Vinningen Leute aus der Nähe: Der frühere Kita-Leiter „Herr Pfaff“ hat ein Faible für Frankreich

Michael Pfaff mit seinem vierjährigen Briard-Rüden Oskar.
Michael Pfaff mit seinem vierjährigen Briard-Rüden Oskar.

„Herr Pfaff“, diesen Namen und die dazugehörige Person kennen in Vinningen viele. Michael Pfaff wohnt nicht nur in Vinningen, er hat 31 Jahre lang im Rehberg-Kindergarten gearbeitet. Mittlerweile ist er im Ruhestand, langweilig wird es dem Frankreich-Fan aber nicht.

Der Begriff „Gendern“ gehörte im Jahr 1978, als der gebürtige Pirmasenser Pfaff die zweijährige Fachschulausbildung beim CJD in Bad Bergzabern begann, noch nicht zum Sprachgebrauch. Dass er Erzieher werden wollte, stand für den jungen Mann schon früh fest. Schon als Kind nahm er an vielen Freizeiten beim Christlichen Verein junger Menschen (CVJM) teil, später begleitete er CVJM-Ausflüge als Betreuer.

Der alleinige Hahn im Korb unter den 25 Personen, die die zweijährige Ausbildung absolvierten, war er zwar nicht, aber die Damen waren deutlich in der Überzahl: Fünf Männer und 20 Frauen – darunter auch seine heutige Ehefrau – haben den Erzieherinnen- oder Erzieherberuf erlernt. Nach dem abschließenden Anerkennungsjahr bewarb sich der „staatlich anerkannte Erzieher“ beim Protestantischen Waisenhaus in Pirmasens, bekannt als „Jugendhilfe Jona“ – mit Erfolg. Zwölf Jahre lang, von 1980 bis 1992, hat er als Erzieher mit den oftmals sozial abgehängten Kindern und Jugendlichen gearbeitet. „Viele der Kinder waren sozial verwahrlost, die Kontakte mit der eigenen Familie waren oftmals problematisch oder gar nicht vorhanden“, erinnert er sich an berufsprägende Erfahrungen.

Sprachförderung für Pfaff besonders wichtig

Was ihn auszeichnet, ist die Fähigkeit, zuzuhören, die Kinder als Kinder ernst zu nehmen, ohne sich dabei selbst in den Mittelpunkt zu stellen. Nach dem Umzug von Pirmasens nach Vinningen im Jahr 1983 war es für Michael Pfaff ein Glücksfall, ab 1992 eine freie Stelle als Erzieher der Vinninger Rehberg-Kindertagesstätte besetzen zu können. Von 2001 ab leitete er die Kita kommissarisch, ein Jahr später erfolgte die formelle Berufung zum Leiter. „Ich habe überwiegend mit Kolleginnen zusammengearbeitet, das ist für mich nichts außergewöhnliches“, sagt er. Am Herzen lagen ihm vor allem zwei Themenkomplexe: die französische Sprachförderung und die Nachhaltigkeit im Sinne des Umwelt- und Naturschutzes.

„Wir wohnen gerade fünf Kilometer von der französischen Grenze entfernt, allein von der Nähe zu Frankreich sollte der Fokus bei den Kindern verstärkt auf die französische Sprache gelegt werden“, betont er. In der Praxis erlernen die Kinder in spielerischer Form die ersten französischen Wörter durch eine Fachkraft, die Muttersprachlerin ist.

Vieles hat sich geändert, die Kinder nicht

Einen Kaffee oder ein Abendessen in französischer Sprache zu bestellen, das kann auch Michael Pfaff. „Ich nutze meine rudimentären Schulkenntnisse“, sagt er augenzwinkernd. Pfaff und seine Frau sind Frankreich-Fans, die mit ihrem Wohnmobil bereits durch das gesamte Land getourt sind. Jetzt, da beide in Ruhestand weilen, wollen sie die Urlaube noch ausweiten. „Wir sind frankophil“, sagt er. Ansonsten spaziert Pfaff täglich mit seinem Briard-Rüden „Oskar“ auf Feldwegen rund um Vinningen, oftmals auch gemeinsam mit Ehefrau Ingrid.

Häufig hat „Herr Pfaff“ freitagvormittags auch mit den Kita-Kindern das Dorf und dessen Umgebung erkundet. Den Rehberg und das Vinninger Bachtal kennenlernen, im Dorfgarten pflanzen, Nistkästen bauen und dabei ein Bewusstsein für die Umwelt schaffen, war ein wesentliches Anliegen Pfaffs. Wenn Petrus hin und wieder Regenwolken statt Sonnenschein bescherte, gab es einen Plan B. Eine kindgerechte Einführung in das Leben der Honigbienen und eines Imkers gehörte zu den Inhalten. Pfaff weiß, wovon er spricht – als Imker betreut er vier Bienenvölker. Aber auch Themen wie Strom- und Wasserkreislauf hat er kindgerecht serviert.

In den mehr als 30 Jahren habe sich vieles in der Logistik und den Erwartungen gewandet, stellt Pfaff rückblickend fest, nur die Kinder nicht. „Während früher die Kinder mit drei Jahren frühestens eine Kita besuchen konnten, sind heutzutage bereits einjährige Kitabesucher“. Der bürokratische Aufwand sei enorm gestiegen: Dokumentation, Entwicklungsgespräche und vieles mehr bestimmen den beruflichen Alltag neben der Arbeit in der Gruppe. Das schönste Kompliment hat ein kleines Mädchen im Dezember 2023 dem scheidenden Kitaleiter gemacht: „Meine Lieblingserzieherin ist der Herr Pfaff“.

x