Obersimten Ein Blick in den Garten eines Landschaftsarchitekten und Chefgärtners

So sieht der Garten von André Jankwitz aus.
So sieht der Garten von André Jankwitz aus.

André Jankwitz, Landschaftsarchitekt und Leiter des Garten- und Grünflächenamtes der Stadt Pirmasens plädiert auch im privaten Bereich für naturnahes Gärtnern. Alle reden derzeit vom Klimaschutz oder der Klimaanpassung. Im eigenen Garten setzt sich das Thema naturnahe Gartengestaltung und Pflege aber nicht so richtig durch, findet er.

Naturnahe Gärten sind kleine Paradiese. Sie sind Heimat für Tiere und Menschen gleichermaßen. Zusammengenommen so groß wie alle deutschen Naturschutzgebiete vereint, haben unsere Gärten ein gigantisches grünes Potenzial. Das sollte genutzt werden. Sie sind eine wertvolle grüne Infrastruktur für Mensch und Natur und können eine maßgebliche Wirkung gegen den Klimawandel entfalten. Da Aufrufe der Gartenakademie Rheinland-Pfalz zu diesem Thema meist im Sande verlaufen, lädt André Jankwitz die RHEINPFALZ zu einem „Werbetermin für die Natur“ in seinen eigenen Garten ein und hofft, dass viele seinen Anregungen folgen.

Der prächtige Naturgarten von Dagmar und André Jankwitz ist ein Paradebeispiel für naturnahes Gärtnern und mittlerweile über dreißig Jahre gewachsen und gestaltet. Befestigte Flächen werden möglichst vermieden. So entsteht ein besonderes Kleinklima, Temperaturextreme, wie sie zum Beispiel durch dunkle Platten entstehen, bleiben aus. Englischen Rasen sucht man hier ebenfalls vergebens, Gemäht wird so wenig wie möglich. Überall sind so blühende Inseln und Insektenparadiese entstanden. Hier wächst die Natur nach ihren eigenen Regeln und wird nur behutsam in ihre Schranken gewiesen. Wilde Ecken wechseln sich mit Blumeninseln und vielfältigen Gemüsebeeten ab. Alles zusammen ein großes, buntes, idyllisches Mosaik. Summende Brummer, quakende Frösche, zwitschernde Nestbauer; alles, was kreucht und fleucht, ist hier willkommen.

Gartenpraxis überdenken und anpassen

Vielerorts sind Gärten aber immer noch geprägt von kurzem Rasen und tristem Schotter. Fein säuberlich geharkt und akkurat sortiert ist in solch einer aufgeräumten Einöde für wachsende Vielfalt kein Platz. Die weiter fortschreitende Zerstörung intakter Lebensräume verleiht aber den kleinen Naturparadiesen vor der eigenen Haustür immer mehr Bedeutung. Daher plädiert Jankwitz an alle Gärtner, ihre Gartenpraxis zu überdenken und anzupassen, wenn ihre Gärten fit für den Klimawandel werden sollen. Die Bodenbearbeitung und auch die Bewässerung muss an trockene Sommer und milde Winter angepasst werden. Vor allem die Rasenfläche, die in den meisten Gärten über 50 Prozent der Fläche ausmacht, bietet bei der vorherrschenden Mähweise keinen Raum für ökologische Vielfalt. Zumindest Teile des Rasens sollten nur maximal einmal monatlich gemäht, nicht gedüngt und auch immer vom Schnittgut befreit werden. „Kurz geschnittener Rasen macht nur Sinn, wo man läuft, Spiel und Sport betreibt, als Abtrennung zu Beeten und für kleine Repräsentationsbereiche“, erklärt André Jankwitz.

Info

www.gartenakademie.rlp.de

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