Kreis Südwestpfalz „Jetzt geht’s an die Schulen, jetzt wird’s dramatisch“

Die Zeiten, in denen jedes Dorf eine Schule hatte, sind längst vorbei. Doch nun soll die ehemalige Verbandsgemeinde Wallhalben auch ihre weiterführende Schule verlieren (wir berichteten gestern). Dass die Realschule plus vor dem Aus steht, bedauern alle Bürgermeister, mit denen die RHEINPFALZ gestern sprach. Berthold Martin sieht darin eine weitere politisch gewollte Abwertung Wallhalbens. Der Winterbacher Willi Schwarz hingehen sagt: Nicht die Politiker haben entschieden, dass die Schule dichtmacht, sondern die Eltern − indem sie ihre Kinder woanders hinschickten.

„Die Nachricht kam jetzt nicht überraschend. Als Lehrer kenne ich ja das Schulgesetz“, sagt Willi Schwarz, Bürgermeister von Winterbach. Die Wallhalber Realschule plus ist von den geforderten drei Klassen pro Jahrgang weit entfernt: Derzeit hat sie nur 107 Schüler. Es gibt zwei neunte Klassen, alle anderen Stufen sind einzügig, es gibt also jeweils nur eine Klasse. Die Schule steht schon länger auf der Kippe, weil die Zahl der Schüler stetig sinkt. Der Schulstandort sei „auf Dauer nicht zu halten“, stand schon in der Bewertung der Schulstandorte, die der Kreis als Schulträger im Januar 2013 veröffentlich hatte. „Es ist die Entscheidung der Eltern, in welche weiterführende Schule sie ihre Kinder schicken“, sagt Willi Schwarz. Und da hat Wallhalben mit den Integrierten Gesamtschulen in Thaleischweiler-Fröschen und Waldfischbach-Burgalben sowie den Realschulen und Gymnasien in Zweibrücken Konkurrenz. Außerhalb des Landkreises ist Landstuhl attraktiv, etwa für die Weselberger. Die Schulbehörde in Neustadt beabsichtigt, die Wallhalber Realschule plus ab dem kommenden Jahr klassenweise auslaufen zu lassen. Dann würden ab dem kommenden Sommer keine neuen Schüler mehr aufgenommen. Die Kinder, die jetzt dort sind, sollen noch ihren Abschluss machen können. Am Montag berät der Kreistag, ob er der so genannten Aufhebung der Schule zustimmen wird. Die Wallhalber Grundschule ist nicht betroffen. „Es ist ein Verlust für die Sickinger Höhe, wenn diese Bildungseinrichtung verloren geht. Ich finde es schade“, kommentiert Hettenhausens Bürgermeister Tobias Woll die drohende Schulschließung. Er ging in Landstuhl zur Schule − aber mit Wallhalben habe man auch ein gutes Angebot vor der Haustür gehabt. Offenbar sei die Schule nicht attraktiv genug, sonst gingen mehr Schüler hin, ergänzt Schmitshausens Bürgermeister Markus Schieler. Die Schmitshauser ziehe es bei den weiterführenden Schulen eher nach Zweibrücken. „Wenn man ehrlich ist, war es doch abzusehen. Es ist nicht schön, aber man musste damit rechnen“, sagt Manfred Biedinger, der Bürgermeister von Herschberg. Er bedauert, dass eine Schule „in Wohnortnähe“ geschlossen werden soll. Vor allem, weil viel in die Schule investiert worden sei. „Das Geld ist dann weg.“ Wie die irgendwann leerstehende Schule genutzt werden soll, ist noch offen. „Als die Wallhalber Hauptschule zur Regionalschule wurde, das war schon etwas Besonderes“, findet Krähenbergs Bürgermeister Thomas Martin. „Aber wenn die Eltern ihre Kinder woanders hinschicken,...“ Er bedauert, dass die Integrierten Gesamtschulen in Contwig und Thaleischweiler „für viel Geld“ erweitert würden, während die Wallhalber Realschule plus nun bald leerstehen soll. „Man hätte die Orientierungsstufe dort unterbringen können“, wiederholt er den alten Vorschlag aus der VG Wallhalben, einen Zusammenschluss mit der IGS Thaleischweiler-Fröschen einzugehen. „Aber das war ja politisch gar nicht gewollt“, sagt Berthold Martin, Wallhalber Bürgermeister und früherer Verbandsbürgermeister. „Ich versteh’s nicht.“ Teure Schulerweiterungen könne man sich doch eigentlich gar nicht leisten, zumal die Schülerzahlen auch an den großen Schulen in absehbarer Zeit zurückgingen. „Durch Kooperationen ließe sich viel Geld sparen.“ Martin erinnert daran, dass die Verbandsgemeinde Wallhalben für kurze Zeit mit ihrem Bürgerbus Schüler aus anderen Orten nach Wallhalben brachte, um die Realschule zu stärken. „Hätte es zwei, drei ordentliche Buslinien gegeben, wäre es möglich gewesen, die Schule zweizügig zu halten“, also mit zwei Klassen pro Stufe, sagt Martin. Doch habe der Kreis, der für den Transport zuständig ist, keine Linien eingerichtet. Für Martin ist die Schließung der Realschule plus eine weitere Abwertung der früheren Verbandsgemeinde Wallhalben, die im Sommer mit der Verbandsgemeinde Thaleischweiler-Fröschen fusionierte. „Wer weiß, wie lange wir noch Grundzentrum bleiben? Und für was, für wen?“ Der Wandel im ländlichen Raum sei augenscheinlich. „Es geht los mit der Post, den Lädchen, den Bäckereien. Jetzt geht es an die Schulen, jetzt wird es dramatisch“, sagt Martin. „Die Zeiten werden härter.“ Wallhalben werde es spüren, wenn die Schüler fehlen: Er habe oft Jugendliche zu den Supermärkten laufen sehen, auch deren Eltern hätten dort eingekauft, wenn sie die Kinder abholten. Der Wallhalber Verbandsgemeinderat hatte eine Resolution zum Erhalt der Schule verabschiedet, erinnert Martin − „aber da hat sich nie was ergeben.“ Außer in der Verbandsgemeinde sei nirgends der Wille dagewesen, die Schule zu erhalten. „Schade um die Schule. Sie ist gut, neu und sauber“, bedauert Weselbergs Bürgermeister Hans-Peter Mangold. „Aber die Nachfrage regelt das.“ Er sei als Bürgermeister froh, „wenn wir unsere Grundschule auf die nächsten Jahre sichern können“. Er findet, dass es − unabhängig von der Schulschließung − mit der früheren VG Wallhalben seit der Fusion mit Thaleischweiler-Fröschen abwärts geht. „Mir wäre es heute lieber als morgen, dass die alte Verbandsgemeinde Wallhalben zurückkommt.“

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