Kreis Südwestpfalz Standort für Mahnmal gesucht

Die Sandstein-Blumeninsel am Rande des Marktplatzes könnte als Sockel für das künftige Mahnmal genutzt werden.
Die Sandstein-Blumeninsel am Rande des Marktplatzes könnte als Sockel für das künftige Mahnmal genutzt werden.

Seit vor drei Jahren 15 Nachfahren ehemaliger jüdischer Homburger Mitbürger in der Kreisstadt über das Thema berieten, wird über ein Mahnmal zu Ehren ihrer ermordeten Vorfahren sowie weiterer Opfer der Naziherrschaft diskutiert. Einige Nachfahren haben zugesagt, sich finanziell am Projekt zu beteiligen.

„Itzhak Hirsch, der heute im Elsass wohnt, ist der Neffe eines jüdischen Homburgers, der von den Nazis ermordet wurde. Er bietet an, sich an den Kosten für ein Mahnmal zu beteiligen – ebenso die Familie Levy“, sagt Hans-Josef Britz, der sich an seinem Arbeitsplatz im Homburger Stadtarchiv seit Jahren für das Erinnern an die früheren jüdischen Mitbürger in seiner Stadt stark macht. Unter Verweis auf den Homburger Bildhauer Fritz Hess, der zum Mitmachen bereit sei, schlägt Britz eine Lösung vor, die das Stadtsäckel nach seinen Worten kaum belasten würde: In einem Depot am Zunderbaum lagern die Granitplatten, die früher eine stufenförmige Brunnenanlage auf dem Christian-Weber-Platz gebildet hatten, ehe dort das Textilgeschäft H & M gebaut wurde. „Mit diesen Granitplatten kann man arbeiten, damit könnte man das Mahnmal verwirklichen“, bestätigte Oberbürgermeister Rüdiger Schneidewind (SPD) vorige Woche auf Anfrage. Damit tritt er Bedenken entgegen, die im Rathaus zuletzt ob der Material-Beschaffenheit der Granitsteine geäußert wurden. Die Rede ist davon, den Granit stelenförmig anzuordnen und mit Inschriften für die 30 ermordeten Homburger Juden sowie für Widerstandskämpfer und KZ-Häftlinge zu versehen – ebenso für die osteuropäischen Kriegsgefangenen, die als Zwangsarbeiter in Homburg starben und im Wald bei Kirrberg begraben wurden. Unklar ist, wo das Mahnmal stehen soll. Für ideal hält Britz einen Sandstein-Sockel am Rande des Marktplatzes, der bislang als Blumeninsel dient: „Hier, vor der Gaststätte ,Nudelhaus’, befinden wir uns nur wenige Meter von der ehemaligen Synagoge entfernt. Außerdem gab es hier das Gasthaus ,Storchen’, das früher vom katholischen Ehemann einer jüdischen Mitbürgerin betrieben wurde.“ Weitere Anknüpfungspunkte seien das frühere jüdische Geschäft Levy im Obergeschoss des „Storchen“, die benachbarte einstige Leihbücherei Oppenheimer (später Frommer) sowie die nahe Karlsbergstraße, die einst als „Judengasse“ bekannt gewesen sei. Wenig Verständnis bringt Britz für die Idee im Rathaus auf, das Mahnmal vor der neuen Touristen-Information am Talstraßen-Kreisel am Mannlich-Gymnasium aufzustellen. Was für den Historiker einem „Auslagern an den Rand“ gleichkäme, könnte für Oberbürgermeister Rüdiger Schneidewind durchaus „ein Beweis dafür“ sein, „dass wir gegenüber Gästen offen mit unserer Geschichte umgehen“. Der OB führt den Vorschlag auf eine Anregung des Kulturbeigeordneten Raimund Konrad zurück. Einen dritten möglichen Standort – neben dem Freiheitsbrunnen am Rondell – hält Schneidewind für ungeeignet. Einig ist sich der OB mit Britz in der Skepsis gegenüber dem Verlegen von „Stolpersteinen“ des Kölner Künstlers Gunter Demnig: Hegt Schneidewind die grundsätzlichen Bedenken, dass bei dieser Kunstform die Erinnerung an Nazi-Opfer „mit Füßen getreten“ werde, verweist Hans-Joseph Britz darauf, dass die meisten Homburger Häuser, vor denen sie zu verlegen wären, heute gar nicht mehr stünden. „Das Thema ist mir sehr wichtig“, betonte Rüdiger Schneidewind vorige Woche vor der Presse: „Immerhin habe ich die alljährliche Gedenkveranstaltung zum 9. November seinerzeit als Jugend-Beigeordneter mit finanziert.“ Mit Blick auf die Blumeninsel am „Nudelhaus“ gibt der OB jedoch zu bedenken, dass der Sandsteinsockel beim Jazz-Sommer auf dem Marktplatz gern als Sitzgelegenheit zweckentfremdet werde: „Das wäre in diesem Zusammenhang dann doch ziemlich problematisch.“ Grundsätzlich, betont der OB, hätte er aber „mit einem Mahnmal mitten in der Altstadt überhaupt kein Problem“.

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