Rodalben Kaninchenzuchtverein ohne Züchter und fast ohne Kaninchen

Der KZV P 61 besteht auch ohne Züchter weiter, Vorsitzende ist Monika Böck, hier gemeinsam mit Kassenwart Stefan Germann.
Der KZV P 61 besteht auch ohne Züchter weiter, Vorsitzende ist Monika Böck, hier gemeinsam mit Kassenwart Stefan Germann.

Sein 120. Jubiläum wird der Kaninchenzuchtverein P 61 in eineinhalb Jahren noch feiern können, allerdings im kleinen Kreis der verbliebenen Mitglieder – und mit nur einem Kaninchen.

Die Vorsitzende Monika Böck hegt und pflegt noch ein Kaninchen aus der Rasse Deutscher Widder. „Das hat sich zum Haustier entwickelt“, erzählt sie schmunzelnd. „Es hoppelt zu Hause durch die Wohnung und fühlt sich offensichtlich wohl in seiner Rolle.“ Züchter gibt es im Verein schon lange nicht mehr. Die Zahl der Mitglieder schrumpfte von 300 in den 70er-Jahren auf momentan 35 Mitglieder, die, so Böck, „das Erbe des Vereins verwalten“. Erst im Juni machte der KZV dabei durch eine Spende auf sich aufmerksam. Auf Anfrage des Verkehrsvereins stiftete er eine Holz-Sitzgarnitur, gefertigt von „Hubert Hubele und Söhnen“. Sie steht unter dem Bruderfelsen, dem Wahrzeichen der Stadt. An diesem geschützten Standort mit bester Aussicht auf die im Tal liegende Stadt, überdauert sie Jahrzehnte, mutmaßt der Verein, der mit dieser Spende auch die Erinnerung an seine Geschichte wachhalten will.

Gegründet wurde der Verein im Jahr 1905, der „Hoch-Zeit von Ackerbau und Viehzucht hierzulande“, so heißt es in der Festschrift zum 70-jährigen Bestehen. Aus Lothringen sollen die ersten Kaninchen eingeführt worden sein. August Follmer, Sanitätsrat und Gründungsmitglied, soll den Bestand dann um Zuchtrassen erweitert haben.

Höhepunkt des Vereins in den 70er-Jahren

Man brauchte bald einen Unterstellplatz für die Käfige, weiß Monika Böck aus Erzählungen des langjährigen Vorsitzenden Max Ramolla. Der Unterstellplatz wurde auch genutzt als Versammlungsraum, die Vorstufe für das Vereinsheim mit Wirtschaftsbetrieb. Im Mai 1971 legte der KZV dafür den Grundstein und weihte das Gebäude ein Jahr später ein. Es war in Eigenarbeit entstanden, mit freiwilligen Einsätzen der Mitglieder.

Die Vorsitzende spricht vom Höhepunkt in der Vereinsgeschichte, erzählt von zig Kreis- und Landesschauen, überregionalen Züchtertreffen, Kreis- und Landesmeisterschaften, zu denen sie selbst beigetragen hatte. Seit 1970 hatte sie sich als Jungzüchterin betätigt. „Kinder erlebten hier eine schöne Zeit bei Spielen oder bei begleitenden Veranstaltungen wie dem Ostereiersuchen in der Hettersbach oder dem Kinderfest mit Pfarrer Karl Weber.“

Vereinsheim wird zum Restaurant

„Früher hatte der Verein einen hohen Stellenwert“, sagt Böck, „die Zucht verlor an Bedeutung, der Wandel der Zeit führte schließlich zum Niedergang des Vereinslebens.“ Der Not gehorchend verkaufte der KZV sein Vereinsheim im Jahr 2019. „Wir hatten versucht, es zu verpachten, aber das Haus war wegen der anfallenden Personalkosten für den Verein nicht zu halten“, erklärte Kassenwart Stefan Germann.

„So blieb es wenigstens zur Erinnerung erhalten und dank der Übernahme durch Pascal Wagner, der hier das Restaurant ’Zur alten Burg’ einrichtete, trägt es auch zur Bereicherung für den Tourismus bei“, heißt es seitens des Vorstandes. Auf dieser Seite am Felsenwanderweg hatte bis dahin eine Einkehrstätte gefehlt.

Unter die „Verwaltung des Erbes“ fallen Spendenaktionen, unter anderem auch für die Opfer der Flutkatastrophe im Ahrtal. Ansonsten nutzt der verbliebene Mitgliederstamm den Kassenbestand für seine internen Aktivitäten, ob für Ausflugsfahrten wie zur Bundesgartenschau oder gesellige Treffs, wohlwissend: „Das alles ist endlich!“, wie Böck es ausdrückt. In den Vorstandssitzungen würden diese Aktivitäten besprochen und beschlossen.

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