Kreis Südwestpfalz Gnadenfrist für Koprian

Pirmasens

. Entwickler Koprian war am Montag erneut in der Schuhstadt. Er hatte auf Bedenken im Stadtrat, geäußert in der Sondersitzung am 8. Juni, reagiert und sein Konzept überarbeitet. Die wichtigste Änderung: Das Parkhaus entsteht auf zwei Ebenen auf dem Dach der Galerie, was einen direkten Zugang zum Einkaufszentrum ermöglicht. Die Autos sollen, geschützt durch die Fassade, von der Fußgängerzone aus nicht zu sehen sein, sagte Koprian. Bei der Galerie selbst bleibt es bei drei Ebenen, allerdings sprach Koprian vorgestern von rund 12 000 Quadratmetern. Vor zwei Wochen war noch von 11 500 Quadratmetern die Rede. Das neue Konzept gefiel Michael Karutz, der für die Stadt Gutachten zum Einzelhandel erstellt, deutlich besser als das Konzept, das Koprian vor 14 Tagen vorgestellt hat. „Ich hatte lange Zeit Bauchschmerzen“, räumte Karutz jetzt ein, gerade weil Parkhaus und Galerie getrennt waren. Denn dann wäre es schwierig geworden, Ankermieter zu finden. Das jetzige Konzept könnte durchaus funktionsfähig sein, meinte der Gutachter. Oberbürgermeister Bernhard Matheis nahm den Ball auf. Weil Koprians neues Konzept tragfähig erscheine, schlug er eine Fortsetzung der Zusammenarbeit vor, knüpfte diese aber an Bedingungen. Matheis forderte Koprian auf, noch offene Fragen beispielsweise zum Denkmalschutz, zum Verkehrsaufkommen in der Bahnhofstraße, zu den Abständen zu den Nachbargrundstücken oder zu den Parkplätzen binnen dreier Monate zu beantworten. Fallen die Antworten zufriedenstellend aus, verlängere sich die Entwicklungsvereinbarung bis zum 31. Dezember 2016. Bis zu diesem Zeitpunkt muss Koprian dann allerdings auch nachweisen, dass er mindestens 60 Prozent der Verkaufsfläche vermietet hat. Dies war die Vorlage, über die der Rat am Montag abzustimmen hatte. Die CDU folgte mehrheitlich ihrem Oberbürgermeister, nur Thomas Weiner lehnte ab: Er setzt auf eine Jugendherberge mit 20 000 Übernachtungen, die ebenfalls Besucher in die Innenstadt bringe. Dagegen meinte CDU-Sprecher Denis Clauer im Namen der Fraktionsmehrheit: „Wir sehen mehr Chancen als Risiken.“ „Wenn wir Helmut Koprian nach Hause schicken, ändert sich überhaupt nichts an der Misere“, sagte Gerhard Hussong (SPD): Der Einzelhandel liege schon jetzt darnieder. Bei aller Kritik an Koprian sei die SPD mehrheitlich für eine schrittweise Verlängerung der Zusammenarbeit mit dem Entwickler, „Trennung nicht ausgeschlossen“, so Hussong. 15 000 Quadratmeter Verkaufsfläche hält er nach wie vor für besser. Diese Größe, so ließ sich Koprian am gestrigen Dienstag vernehmen, scheint übrigens noch nicht vom Tisch zu sein. Für den Freien Wählerblock bekundete Jürgen Stilgenbauer die mehrheitliche Zustimmung der Fraktion. Wenn sich schon ein Entwickler ins Zeug lege, um in Pirmasens eine Galerie zu bauen, sollte man ihm dies auch ermöglichen. Koprian trage das größte Risiko. Dem pflichtete Walter Krämer (FDP) bei: „Jede mögliche Investition sollte positiv überprüft werden.“ Die Galerie sei eines der wichtigsten und größten Investitionsvorhaben der letzten 25 Jahre, „und das Gelingen oder Scheitern dieses Projekts wird länger als die nächsten 25 Jahre das zentrale städtische Bild prägen“. Krämer meinte, auch Pirmasenser Investoren sollten sich an der Gestaltung des Stadtbildes beteiligen. Ein klares Nein kam von den Linken. „Seit 2011 werden Bürger, Einzelhandel und Stadtrat von Entwickler Koprian mit substanzlosen Planungen und Schönfärberei hingehalten. Vom Projekt Stadtgalerie in seiner ursprünglichen Fassung ist kaum noch etwas übrig“, kritisierte Linken-Sprecher Frank Eschrich. Inzwischen glichen Teile der Bahnhofstraße und Fußgängerzone einer Geisterstadt. Koprian habe keine einzige von ihm selbst festgelegte Zeit- und Projektplanung auch nur ansatzweise eingehalten. Die Kaufkraft sei hier viel zu gering für den rentablen Betrieb eines Einkaufszentrums der notwendigen Größe. Deshalb fänden sich weder genug Mieter noch Investoren. Die Stadtgalerie schade dem Einzelhandel und habe zu weiteren Geschäftsaufgaben und Leerständen geführt. Auch die Grünen haben keine Lust mehr auf Zusammenarbeit mit Koprian. Zu groß sei der Vertrauensverlust, so Fraktionschef Hermann Schulze. Stellungnahmen kamen von drei Einzelhändlern aus den Reihen der CDU. Erich Weiss bekannte sich zur Galerie und teilte den Stadträten mit: Die überwiegende Mehrheit der Einzelhändler sei für den Bau der Galerie, weil damit die Hoffnung verbunden sei, dass die Stadt Attraktivität zurückgewinne. Bernd Adler zeigte sich zwiespältig. Und Heiner Wölfling wies darauf hin, dass Koprian das Risiko trage: „Es gibt nur einen, der den Geldbeutel aufmachen will.“ (pr)

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