Südwestpfalz Radverkehrskonzept sieht massiven Ausbau des Radwegenetzes vor

Durch die Pirmasenser Straße in Contwig fahren täglich rund 7400 Fahrzeuge. Zum Schutz der Radfahrer, die die L471 nutzen, könnt
Durch die Pirmasenser Straße in Contwig fahren täglich rund 7400 Fahrzeuge. Zum Schutz der Radfahrer, die die L471 nutzen, könnte ein Schutzstreifen markiert werden.

Es sind beeindruckende Zahlen, die Landrätin Susanne Ganster und der für die Kreisentwicklung zuständige Holger Keller am Donnerstag bei der Vorstellung des Radverkehrskonzepts für die Südwestpfalz nannten. Wenn alles, was in dem Konzept vorgesehen ist, umgesetzt wird, könnten Radfahrer auf einem Wegenetz von 820 Kilometern von Ort zu Ort fahren. Billig wird das nicht. Aber hohe Zuschüsse winken.

Bevor das Radverkehrskonzept des Landkreises vom Kreistag auf den Weg gebracht wird, steht es nach den Sommerferien noch einmal zur Diskussion. Bei Bürgerkonferenzen in allen sieben Verbandsgemeinden besteht für Bürger noch einmal die Möglichkeit, sich einzubringen und Vorschläge zu äußern. Das hatten zum Jahreswechsel bereits rund 700 Teilnehmer der Online-Umfrage getan und insbesondere auf Problemstellen, häufig gefahrene Routen, Wunschrouten und fahrradunfreundliche Stellen hingewiesen. Am häufigsten wurden dabei die Radwegelücke zwischen Stambach und Dellfeld in der Verbandsgemeinde Zweibrücken-Land und die Landesstraße 478 zwischen Eppenbrunn und Ludwigswinkel genannt.

Derzeit gibt es in der Südwestpfalz ein Radwegenetz mit einer Länge von 580 Kilometern, 80 davon als richtige Radwege. Das orientiert sich weitgehend an touristischen Belangen. Das künftige Radwegenetz soll so gestaltet werden, dass Menschen im Alltag häufiger aufs Fahrrad steigen und das Auto stehenlassen. „Das Radverkehrskonzept ist Teil des Kreisentwicklungskonzepts. Wir wollen den Alltagsradverkehr in den Blick nehmen und Verbesserungen für den Bürger erwirken, für Pendler und für Schüler, damit sie mit dem Fahrrad sicher an den Schulstandort kommen“, sagte Landrätin Susanne Ganster.

Anschlüsse an die Städte und nach SÜW

Um in den Genuss von Fördermittel zu kommen, müsse der Landkreis ein umfassendes Konzept vorlegen. Und dazu gehört, dass über Landkreis-Grenzen hinaus gedacht wird. Das geplante Radwegenetz sieht Anschlüsse an die städtischen Radwege in Pirmasens und Zweibrücken vor. Aber auch der Lückenschluss in den Landkreis Südliche Weinstraße zwischen dem Luger Tal und Annweiler soll geschafft werden. „Wir sind da in guten Gesprächen mit dem Landkreis und dem Landesbetrieb Mobilität“, sagte die Landrätin. 820 Kilometer könnte das Radwegenetz haben, wenn alle Beteiligten das umsetzen, was im Konzept steht. Denn es ist nicht Sache des Landkreises, das Konzept umzusetzen. Er hat den Masterplan erstellt, umsetzen müssen ihn die Baulastträger der Straßen, auf oder neben denen die Radwege ausgewiesen werden oder entstehen sollen. Neben Bund, Land und Kreis sind es auch die Orts- und Verbandsgemeinden. Sie können entscheiden, ob und was sie aus dem Programm umsetzen.

850 Maßnahmen hat das Planungsbüro nach der ersten Online-Beteiligung der Bürger und den Eingaben der Träger öffentlicher Belange erarbeitet. Sie alle sind in einer interaktiven Karte dokumentiert, die den Mitgliedern der Lenkungsgruppe zur Verfügung steht. In der Lenkungsgruppe sitzen Vertreter des Kreistags, der Verbandsgemeinden, der Fahrradverbände, der Landwirtschaft, des Forsts, der Polizei, des Landesbetriebs Mobilität und Behindertenvertreter. In den Bürgerkonferenzen werden die für die jeweiligen Verbandsgemeinden möglichen Maßnahmen zur Diskussion gestellt.

