Kreis Südwestpfalz Wieder unruhige Zeiten

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„L’ Chaim, auf das Leben.“ Einer jüdischen Tradition folgend stießen die Gäste mit einem Glas Schnaps auf das Leben an, als sie am Sonntag in Saalstadt einen Sandsteinfindling setzten, der an zwei 1942 im Konzentrationslager ermordete jüdische Mitbürgerinnen erinnert.

Das Leben war Johanna Moses und ihrer Tochter Hedwig, denen der Stein gewidmet ist, von den Nationalsozialisten in Auschwitz genommen worden. Ein Mahnmal solle der Stein sein, ein echter Stolperstein, damit sich dieser Teil der Geschichte nicht wiederhole, sagte Bürgermeister Horst Höh. Einen Kolonialwarenladen hatten Mutter und Tochter in Saalstadt betrieben, erinnerte Rainer Reinfrank, der den Anstoß für den Gedenkstein gegeben hatte. Steinmetz Richard Paulini lieferte den Sandsteinfindling. Der Deportation der Frauen nach Auschwitz waren Repressalien und Schikanen vorausgegangen, die sich im Laufe der Zeit steigerten. So war Nichtjuden verboten worden, bei den Juden einzukaufen, erinnerte Reinfrank. Unruhige Zeiten erlebe Deutschland auch jetzt wieder. Umso wichtiger sei es, an die damaligen Geschehnisse zu erinnern und zu fragen, „wie es mit uns so weit kommen konnte“, sagte Höh. Der Glaube sei ein Grund gewesen, dass die Nationalsozialisten andere Menschen verfolgten. Es habe scheinbar so harmlos begonnen mit dem Nachplappern von Parolen – auch aktuell wieder ein brisantes Thema. Manche Parole werde am Ende sehr problematisch, mahnte Höh. Das habe sich bereits im Dritten Reich gezeigt, als plötzlich der Biedermann seine Maske abgelegt „und seine wahre Fratze gezeigt hat“. Ähnliches dürfe es nicht mehr geben. Deshalb sei der Gedenkstein auch im kleinen Saalstadt so wichtig. Das unterstrich der Beigeordnete der Verbandsgemeinde Thaleischweiler-Wallhalben, Jürgen Herzog. Man müsse sich immer wieder an die Gräueltaten erinnern, gerade mit Blick auf die aktuellen Vorgänge, da Brandanschläge auf mögliche Flüchtlingsunterkünfte zunehmen und rechte Parolen immer öfter zu hören seien. (add)

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