Trulben Eine erste sichere Bleibe nach der Flucht

Zwölf Geflüchtete sind im alten Schulhaus von Sylvie Nantcha (Vierte v.r.) untergekommen. Sie werden unterstützt von Helfern um
Zwölf Geflüchtete sind im alten Schulhaus von Sylvie Nantcha (Vierte v.r.) untergekommen. Sie werden unterstützt von Helfern um Ortsbürgermeister Harald Hatzfeld und seiner Frau Gaby (Zweite v. r.) .

Über 100 Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine sind inzwischen im Landkreis angekommen. Auch in Trulben sind zum Wochenende zwölf Frauen und ein Baby eingetroffen. Sie haben eine Unterkunft im ehemaligen Schulhaus des afrikanischen Vereines Tang gefunden und werden nun durch ein Netzwerk ehrenamtlicher Helfer betreut.

Am Donnerstagabend trafen die ersten neun Frauen in Trulben ein, am Freitag nochmals drei. Sie alle sind untergebracht im ehemaligen Schulhaus, das der afrikanische Verein Tang vor einiger Zeit erworben hatte. Bis zu 20 Flüchtlinge können dort insgesamt unterkommen. Betreut werden sie durch ein Netzwerk ehrenamtlicher Helfer um Ortsbürgermeister Harald Hatzfeld und seiner Frau Gaby.

Schockiert von den Nachrichten über den russischen Angriff auf die Ukraine hatten Harald und Gaby Hatzfeld beschlossen, Hilfe zu organisieren. Sylvie Nantcha, die Bundesvorsitzende von „Tang“, welcher Trulbens ehemalige Schule gehört, stellte sehr spontan eine Wohnung in der alten Schule zur Verfügung. Hier können bis zu 20 Personen untergebracht werden. Nach ihrer Zusage begann Hatzfeld intensiv Kontakte zu flüchtenden Familien aufzubauen. Zu Anfang war dies nicht einfach. Als dann aber unter den Flüchtenden und in Deutschland lebenden Ukrainern, die für die Flüchtenden als Erstkontakt dienten, bekannt wurde, dass man in Trulben Unterbringungsmöglichkeiten anbieten kann, stand das Telefon bei Hatzfelds nicht mehr still. Es wurden sogar weitere Wohnungen angeboten, denn es hatte sich herumgesprochen, dass es gelungen war, Kontakte zu Flüchtenden herzustellen.

Nach der Zusage auf den Weg gemacht

Innerhalb von kurzer Zeit waren die zur Verfügung stehenden Zimmer reserviert. Sobald die auf der Flucht befindlichen Menschen von Hatzfeld die Bestätigung zur Unterbringung in Trulben hatten, machten sie sich auf den Weg. „Es waren ergreifende Momente, wie die Menschen auf meine Zusage am Telefon reagierten“, blickt Hatzfeld zurück. In der Folge habe er noch Hilfestellungen gegeben, die richtigen Bahnverbindungen zu finden.

Als am Donnerstagabend dann die ersten drei Familien mit neun Personen am Bahnhof in Pirmasens ankamen, leitete Hatzfeld gerade die Ratssitzung. Danach machte er sich zusammen mit seiner Ehefrau, die Ratsmitglied ist, auf den Weg ins Schulhaus. Dorthin waren neun Frauen und Mädchen sowie ein einjähriges Baby von Helferinnen gebracht worden. Ein ukrainisch sprechender versorgte zunächst Ankömmlinge. Mit dabei waren durch ihre beruflichen Fachkenntnisse Eppenbrunns Ortsbürgermeister Andreas Pein und seine Ehefrau Corinna. Am Freitagabend folgte eine weitere Familie mit drei Personen. Zwei weitere Frauen mit ihren Kleinkindern, die am Montag nach Trulben kommen wollten, haben laut Hatzfeld inzwischen abgesagt, da sie eine andere Bleibe gefunden haben.

Helfer-Netzwerk per WhatsApp-Gruppe

Die Hatzfelds haben inzwischen ein Netzwerk mit etwa 40 unterstützenden Personen geknüpft, welches über eine WhatsApp-Gruppe koordiniert wird. Dort wird jeglicher Bedarf (Kleidung, Hygieneartikel, Nahrungsmittel, Spielzeug, Fahrdienste und vieles andere mehr) kommuniziert. Die dort angefragten Dinge sind immer in sehr kurzer Zeit durch die ehrenamtlichen Unterstützer organisiert und in Hatzfelds Eigenheim abgegeben und sortiert worden. Dann werden sie zu den ukrainischen Gästen ins Schulhaus gebracht. In deren Wohnung befinden sich auch Hygieneartikel, Handtücher und einige Nahrungsmittel aus der Eppenbrunner Sammelstelle für die Ukrainehilfe.

Behördengänge als nächstes

In den kommenden Tagen stehen Behördengänge an. Daneben wird man den Flüchtlingen auch zeigen, wie man Busverbindungen nutzen kann, wo Einkaufsmöglichkeiten bestehen und wo es welche Freizeitmöglichkeiten gibt. Hatzfeld: „Sie sollen so schnell wie möglich hier eigenständig werden und damit auch so viel Freizeit wie möglich erhalten.“ Eine aus der Ukraine stammende Trulberin hat bei sich nicht nur selbst geflüchtete Familienangehörige untergebracht, sondern ist seit der Ankunft der ersten zwölf Flüchtlinge in der alten Schule als Dolmetscherin eine große Hilfe.

Am Samstagabend kam Sylvie Nantcha eigens aus Freiburg angereist, um die Flüchtlinge zu begrüßen. Zu diesem Zeitpunkt hatten sie schon ein wenig Ruhe gefunden. Was Nantcha und die Hatzfelds über die Kriegsereignisse, über die Flucht und die Männer zuhause erfahren haben, können die Drei kaum in Worte fassen.

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