Kreis Südwestpfalz Mit Offenheit um Organspenden werben

Mit der Gründung eines Beirats öffnet sich an den Homburger Unikliniken ein Teilbereich des Transplantationszentrums nach außen. Mit mehr Transparenz will man neues Vertrauen in die Transplantationsmedizin schaffen und die Bereitschaft zur Organspende steigern.

Während der Wissenschaftsrat dem Saarland empfiehlt, künftig auf Transplantationen von Leber und Lunge zu verzichten, wagen Mediziner des Uniklinikums Homburg mit Unterstützung von Patientengruppen, der Ärztekammer und kooperierender Krankenhäuser (Evangelisches Krankenhaus Zweibrücken, Winterberg-Klinik Saarbrücken) einen Vorstoß in die Gegenrichtung. Im Homburger Transplantationszentrum sind die drei Transplantationsprogramme Niere (seit 1984), Lunge (seit 1994) und Leber (seit 2004) zusammengefasst. Für die Leber gibt es nun – bundesweit einmalig - eine Satzung, die detailliert die Organisation der Transplantation und die Verantwortlichkeiten beschreibt. „Darüber hinaus wird es künftig jedes Jahr eine Beiratssitzung geben, in der wir über unsere Aktivitäten berichten und zeigen, was wir getan haben – im Positiven wie im Negativen“, so Matthias Glanemann, Leiter der Chirurgie-Klinik: „Mit der Öffnung nach außen für Ärzte, Patienten, Kammern und Behörden hoffen wir natürlich das Vertrauen in die Transplantationsmedizin nach den jüngsten Skandalen wiederherstellen zu können.“ Der eingangs erwähnten Empfehlung des Wissenschaftsrates kann Glanemann nichts abgewinnen: „Das Gutachten basiert auf absoluten Zahlen, berücksichtigt aber nicht die Qualität. In der Transplantationsmedizin geht es aber nun mal nicht um Masse.“ Das Homburger Klinikum sei für die Saar-Universität Haupteinwerber von Drittmitteln. Jeder sechste eingeworbene Euro hänge unmittelbar mit der Transplantationsmedizin zusammen. Schon vor den Organspende-Skandalen in Göttingen, München, Leipzig und Münster anno 2012 und 2013 gingen die Organspenden seit 2000 konstant zurück. Bei der Leber gibt es im Saarland im Schnitt noch acht Organspenden pro Million Einwohner – gegenüber elf bundesweit. „Letztlich müssen das die Patienten ausbaden“, sagt Frank Lammert, der als Leiter der Klinik für Innere Medizin II unter anderem für Lebererkrankungen zuständig ist. Daher müsse man mit Transparenz um Vertrauen werben. Voriges Jahr wurden in Homburg 17 Lebern verpflanzt. Glanemann: „Alle Empfänger kamen aus der Region, alle leben.“ Durchschnittlich dauerte eine OP viereinhalb Stunden. Die mittlere Verweildauer in der Klinik lag bei 30 Tagen, davon zwölf 12 Tage auf der Intensivstation. Bei zwei Operationen sei man ohne Blutkonserven ausgekommen. Defizite gebe es allerdings – ein allgemeines Problem in der Transplantationsmedizin – in der sogenannten Lebensqualitätsanalyse, das heißt, wie zufrieden sind die Patienten mittel- und langfristig nach erfolgter Transplantation im Lebensalltag. Allerdings, so sagt das Beiratsmitglied Jutta Riemer: „Ohne Spenderorgan hätte von uns keiner überlebt.“ Riemer ist die Vorsitzende des Vereins Lebertransplantierte Deutschlands. Lammert: „Transplantationsmedizin bedeutet immer regionale Versorgung. Den Patienten ist es nur schwer zuzumuten, regelmäßig ein weiter entferntes Zentrum aufsuchen zu müssen.“ Glanemann schätzt das Transplantationszentrum als „klein, aber von hoher Qualität“ ein: „Wir könnten mehr machen. Aber noch besser? Das wird schwierig.“ (bj)

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