Kreis Südwestpfalz Souvenir aus Florenz

91-72635717.jpg

Eine solche Veranstaltung ist in Deutschland wirklich einmalig. Ein klassisches Orchester mit hochkarätigen jungen Musikern trifft sich einmal im Jahr für ein einziges Konzert zum Festivalorchester Euroclassic und begeistert vor ausverkauftem Haus. Auch in der neunten Ausgabe des Projekts war das nicht anders.

Großes Gedränge schon eine halbe Stunde vor Veranstaltungsbeginn in der Pirmasenser Festhalle. Kein Wunder, denn der Saal war am Sonntag mit rund 750 Besuchern ausverkauft. Und alle waren gespannt, was das Festivalorchester in diesem Jahr zu bieten hat. Auf jeden Fall 21 international renommierte Musiker, durchweg in jungen Jahren, aber deswegen dennoch überaus erfahren und virtuos. Darunter auch zwei Mitglieder der Pirmasenser Familie Steckel, deren Engagement das Projekt Festivalorchester letztendlich zu verdanken ist. Valentin Steckel spielte im Orchester die Viola, Bruder Julian übernahm den Solopart am Violoncello. Wie im vergangenen Jahr spielte man ohne Dirigent. Die Leitung des Ensembles hatte Martin Funda als Konzertmeister übernommen, der das Ensemble zu wahren Höchstleistungen animieren konnte. Auf dem Programm standen drei Kompositionen unterschiedlicher Musikepochen. Zum Auftakt Klassik mit der Streichersinfonie g-Moll Nr. 12 von Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809-1847). Ein passendes Werk für ein junges Orchester, denn der Komponist schuf es 1823 im Alter von gerade einmal 14 Jahren. Engagiert und punktgenau durchleuchteten die Musiker auf der Pirmasenser Bühne das Stück mit seinen kontrapunktischen Studien und Fugenübungen. Exakte Intonation und ein voller Klang des Streicherensembles erfreuten die Zuhörer in allen drei Sätzen. Ein schöner Auftakt, der viel für das Kommende versprach. Im zweiten Vortrag des Abends hatte Cellist Julian Steckel seinen Einsatz. Auf dem Programm stand das Konzert für Violoncello und Streicher A-Dur Wq 172 des Barockkomponisten Carl Philipp Emanuel Bach (1714-1788) – ein über den Spätbarock hinaus in die Zukunft weisendes Werk. Zu seiner Zeit galt Philipp Emanuel Bach, der in Diensten von Friedrich dem Großen in Potsdam und später als Musikdirektor in Hamburg wirkte, als Erneuerer der Musik und Wegbereiter der Klassik. Das selten in Konzertsälen zu hörende Cellokonzert in A-Dur forderte dem Solisten Julian Steckel ein gehöriges Maß an Virtuosität und Gestaltungstalent ab, was aber für den jungen Musiker kein Problem darstellte. Wie schon oft gehört, bewies er auch an diesem Abend souverän seine hohe musikalische Kompetenz. Das Euroclassic Festivalorchester erwies sich als kongenialer Partner und lieferte mit rhythmischer Prägnanz einen spannenden Dialog mit dem Solisten. Beim feierlichen Largo spielten die Streicher in gedämpftem Ton, während Julian Steckel seinen expressiven Klang entfalten konnte. Das kontrastreiche Wechselspiel im dritten Satz Allegro assai gelang den Musikern bravourös. So konnte das Publikum die Faszination der frühklassischen Musik ganz entspannt erleben. Für den nicht enden wollenden Applaus bedankte sich Julian Steckel mit einer virtuosen Zugabe, die alleine schon den Besuch des Konzerts gelohnt hätte. Nach der Pause erlebte das Publikum einen Ausflug in die Romantik und damit einen ganz anderen Klang des Orchesters. Man brachte Peter Tschaikowskys (1840-1893) „Souvenir de Florence“ d-Moll op. 70 zu Gehör. Ursprünglich als Streichsextett komponiert, entstand schon kurz nach der Entstehung 1890 eine Version für Orchester. Sehr souverän präsentierte das Ensemble dieses ausdrucksstarke Werk, dessen Titel auf den Aufenthalt des Komponisten im italienischen Florenz hinweist. Sehr komplex und emotional stellte diese Komposition durchaus eine Herausforderung dar, die das Festivalorchester jedoch mit Leichtigkeit meisterte. Eine Mischung aus italienischem Temperament und russischer Seele – so könnte man das Stück mit einfachen Worten beschreiben. Eigenschaften, denen die Musiker gerne folgten. Viel Applaus als Dank und natürlich die Vorfreude auf das Festivalorchester 2016.

x