Akribisches Planungsbüro

Dass die Anzahl der Maßnahmen auf den ersten Blick so hoch erscheint, liegt an der Akribie, mit der das Planungsbüro vorgegangen ist. Da werden Dinge aufgeführt wie eine Verbesserung der Beschilderung oder die Markierung von Radwegen. Es stehen aber auch die großen Maßnahmen drin, wo 100 Kilometer straßenbegleitende Radwege neu gebaut werden sollten. Oder wo kaputte Oberflächen saniert werden müssen. „Wir wollen das Rad als Verkehrsmittel für den Alltag stärken“, nannte Holger Keller das Ziel. Dank der E-Antriebe seien die Räder heute schneller, das erfordere, dass Wege breiter werden müssten, der eine oder andere Radweg den Anforderungen nicht mehr genüge. „Auch wenn wir den Neubau von 100 Kilometern vorgesehen haben, dies ist kein Radwegebaukonzept“, betonte Keller.

Von den 820 vorgesehenen Radwegkilometern sollen 390 Kilometer auf Wirtschafts- und Forstwegen ausgewiesen werden. Wegen möglicher Nutzungskonflikte werden Gespräche mit dem Forst und der Landwirtschaft geführt. 250 Kilometer werden sich Radfahrer mit Autofahrern teilen müssen. „Hier gibt es einen Optimierungsbedarf“, sagte Keller. Der Großteil dieser Mischverkehrsstrecken liegen innerorts, wo es wegen des fehlenden Platzes Probleme geben, Rad- von Autoverkehr zu trennen.

Radweg zwischen Käshofen und Rosenkopf

Der Bau neuer, straßenbegleitender Radwege sei dort sinnvoll, wo es für Radfahrer gefährlich werden könnte, weil es viel befahrene Straßen sind. Keller nannte als Beispiel die Straße von Käshofen nach Rosenkopf, die täglich von 4600 Fahrzeugen genutzt wird, aber recht schmal sei. Deshalb könnte parallel der Straße ein Radweg gebaut werden. Noch schmaler als diese Straße ist die L467 von Krähenberg in Richtung Wallhalben. Weil hier am Tag aber weniger als 500 Fahrzeuge fahren, eigne sie sich für den Mischverkehr. Allerdings würde dann ein Tempolimit von 70 Stundenkilometern angeordnet.

Die Planer rechnen mit Gesamtkosten von 110 Millionen Euro. Umgelegt auf die Baulastträger entfielen davon 50 Millionen Euro auf die Orts- und Verbandsgemeinden, 20 Millionen Euro auf den Kreis. Streckt man diese Investitionen über einen Zeitraum von zehn Jahren, dann wären das pro Jahr für die Kommunen sieben Millionen Euro. Es könnte bedeutend billiger werden, wenn das Konzept vom Bund gefördert wird. Dann winkt ein 90-prozentiger Zuschuss.

Bürgerkonferenzen

  • VG Waldfischbach-Burgalben: Montag, 4. September, 18 Uhr, Bürgerhaus Schuhfabrik Waldfischbach-Burgalben
  • VG Hauenstein: Dienstag, 5. September, 18.30 Uhr, Bürgerhaus Hauenstein
  • VG Thaleischweiler-Wallhalben: Mittwoch, 6. September, 19 Uhr, Rathaus Wallhalben
  • VG Zweibrücken-Land: Donnerstag, 7. September, 18 Uhr, Konrad-Loschky-Halle Battweiler
  • VG Rodalben: Montag, 11. September, 19 Uhr, Bürgerhaus Münchweiler
  • VG Pirmasens-Land: Dienstag, 12. September, 19 Uhr, Sitzungssaal Bahnhofstraße Pirmasens
  • VG Dahner Felsenland, Mittwoch, 13. September, 19 Uhr, Bürgersaal VG-Verwaltung Dahn.
Hier, an der L474 vor Thaleischweiler-Fröschen, endet der Radweg. Es fehlt eine Überleitung auf die Fahrbahn.
Hier, an der L474 vor Thaleischweiler-Fröschen, endet der Radweg. Es fehlt eine Überleitung auf die Fahrbahn.
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