Südwestpfalz Maschinen rauben Vögeln und anderen Tieren wichtige Rückzugsräume

Im Jahr 2022 hat ein Unternehmer für die Pfalzwerke die Hecken und das Dornengestrüpp umfassend entfernt. Nun wurden noch einige
Im Jahr 2022 hat ein Unternehmer für die Pfalzwerke die Hecken und das Dornengestrüpp umfassend entfernt. Nun wurden noch einige Jungbäume gefällt.

Der Frühling ist da, und mit ihm die Vögel und andere Tiere, die Rückzugsmöglichkeiten brauchen. Dass Hecken, Sträucher und Bäume an den Rändern von Straßen und Wegen an manchen Stellen scheinbar gedanken- und rücksichtslos gerodet werden, ärgert Naturschützer. Es gibt aber Hoffnung.

Auf dem alten Römerweg zwischen Battweiler, dem Reifenberger Pfarrhöfchen und dem Rosendorf Schmitshausen waren gegen Ende des Winters zerfetzte, abgefräste und übelst zugerichtete schützende Heckenreihen entlang des Weges zu sehen. Für Norbert Fakundiny und Horst Macke vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu) im Zweibrücker Land ist das eine höchst bedenkliche Misshandlung eines geschützten Lebensraumes. Die Hecken seien schon jetzt nur noch letzte Überbleibsel eines einst so kostbaren Lebensraumes für die Tier- und Insektenwelt.

Warum die Sträucher auch den Menschen nutzen

Die Fachleute vom Nabu verweisen aber darauf, dass die Sträucher weitere Schutzfunktionen für unsere Landschaft und für die Menschen haben: Sie bremsten die starken Winde, die oft über die Höhenrücken fegen. Dadurch werde das Fortblasen der trocknen, aber wertvollen Ackerkrume gebremst. Sie gäben der Landschaft noch immer Schutz vor der schnellen Austrocknung und zu starken Erwärmung. Sie seien Hangschutz und bremsten den zu schnellen Abfluss des Regenwassers, das für die Pflanzen der Feldflur immer wertvoller werde.

Die Nabu-Fachleute hoffen, dass die zuständige Naturschutzbehörde des Landkreises Südwestpfalz notwendige Maßnahmen zum Schutz eines wichtigen Rückzugsgebietes der Natur ergreift. Auf Anfrage der RHEINPFALZ sicherten Mitarbeiter der Naturschutzbehörde zu, dass sie sich vor Ort ein Bild machen würden, ob hier übers Ziel hinausgeschossen wurde.

Der Jagdpächter wundert sich über den Kahlschlag

Nicht weit vom Pfarrhöfchen, wo der Radweg weitergeht nach Battweiler und Winterbach, da wurde das Feldgehölz im Auftrag der Pfalzwerke gründlich beseitigt. Der Jagdpächter der Gemarkung Reifenberg, Ferdi Hüther, hat sich gewundert, ob der Kahlschlag an manchen Stellen wirklich notwendig war und warum die gut entwickelten Jungbäume umgelegt wurden. Der Überlandleitung wären sie keineswegs gefährlich geworden. Zwei Jahre zuvor hatte der Lohnunternehmer zuerst die Dornenhecke mit Brombeeren und den Gebüschbewuchs radikal entfernt. Der hatte die Hochspannungsleitung noch weniger gestört als vielleicht das aufragende Feldgehölz. Bei den Bäumen hätte es ausgereicht, wenn man nur die nach oben treibenden Äste leicht zurückgenommen hätte, da zwischen den Baumwipfeln und der Stromleitung bestimmt noch über drei Meter Abstand lagen, findet Hüther. Mit wenig Sachverstand seien mindestens 15 bis 20 Jahre wertvolle Naturentwicklung in zwei Stunden für immer ausgelöscht worden.

Die Hecken am Weg vom Pfarrhöfchen Richtung Battweiler und Winterbach wurden vom Schneidegerät zerfetzt und zerkleinert.
Die Hecken am Weg vom Pfarrhöfchen Richtung Battweiler und Winterbach wurden vom Schneidegerät zerfetzt und zerkleinert.

An der Heckenreihe zum großen Gemarkungsgrenzstein Richtung Battweiler und Winterbacher Gemarkung wurde ebenfalls stark gerodet. Reifenbergs Bürgermeister Pirmin Zimmer sagte auf Anfrage der RHEINPFALZ, dass die Gemeinde Wege nur im erforderlichen Umfang auslichten wolle und er sich vor Ort ein Bild machen werde.

Abgeholzt, fast abgehobelt

Doch nicht nur Feldwege sind betroffen, sondern auch Streifen an Straßen, die wichtige Rückzugsgebiete sind, weil sie nicht bewirtschaftet werden. Ein Beispiel ist die Kreisstraße zwischen Battweiler und Niederhausen oder von Oberauerbach nach Contwig, wo nach und nach fast alle Hecken beseitigt wurden. Die hohe Böschung an der Kreisstraße zwischen Battweiler und Reifenberg wurde vor einigen Wochen abgeholzt, fast abgehobelt. Mit einem Schlag gehen so der Schutzraum und das Nahrungsangebot verloren.

Laut Straßenmeister Mirko Backé von der Straßenmeisterei Landstuhl ist dies eine übliche Pflegemaßnahme am Hang vom Ortsausgang Battweiler bis zur Abfahrt zum Stockbornerhof. Grundstückbesitzer hätten sich über den Aufwuchs zu ihren Grundstücken beschwert. Eine Beeinträchtigung für den Straßenverkehr seien er nicht gewesen, räumt er ein.

Auch die Imker sind enttäuscht

An diesem Hang standen vorm Einschnitt zum Ohmbachtal über Jahrzehnte schön gewachsene Akazien, die immer wieder weithin sichtbar blühten. Während der Blütenphase waren sie eine wertvolle Bienen-, Insekten- und Hummelnahrung. Akazienhonig ist beliebt. Darum sind auch die Imker enttäuscht.

Gefällte Bäume beim Pfarrhöfchen.
Gefällte Bäume beim Pfarrhöfchen.

Das gefällte Gehölz wird gehäckselt, und das nachwachsende Gras wird vermutlich im Mai mit Mulch überdeckt, was der Naturschutzbund für übertrieben hält. Der gründliche Rückschnitt bis zur Grasnarbe verhindere jedes Blühen von Blumen und Gräsern an den Sonnenhängen. Außerdem schade es dem Gelege und dem Nachwuchs der Vögel, den Käfern, Eidechsen, Blindschleichen und Igeln.

Straßenmeisterei wartet auf neue Maschine

Mirko Backé von der Straßenmeisterei hofft, dass bald der angekündigte neue Gestrüppkopf für die Bearbeitungsmaschinen kommt. Der soll die letzten zehn Zentimeter bis zur Grasnarbe nicht mehr beseitigen. Vielleicht könnte man der Natur noch ein wenig mehr Schutzraum lassen, sagt der Straßenmeister.

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