Kreis Südwestpfalz „Pälzer Bub“ freit Friesenmädchen

Ines Carstensen hat ihren Jugendfreund Tobias Müller in der traditionellen Föhrer Brauttracht geheiratet. Föhr ist die größte un
Ines Carstensen hat ihren Jugendfreund Tobias Müller in der traditionellen Föhrer Brauttracht geheiratet. Föhr ist die größte und mit 8200 Bewohnern bevölkerungsreichste deutsche Insel ohne Landverbindung.

Es ist eine der Geschichten, wie sie nur das Leben schreibt. Sascha Müller radelt von Miesenbach bis auf die Insel Föhr. Die Insulanerin Ines Carstensen zieht aus dem Ferienparadies in die Westpfalz. Ach ja, eine Insel-Hochzeit gibt es auch. Daran ist wiederum Ines’ Bräutigam Tobias Müller beteiligt.

Sascha Müller nahm vor gut zehn Tagen von Ramstein-Miesenbach Kurs Richtung Norden. Mit gehörig Zeitdruck im Nacken, allzu lange hatte er nicht frei. Fünf Tage später war wieder Nachtschicht angesagt. Zurück ging es deshalb via Leihauto. Der 34-Jährige arbeitet als Avioniker, er hat die kompletten elektronischen Systeme eines Flugzeugs im Visier, repariert und gibt die Flieger wieder frei. Also rauf aufs Rennrad, die 808 Kilometer mit einem Schnitt von rund 24 Kilometer pro Stunde gestrampelt, um nach einer Fahrzeit von gut 34 Stunden am Ziel zu sein. Etappenziele waren im Taunus, in Marsberg, bei Nienburg an der Weser. Am vergangenen Sonntag war fast die Elbe erreicht, Tags darauf ging es bei Dagebüll auf die Fähre rüber zur Insel. Eine Verrückte Sache, die laut Sascha Müller „einen wichtigen Grund hat“. Der Reihe nach: Doris Müller fährt seit Ende der 1980er Jahre mindestens einmal im Jahr auf die Insel Föhr in Urlaub. „Ich war schon als Kind irgendwie im Norden verwurzelt. Das war einfach so, ohne Anlass“, blickt sie zurück. Sylt musste nicht sein, die Wahl fiel beim ersten Mal auf Föhr − und dabei ist es geblieben. „Es ist ein großes Stück Heimat geworden“, berichtet Doris Müller von der friesischen Familie, die neben der Pension wohnt und bei der sich im Lauf der Jahre, genau wie bei ihr, drei Jungs einstellen. Freundschaften entstehen. Ihre Jungs − Sascha, der Älteste, Tobias und Bastian, der Jüngste − ziehen mit den gleichaltrigen Friesen los. Jahr für Jahr. Irgendwann ist auch die 15-jährige Ines Carstensen in der Clique. Jahre später fliegen Amors Funken – einfach so. „Wir sind 2015 näher ins Gespräch gekommen“, umschreibt die heute 28-jährige Ines, wie sie und der vier Jahre ältere Tobias sich verliebten. Sie ein Mädel, zwar nicht vom Ponyhof, aber vom Ferienhof Carstensen auf Föhr. Er ein 800 Kilometer entfernt lebender Westpfälzer. Ein Urlaubsflirt? Mitnichten. Die große Liebe. Seit über einem Jahr lebt die Arzthelferin nun schon in der Pfalz. „Föhr und Miesenbach, das kann man gar nicht vergleichen“, stellt sie diplomatisch fest. Also kein „Hier oder dort ist es schöner“. Seit Mitte April heißt sie nicht mehr Carstensen, sondern Müller. Die Hochzeit war auf Föhr, mit allem drum und dran, mit der Föhrer Tracht auf dem Standesamt und ganz in Weiß in der Kirche. „Bei uns ist es so, da wird geheiratet, wo die Frau herkommt“, denkt die junge Frau noch voller Freude ans gerade wenige Tage zurückliegende Fest. Und warum fährt der neue Schwager Sascha nun mit dem Rad auf die Insel? „Es ging mir bei der Fahrt um unsere Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Deshalb musste es mit dem Fahrrad sein, da man diese Leistung nicht erkaufen kann, sondern sie einzig und allein auf Wille sowie körperlichem Ehrgeiz beruht“, lautet die Erklärung von Sascha Müller. Die Tour hatte er schon lange im Sinn: „Ich wollte einfach sicherstellen, dass ich meine neue Schwägerin und meinen Bruder unter allen Umständen erreichen kann.“ Er widmete die Tour zudem seinen beiden Heimatorten, wie er es nennt. Zwei Tage trug er das Wappen des Landkreises Kaiserslautern auf dem Trikot. „Da stand allerdings Landkreis Betze drauf“, gesteht er. Zwei Tage sah man ihn mit dem Pfälzer Löwen radeln: „Den wollte ich mal ausführen, um unsere Pfälzer Kultur und Sprache ein wenig aufzufrischen.“ Das Finale fand dann in den Farben der Nordfriesen statt – mit dem Friesenwappen und dem Löwen. Den Menschen auf der Insel zu Ehren saß das Nordfriesenwappen gar auf der Herzseite. „Es ist ein toller Schlag Mensch“, finden die Müllers.

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