Kreis Südwestpfalz Nicht mit Jesus übertreiben

„Es geht nicht um Bekehrung“, sagte der evangelische Pfarrer Tilo Brach. „Es geht um die Begegnung von Mensch zu Mensch.“ Unter diesem Motto fand am Freitagabend im Gasthaus „Im Eck“ in Battweiler der „Jesus-Treff in der Kneipe“ statt.

Zusammen mit dem Gitarristen Frank „Franky P“ Palumbo griff Brach Themen auf, die die Menschen in der heutigen Zeit bewegen. Er sprach zwischen den Musikstücken über Mobbing im Alltag, im Internet, früher wie heute, über Scheinheiligkeit, Ellenbogenmentalität, die Bedeutung von Freundschaft, Zusammenhalt und den inneren Kampf zwischen Gut und Böse. Franky P griff in seinen Liedern die angesprochenen Themen auf und ergänzte sie. Zu seiner Darbietung gehörten „Heart of Gold“ von Neil Young, „Welcome to Wherever You Are“ von Bon Jovi, „I Still Haven′t Found What I′m Looking for“ von U2, „Demons“ von Imagine Dragons, „Broken“ von Seether, „Good Riddance“ von Green Day und „Das Privileg zu sein“ von Samuel Harfst. Im Anschluss an den etwa einstündigen moderierten Teil, der mit einem kurzen Gebet endete, folgte der offene, ebenfalls mit Musik begleitete Teil des Abends, in dem der Schwerpunkt auf Gesprächen lag. „Wer in die Kneipe geht, will Menschen treffen“, sagte Brach. Also sei es Sinn des Abends, auf Leute einzugehen und ins Gespräch zu kommen. „Hier trifft man nicht Jesus, hier trifft man Menschen. Und wer Menschen begegnet, begegnet Geschöpfen Gottes.“ Die Veranstaltung traf bei den etwa 30 Gästen auf positive Resonanz. Axel Weber aus Hornbach war schon von Beginn an begeistert und hoffte, dass „viele Leute kommen und auch etwas mitnehmen“. Sebastian Weber aus Battweiler fand den Ansatz interessant, eine solche Veranstaltung außerhalb der Kirche zu machen und „die Kirche zu den Leuten“ zu bringen. Auch die freie und lockere Art des Treffens fand bei ihm Zustimmung: „So etwas kann man öfter machen.“ Den Treff zu einer regelmäßigen Veranstaltung machen will auch Tilo Brach. Etwa alle drei Monate soll er von nun an stattfinden. Der Ort bleibt gleich, aber bei der musikalischen Gestaltung möchte Brach Abwechslung bieten. Der Kneipentreff war für Brach und seine Frau Elisabeth ein Experiment, von dem sie nicht wussten, ob es funktionieren würde. Die Idee dazu war seit den 90er Jahren gewachsen. Damals veranstaltete die anglikanische Kirche solche Treffen in örtlichen Pubs. Nach den erfolgreichen Motorradgottesdiensten und einem vergleichbaren Gottesdienst im Battweiler Sportheim vor zwei Jahren fasste Brach nun spontan den Entschluss, einen solchen Kneipenabend in seiner Gemeinde zu versuchen. 14 Tage dauerte die Vorbereitung, wobei ganz bewusst „kein Riesenevent“ geplant war, auch um den Begegnungscharakter zu wahren. Die Werbung dafür beschränkte sich auf Battweiler. Ebenso wichtig war von Anfang an, „es nicht mit Jesus zu übertreiben“. Der Mensch steht bei Tilo Brach, der in Motorradkleidung moderiere, im Mittelpunkt. (sach)

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