Höheischweiler Neues Konzept für alte Kläranlage gesucht

 Dem Stand der Technik entspricht die Kläranlage nicht mehr. Es ist absehbar, dass Lösungen gefunden werden müssen, wie das Abwa
Dem Stand der Technik entspricht die Kläranlage nicht mehr. Es ist absehbar, dass Lösungen gefunden werden müssen, wie das Abwasser mittel- und langfristig geklärt wird.

Noch erreicht die Kläranlage in Höheischweiler bei der Abwasserreinigung die vorgegebenen Grenzwerte. Die Reinigungsleistungen, die Kläranlagen erbringen müssen, werden aber immer anspruchsvoller. Es ist absehbar, dass die Anlage so auf Dauer nicht weiterbetrieben werden kann. Über 50 Jahre alt sind viele Anlagenteile. Nach einer Lösung wird gesucht.

„Wir schaffen das vorher“, sind sich die Mitglieder des Werkausschusses der Verbandsgemeinde Thaleischweiler-Wallhalben am Mittwochabend beim Blick in den Himmel über Höheischweiler einig. Es ziehen dunkle Wolken auf. Bevor es anfängt zu regnen, wollen sie die Besichtigung der Kläranlage abgeschlossen haben und in der Mehrzweckhalle die Weichen für deren Zukunft stellen. Es funktioniert. Der Regen setzt erst ein, als der Ausschuss in der Halle sitzt. Gelohnt hätte es sich vielleicht, vor Ort zu bleiben, denn bei Regen spielt ein langgezogenes Becken im Eingangsbereich der Kläranlage eine wichtige Rolle. Die Funktion des Beckens und die Technik der gesamten Anlage erläutert Abwassermeister Peter Broschart dem Ausschuss.

Über 55 Jahre alt ist die Kläranlage, die 1995 noch mal ertüchtigt wurde, sagt Verbandsbürgermeister Patrick Sema (SPD). Von Seiten der Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd (SGD) sei die Forderung gekommen, zu klären, „wie es mit der Kläranlage weitergeht“. Deshalb „ist es wichtig, dass Sie wissen, wie die Anlage aussieht, über die wir reden“, ergänzt Werkleiter Joachim Becker.

Wassermenge wird Zug um Zug verringert

Aus drei Richtungen fließt Abwasser zu, erläutert Broschart. Die Ortsgemeinde Höheischweiler schickt zu 90 Prozent die gemischten Ab- und Oberflächenwässer Richtung Kläranlage. In einem kleinen Bereich des Ortes ist ein Trennsystem verlegt, so dass von hier nur Schmutzwasser in der Anlage kommt. Gilt auch für das Schmutzwasser, das im nahe gelegenen Gewerbepark Höhfröschen anfällt. Auch das wird in Höheischweiler geklärt. Im Verbindungssammler treffen die Zuflüsse zusammen.

Bei Regen, erläutert Broschart, komme hier eine solche Menge Wasser an, die die Anlage so zunächst gar nicht bewältigen könne. Zug um Zug werde die Wassermenge so verringert, bis die Menge bleibe, die die Anlage klären könne: 18 Liter pro Sekunde kann die Anlage bei Regenereignissen aufnehmen. Dabei spielt besagtes Becken, ein Regenüberlaufbecken, eine wichtige Rolle. Hier wird das Wasser schon mal mechanisch vorgereinigt und der Wasserzulauf mit geregelt. Viele Schmutzstoffe setzen sich hier bereits ab, Fette werden an der Wand zurückgehalten. Das bedeute, erläutert Broschart, dass das Becken nach größeren Regenereignissen aber auch regelmäßig gereinigt werden müsse. Weniger Arbeit gäbe es, wird schmunzelnd festgestellt, „wenn bei Regen niemand in Höheischweiler auf die Toilette gehen würde“. Funktioniert natürlich nicht.

Hoher Stromverbrauch als Problem

Broschart folgt bei seinen Erläuterungen dem Weg des Abwassers durch die Anlage. Rund 24 Stunden ist das Wasser in der Anlage, bevor es diese gereinigt wieder verlässt. Dann hat es sowohl eine mechanische als auch eine biologische und eine chemische Reinigungsstufe durchlaufen. 60.000 Kubikmeter Schmutzwasser darf die Anlage derzeit jährlich laut Genehmigung aufnehmen und reinigen. Die Anlage weist ein Gefälle auf und doch beginnen bei Broscharts Erläuterungen Sätze immer wieder mit: „Wir pumpen…“. Es muss viel gepumpt werden in der Höheischweilerer Kläranlage. „Die Anlage hat einen verhältnismäßig hohen Stromverbrauch“, bestätigt Broschart. Vor mehr als 50 Jahren haben Stromkosten keine große Rolle gespielt. „Strom war billig“, sagt Becker. Die Zeiten haben sich geändert.

Der hohe Stromverbrauch ist ein Problem der Anlage, die auf eine Reinigungsleistung für 1800 Einwohnergleichwerte ausgelegt ist. Nicht das einzige. Die Elektro-, Mess- und Regeltechnik ist veraltet. Daran besteht beim Blick ins Gebäude kein Zweifel. Das ein oder andere Gerät hat schon fast Museumscharakter. Kein Schrott, „aber manches ist altertümlich“, stellt Werkleiter Becker fest. Veraltet sind auch Sand- und Fettfang sowie der Feinrechen. Der Tropfkörper wurde vor zwei Jahren mal repariert, damit die Elimination von Stickstoff gewährleistet ist. Die Anlage hält die vorgegebenen Grenzwerte ein. Aber der Stickstoffelimination werde eine immer höhere Bedeutung beigemessen, so dass absehbar sei, dass die Grenzwerte in diesem Bereich weiter gesenkt werden, sind sich die Fachleute sicher.

Zukunft der Anlage soll geprüft werden

Das bedeutet, verdeutlichen Becker und Sema, „wir müssen uns rechtzeitig Gedanken machen, wie es mit der Anlage weitergeht“. Dazu sollen Möglichkeiten geprüft und deren finanzielle Folgen genauer betrachtet werden. Anlage grundlegend sanieren, die Anlage neu bauen, mal prüfen, ob das Abwasser nicht zur Reinigung nach Pirmasens geleitet werden könnte – das Petersberger Abwasser wird zum Beispiel in Rodalben geklärt –, oder ob man es zur Kläranlage bei Rieschweiler-Mühlbach transportiert und dort reinigt, sind Möglichkeiten.

Drei Fachbüros sollen ein Angebot für eine solche umfassende Studie abgeben. Von Beginn an soll auch im Auge behalten werden, welche Fördermöglichkeiten bestehen. Weil es ein großer Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz ist, wenn Abwasser so gut und effektiv wie möglich gereinigt wird, gibt es mehrere Fördertöpfe, die möglicherweise in Betracht kommen. Zum Beispiel eine Förderung über die Wasserrahmenrichtlinie. Der stellvertretende Werkleiter Steffen Martin hat Fördermöglichkeiten betrachtet. Schon für diese Studien kommen Fördergelder in Betracht. In der Studie selbst, sagt er, seien dann die Fördermöglichkeiten im Bereich Klimaschutz schon zu beachten. Da gelte es zum Beispiel Grenzwerte einzuhalten, erläuterte Martin. Zum Beispiel den Stromverbrauch betreffend.

x