Kreis Südwestpfalz Leipzig lotst Ensheimer Flieger

Der Tower am Saarbrücker Flughafen (links im Bild) bleibt noch einige Wochen betriebsbereit.
Der Tower am Saarbrücker Flughafen (links im Bild) bleibt noch einige Wochen betriebsbereit.

Seit dem gestrigen Dienstag wird der Flugverkehr am Flughafen Saarbrücken-Ensheim vom 450 Kilometer entfernten Leipzig aus überwacht. Dort haben Fluglotsen von der Deutschen Flugsicherung GmbH (DFS) gestern ihr Fern-Kontrollzentrum (Remote Tower Control Center) für Saarbrücken in Betrieb genommen. Nach DFS-Angaben ist Saarbrücken der weltweit größte Flughafen, der im täglichen Betrieb aus der Ferne überwacht werde.

Hoch auflösende Video- und Infrarotkameras sollen den Leipziger Lotsen den Überblick über den Saarbrücker Flugverkehr in der Luft und am Boden sichern. Laut Stefan Jaekel, Sprecher der Deutschen Flugsicherung, soll die „Remote Tower Control“ nach einer vierwöchigen Einführungsphase in den Regelbetrieb übergehen. Für die nächsten Jahre plane die DFS, diese Technik auch an den ostdeutschen Flughäfen in Erfurt und Dresden einzuführen. Jaekel: „Auch wenn die Kontrolle des Flugverkehrs in Saarbrücken nach Leipzig verlagert worden ist, bleibt der Saarbrücker Tower zunächst weiter betriebsbereit.“ „Ein Verbund aus Video- und Infrarotkameras liefert in Leipzig permanent ein 360-Grad-Bild des Flughafens Saarbrücken“, erklärte der DFS-Sprecher gestern. Das Panoramabild werde auf einer Monitorreihe über dem Arbeitsplatz dargestellt; die Lotsen könnten den Bildausschnitt frei wählen. Die Infrarottechnik gewähre den Fluglotsen „eine deutlich verbesserte Sicht, vor allem bei schlechtem Wetter oder Dunkelheit“, so Jaekel. Die Kameras in Saarbrücken seien in einem beheizbaren Gehäuse auf einem Turm in der Nähe des alten Towers installiert worden, in dem sie über eine automatische Reinigungsfunktion verfügten. Nach Angaben von Klaus-Dieter Scheurle, Vorsitzender der DFS-Geschäftsführung, steigere das Unternehmen damit die Effizienz; die Sicherheitsanforderungen würden unverändert erfüllt. Das von der DFS entwickelte System sei „weltweit einzigartig“, betont Scheurle. Es sei längst üblich, dass Fluglotsen keinen direkten Sichtkontakt zu den Flugzeugen mehr hätten. Geschäftsführer Scheurle: „Die DFS überwacht den Flugverkehr im deutschen Luftraum in vier großen Kontrollzentralen in Langen, Bremen, München und Karlsruhe. Dass wir nun auch die Starts und Landungen an den Flughäfen aus der Ferne kontrollieren, ist der logische nächste Schritt.“ Für jenen Schritt seien jetzt zehn Saarbrücker Lotsen nach Leipzig gewechselt. Nach DFS-Angaben wäre in Ensheim demnächst der Neubau eines Kontrollturms notwendig gewesen – auf diese Investition könne man nun verzichten. Als erster Flieger, der im neuen Verfahren gelotst wurde, setzte gestern Morgen um 6.51 Uhr eine Luxair-Maschine aus Luxemburg auf der Saarbrücker Landebahn auf. Zwei Minuten später erhielt ein Luxair-Flieger nach Berlin-Tegel als Erster seine Startfreigabe aus Leipzig. Die letzte startende Maschine, die vom alten Saarbrücker Tower aus kontrolliert wurde, hob am Montagabend, 22.01 Uhr, für Luxair gen Luxemburg ab.

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