Kreis Südwestpfalz Und schon spitzeln die nächsten Halme hervor

Das Ergebnis der Getreideernte 2014 beurteilen die Landwirte in der Region sehr unterschiedlich. Die Neuaussaat hat schon begonnen. Im Zweibrücker Land und auf der Sickinger Höhe hat das Wintergetreide die größte Bedeutung, da es nach der Ernte in den Weiterverkauf geht oder als Viehfutter benötigt wird.

Bernd Fuhrmann aus Biedershausen hat beim Herrenwalderhof, auf der Winterbacher Gemarkung, Weizen gesät. Weltweit ist der Weizen mit einem Drittel der Anbaufläche aller Getreidesorten das wichtigste Getreide für die menschliche Ernährung. Guter Weizen wird vor allem für die Herstellung von Backwaren verwendet. Deshalb gibt es beim Weizen hohe Anforderungen an die Qualität, was das Vollkorn, Stärke- und Eiweißgehalt angeht. Das sind die entscheidenden Merkmale für eine gute Backfähigkeit des gemahlenen Mehls. Ist die Ernte von minderer Qualität, dann können die Bauern den Weizen nur zur Viehfütterung verwenden. Dies bedeutet einen großen Einnahmeverlust, wenn die Getreideart für den Verkauf bestimmt war. Die Sickinger Höhe mit ihrem Kalkboden ist ein kleiner Vorteil für den Anbau von Weizen. Die Bauern müssen beim Anbau des Getreides im Herbst schon sehr sorgfältig sein. Zur Vermeidung von Unkraut in der aufgehenden Saat wird der Acker umgepflügt, um auch zusätzliches Spritzen zu vermeiden, erzählt Hans Süs aus Winterbach. Durch die umgestürzte Ackerkrume verrottet der bereits entwickelte Unkrautbesatz im Erdreich und stört nicht die Entwicklung des neuen Getreidekorns. Bei vorgesehenen Feldern für Futtergetreide oder Sommerzwischenfrucht, wie der jetzt gelb blühende Ackersenf, wird das Erdreich oft nur ausreichend durch Grubben gelockert und zerkleinert, um das Saatgut einzubringen. Fritz Löhr vom Seitershof in der Gemarkung Wallhalben hat am ersten Oktoberwochenende Getreide unmittelbar bei seinem Aussiedlerhof eingesät, was einige kräftige Staubwolken aufgewirbelt hat, da das Erdreich bereits zu trocken war. Deshalb sind zahlreiche Landwirte nicht unglücklich über den Regen. Auf einigen vor Tagen eingesäten Feldern sieht man schon die Auswirkungen des Regens: Die Jungsaat hat ein gesundes Grün angenommen und sich sofort kräftig aus der Erde herausgestreckt. Völlig unerwartet für viele Bauern hatte der Weizen in diesem Jahr noch eine gute Qualität, was bei der langen Trockenheit niemand mehr erwartet hatte. Der noch gut zwei Wochen vor der Ernte gefallene Regen habe das Ergebnis beim Weizen gerettet, sind sich die Landwirte Klaus Bohl aus Herschberg und Hans Süs aus Winterbach einig. Dies habe die Notreife verhindert, sodass die Bauern weitgehend von einem Schrumpfkorn verschont blieben. So konnte das Getreide auch als Backweizen verkauft werden. In besonders trockenen Böden war der Weizen häufig nur als Futterweizen zu verwerten. Dies bedeutete, dass erhoffte Einnahmen ausgeblieben sind. Die Getreidepreise seien in diesem Jahr schlecht, sodass die Bauern ihre wertvolle Ernte eigentlich besser selbst lagern, wenn sie die Möglichkeit haben, um eine bessere Preisentwicklung abzuwarten. Wer nichts lagern kann, muss zu einem ungünstigen Preis verkaufen, was den Bauern hart trifft, berichtet Klaus Bohl. Viele Getreidefelder wurden auch durch heftige Regengüsse in Mitleidenschaft gezogen, da es die schweren Ähren niedergedrückt hat, sodass sie am Erdboden lagen. Dies ist in einer Regenphase äußerst ungünstig, da das Getreide nicht mehr richtig austrocknet, sodass sich Krankheiten und Fäulnis einstellen. Auf jeden Fall gibt es einen deutlichen Qualitätsverlust, sodass das Getreide dieser Felder auch nur noch als Futtergetreide Verwendung finden kann. Manchmal ist es besser größere Flächen überhaupt nicht zu ernten, um sie später unterzupflügen. Noch immer wird in der Region auch Wintergerste für die Bierherstellung angepflanzt. Das Getreide für die Mälzereien muss hohen Qualitätsansprüchen genügen, damit es von den Getreideannahmestellen als sogenannte Braugerste für die Bierherstellung eingestuft wird. Bei mangelhafter Güte des Getreides hat der Landwirt wieder nur Futtergetreide und erzielt keinen höheren Verkaufspreis. Gerade die Braugerste hatte in diesem Jahr Probleme, da sie durch das extrem günstige Frühjahr teilweise fast vier Wochen früher zur Reife kam. Durch die Trockenheit zu diesem Zeitpunkt sei es eine Schnellreife gewesen, was der Kornbildung geschadet hat, sodass die Bauern von einem Schrumpfkorn sprechen. Die Hoffnung auf Braugerste ist vom Tisch, wenn das Wetter nicht mitspielt. Einige Bauern haben versucht, der Natur ein Schnippchen zu schlagen, da sie die Wintergerste mit zu hohem Feuchtigkeitsgehalt geerntet haben, um sie danach an der eigenen Lagerstätte so dosiert zu trocknen, dass es nach Möglichkeit zu keinem Güteverlust führt, um auch das Vollkorn für die Qualitätskontrolle zu erhalten. Dies hat die Chance gewahrt, das Getreide noch als Braugerste zu verkaufen, aber mit einem finanziellen Mehraufwand für die Trocknung. Dieser Trocknungsaufwand ist für die Bauern manchmal auch lohnend, um zu verhindern, dass auch das Futtergetreide nicht verdirbt, erklärt der ehemalige Landwirt Karl Ehresmann aus Winterbach. Aufeinander geschüttetes feuchtes Getreide erzeugt einen Wärmestau, der die Pilzkrankheit fördert, sodass das wertvolle Getreide verdirbt. Die Landwirte müssen sehr wachsam sein, um ihren Ernteerfolg nicht noch durch Nachlässigkeit zu schmälern oder das geerntete Getreide gar unbrauchbar werden zu lassen. (hac)

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