock, die nach einem kurzen Engagement im Opernstudio des Badischen Staatstheaters Karlsruhe seit 2013 zum Ensemble der Semperoper Dresden gehört. Die ganze Bandbreite ihres Ausdrucksspektrums zeigte die wandlungsfähige, doch immer sehr natürlich und authentisch wirkende Sängerin in ihrer Interpretation der Lieder „Du bist die Ruh“, „Lachen und Weinen“ und „Die Forelle“ von Franz Schubert (1797-1828). Sehr verhalten, aber mit innigem, sonorem Klang stimmte sie das von Friedrich Rückert (1788-1866) gedichtete Lied „Du bist die Ruh“ an, dabei schien sie ihren Gedanken nachzuhängen. Die ausgeprägte Textdeutlichkeit und Textausdeutung von Christina Bock wurde auch in der zweiten Strophe deutlich, in der Fil Liotis am Klavier aus der Begleitfunktion hervortrat und seine Akkorde fast schon einen eigenständigen Ausdruck neben der Stimme annahmen. Leiseste Nuancen hob Christina Bock in der dritten Strophe hervor, ihre Stimme blühte in diesem seelenvollen Vortrag weich und voll auf. Neckischer Ausdruck, klare Konturen und subtile Nuancen charakterisierten auch das Lied „Lachen und Weinen“, das Hin und Her widerstreitender Gefühle brachten die beiden Künstler wunderbar zur Geltung. Ganz und gar unsentimental, fast schon ein wenig schnippisch und mit ausgeprägten dramatischen Akzenten gestaltete Christina Bock die „Forelle“. Desto gefühlvoller interpretierte die junge Sängerin dafür die Hosenrolle des jungen Pagen Cherubino aus Wolfgang Amadeus Mozarts (1756-1791) Oper „Die Hochzeit des Figaro“, der im Wirbelsturm der Pubertät ständig verliebt, aber auch noch sehr unsicher ist – dabei aber zum Anbeißen süß.

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