Höheinöd Walter Fuchs: Vom Gitarren-Onkel zum Vorsitzenden eines Vorzeigechores

Mit dieser Gitarre fing alles an: Bei den Pfadfindern lernte Walter Fuchs Gitarre spielen. Die Musik begleitet ihn seither durch
Mit dieser Gitarre fing alles an: Bei den Pfadfindern lernte Walter Fuchs Gitarre spielen. Die Musik begleitet ihn seither durch sein Leben.

„Music was my first love“. Der Welthit von John Miles hat Walter Fuchs zu einem Aufkleber inspiriert, der seine Gitarren ziert. Musik war auch Fuchs’ erste Liebe. Sie wird es bleiben, auch wenn er am Freitag nach 36 Jahren das Amt des Vorsitzenden des MGV Höheinöd abgibt. Als Sänger bleibt er dem Chor, den er mit in eine moderne Zukunft geführt hat, erhalten.

„Meine erste Gitarre habe ich noch. Sie lässt sich noch gut spielen“, sagt Walter Fuchs. Die Gitarrensammlung ist seither gewachsen. Fuchs hat sich selbst das Orgel spielen beigebracht. Er ist gefragt, wenn es um Rhythmusinstrumente geht und spielte viele Jahre Saxophon. „Dass die Musik so ein wichtiger Teil meines Lebens werden würde, hätte ich als Kind nicht gedacht“, bekennt Fuchs, der deutsch, englisch, italienisch, französisch und spanisch singt. Während der Corona-Zeit hat er intensiv Musik gemacht, die Musik hat ihm durch diese Zeit geholfen. „Dass ich durch das viele Üben besser wurde, und jetzt so gut bin wie nie zuvor, war ein schöner Nebeneffekt“, sagt er lachend.

In Waldfischbach-Burgalben wuchs er auf. Bei den Pfadfindern lernte er als Zehnjähriger Gitarre zu spielen. In den folgenden 64 Lebensjahren sollte die Musik den heute 74-Jährigen nicht mehr loslassen. „Ich habe gleich Probe“, erzählt Walter Fuchs. „Happy Fox“ heißt seit Juni 2023 sein neuestes musikalisches Projekt. Happy steht für seinen musikalischen Partner Martin Fröhlich und Fox „natürlich für Fuchs“, sagt Fuchs.

„The Tornados“ hieß Fuchs’ erste Band. Im Kultursaal „Alte Kirche“ in Waldfischbach-Burgalben hatten sie 1964 ihren ersten Auftritt. Es sollten viele Formationen folgen. Das Stimmungstrio Walter, Robert und Alois, die Sunlight-Band, die „Los Adrianos“, die Musikgruppe Senfkorn, die Formation Tanz-Café Ernst. Fuchs trat zwölf Jahre als Alleinunterhalter auf, spielte parallel dazu mit Freunden bei „Night Rock“ und im 1. Höheinöder Salonorchester. Musikalisch war er ganz breit aufgestellt.

Profi-Musiker zu werden, darüber habe er nie nachgedacht, sagt Fuchs. 1966 begann er eine Ausbildung beim Finanzamt, war dort bis zur Rente tätig. „Die Musik war immer ein schöner Ausgleich“, sagt Fuchs, der gerne fotografiert, Aphorismen und Geschichten verfasst, sich an Ausstellungen beteiligte und zu den Mitbegründern der Oldtimertraktor- und Landmaschinenfreunde gehört. 1970 zog er der Liebe wegen – „ich habe mir die Hübscheste ausgesucht“, sagt Fuchs – nach Höheinöd. Er hatte großen Anteil daran, dass dort über Jahrzehnte kulturell viel los war und ist.

Für ihn sei es die größte Freude, wenn er Musik mache und spüre, dass auch das Publikum die Musik mit Emotionen verbindet. Egal ob Tränen, etwa wenn Leonard Cohens Halleluja erklingt, oder ausgelassenes Mitsingen und Mitklatschen. „Das sind immer unvergessliche Momente“, sagt der musikalische Tausendsassa.

Dass er einmal Vorsitzender des Männergesangverein Höheinöd werden würde und als solcher in Folge auch zum aktiven Chorsänger, daran habe seine Frau Karin großen Anteil. Die sang im gemischten Chor des MGV. „Ich war der Gitarren-Onkel“, erklärt Fuchs. Er sei gefragt gewesen, wenn es instrumentaler Begleitung bedurfte. Als es im Verein einen Generationenkonflikt gab, hatte ein Vereinsmitglied die Idee, dass „der Walter“ doch Vorsitzender werden könnte. Er wurde vorgeschlagen, sagte ja. „Ich wusste gar nicht so genau, worauf ich mich da eingelassen hatte“, erzählt er. Kaum im Amt, zog der Chorleiter in die Südpfalz. „Das war ein Schock, weil ich mich im Chorbereich nicht auskannte und einen Nachfolger suchen sollte“, erinnert er sich. Peter Antes sang im Chor und erzählte, dass er gerade dabei sei, die Chorleiterprüfung zu absolvieren. „Ein Glücksfall“, sagt Fuchs. Antes wurde Chorleiter und aus den beiden ein tolles Team. „Von Anfang an habe ich, ohne es zu merken, viele alte Zöpfe abgeschnitten. Weil ich die alten Zöpfe gar nicht kannte“, sagt Fuchs.

Neue Veranstaltungsformen wurden ausprobiert: Singen am Lagerfeuer und gutes Essen wurde mit Sketchen und Chorgesang verbunden. Bunter Abend statt aus der Zeit gefallene lange Chorabende. Einer der ersten Projektchöre in der Region wurde in Höheinöd gegründet. Fuchs war immer überzeugt, dass die Menschen gerne singen, erkannte aber auch, dass es neue Formen braucht, um die Menschen zum Singen im Chor zu bringen.

Im vergangenen Jahr wurde aus dem MGV Tonart. Nicht der Namenswechsel war entscheidend, sondern der damit verbundene Konzeptwechsel. Zum Beispiel gibt es mehrere Probemöglichkeiten pro Woche. „So dass jeder einen Termin findet, der ihm passt“, sagt Fuchs. Er weiß, dass das ohne die Musikbegeisterung von Peter Antes nicht möglich gewesen wäre. Der Lohn: Aktuell über 40 begeisterte Sängerinnen und Sänger in Höheinöd. Für Fuchs ein perfekter Moment, um nach über drei Jahrzehnten das Amt als Vorsitzender abzugeben. „Ich weiß, dass ich etwas Gutes übergebe“, sagt er. Als Tenor bleibt er dem Chor erhalten.

Musik, eine gesellige Runde und „ein gutes Gläschen Rotwein“, verrät er, das mache glücklich. Im Verein habe er immer versucht, die Balance zu halten zwischen ernsthaftem Chorgesang und Pflege der Geselligkeit. „Ich glaube, das ist mir gelungen“, freut er sich.

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