Südwestpfalz Getreideernte: Verrücktes Wetter bringt Landwirte in Nöte

In Battweiler wird momentan Getreide unter Volldampf geerntet
In Battweiler wird momentan Getreide unter Volldampf geerntet

Bis Mitte Mai konnten die Landwirte noch mit einer Spitzenernte beim Getreide rechnen. Vor allem das Wintergetreide hatte sich für die Bauern erfreulich stark entwickelt. Doch die Situation hat sich geändert.

Wassermangel und die Hitzewelle in der Endphase hat den Ertrag bei der Getreideernte spürbar vermindert. Beim Raps fehlt ein Drittel des normalen Ertrages und das Sommergetreide sei häufiger sogar ein Totalausfall, sagen die Landwirte.

Mit der Erntemenge beim Raps ist Landwirt Steffen Sewohl aus Battweiler unzufrieden. Es fehle ein Drittel des üblichen zu erwartenden Ertrages bei der Ölfrucht. Grund sei die anhaltende Kälte in der Blüte gewesen: weniger Bienenflug, eine mangelnde Bestäubung und fehlende Wärme bis Mitte Mai. Bei der Sommergerste und Hafer spricht der Landwirt fast von einem Totalausfall, weil im Korn das Gewicht fehle. Ähnlich schlecht beurteilen Andreas und Werner Veith aus Battweiler ihre Gerste auf der Höhe, wo vor allem der frühe Wassermangel auf der Kalkhöhe das Ernteergebnis zunichte gemacht habe. Beim Weizen und der Triticale ist Veith mit dem Ergebnis noch zufrieden. Sewohl hat kürzlich Backweizen auf gutem Ackerboden geerntet, aber auch hier fehle es ihm deutlich an der eigentlichen Menge.

Was nicht wächst, kann nicht verkauft werden

Bauer Jörg Klein aus Winterbach hat bisher nur Gerste und Braugerste geerntet. Die Braugerste sei erstaunlich gut ausgefallen, was ihn und die Mälzereien für die Bierherstellung freuen wird. Triticale und Weizen als Winterfrucht sieht er im Moment im Mittelfeld der Ausbeute. Mit einem hohen Ertrag brauche man nicht zu rechnen, obwohl das Wintergetreide schon besser ausfalle. Schließlich habe es ausreichend Feuchtigkeit bis weit ins Frühjahr und keine Frostauswirkungen im Wachstum gegeben. Beim Sommergetreide habe die Hitzewelle den Ertrag deutlich gemindert. Leuchtend gelbes Stroh gibt es hingegen in ausreichender Menge.

Die Ernte habe durch die Wetterverdrehung zur drückenden Hitze ab Monatsmitte Mai immerhin drei Wochen zu früh begonnen, was sich auf die Qualität natürlich auch nachteilig ausgewirkt habe, so Klein. Nun habe es vorm Wochenende förmlich einen Kältesturz von über zehn Grad gegeben, so dass man auf dem Mähdrescher schon leicht fröstle. Die kurzen Hosen hätte man bei der Feldarbeit vorübergehend einpacken können. Das Wetter spiele seit rund zwei Monaten verrückt und bringe damit die Landwirtschaft in Nöte, da sind sich alle Landwirte einig. Ein wirksames Gegenmittel fällt niemandem ein. Ein großes Problem, denn was auf den Feldern nicht wächst, das können die Bauern auch nicht als Grundnahrungsmittel verkaufen.

Öko-Anbau: Dinkel, Einkorn und Emmer

Die Urgetreidearten Dinkel, Einkorn und Emmer sind eng verwandt mit unserem heutigen Weichweizen. Dinkel gilt als robuster als der Weizen der konventionellen Landwirtschaft. Er ist weniger anfällig gegen Pilze und Schädlinge, was typisch ist für das Spelzgetreide. Das Korn sitzt in einer Hülle, die es vor Krankheiten und Verderb auch bei der Lagerung schützt. Emmer wird auch Zweikorn genannt und ist neben dem Einkorn die älteste kultivierte Getreideart. Hört man den älteren Müllermeistern in der Region zu, dann erfährt man, dass diese alten Sorten eiweißreich und mineralstoffreich seien. Sie eigenen sich für Brot und sonstige Backwaren mit einer anderen beliebten Geschmacksart. Das sorgt für Abwechslung im Brotregal durch eine nussige und aromatische Note. Zahlreiche Menschen vertragen diese Brotart zudem besser als Produkte aus dem herkömmlichen Weizen.

Auf dem Kirschbacherhof zwischen Dietrichingen und Walshausen hat Henning Götz gerade mit der Ernte seiner alten Getreidearten begonnen. Er konnte erst diese Woche loslegen, da dieses Getreide wie der Weizen seiner landwirtschaftlichen Kollegen später zur Reife kommt. Diese Sorten seien anspruchsloser und kommen noch gut auf weniger hochwertigen Böden und mit schwacher Düngung zurecht. Es stehen auch weniger Halme auf einem Quadratmeter, so dass weniger Regen noch zum Wachstum ausreicht, erklärt Götz. Zudem seien die Ertragsschwankungen bei dieser Winteraussaat durch den Wettereinfluss nicht so stark wie beim üblichen Getreide. Sein französischer Mitarbeiter erläutert, dass man Unkrautbewuchs im Bodenbereich zum Austrocknungsschutz des Erdreiches tolerieren muss. Das Hofgut im Hornbachtal liefert von seinem Getreide bei der Isemann-Mühle in Rieschweiler an. Dieses Urkorn muss in der Mühle durch einen weiteren Arbeitsgang geschält werden, da der Mähdrescher das Korn nicht vom festen Spelz trennen kann. Dies führt zu einer gewissen Verteuerung des Mehles.

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