Kreis Südwestpfalz „Da ist mir fast der Kragen geplatzt“

Eine wundersame Vermehrung des Mülls erlebte Rochus Schwarz in Maßweiler, als Anfang Mai der Termin zur Sperrmüllabfuhr anstand. Er hatte alte Möbel rausgestellt. Im Laufe der Standzeit des Sperrmülls – knapp zwei Tage – vermehrte sich dieser. Und zwar um Dinge, die der Sperrmülllaster nicht abtransportiert: vier Autoreifen und zwei offene Kanister, die jeweils 20 Liter Altöl enthielten.

„Ich war richtig sauer“, bekennt Schwarz, denn es war für ihn zunächst nicht klar, wie das mit der Entsorgung und den Entsorgungskosten aussieht. Sein Problem sei, erläuterte Schwarz, dass er in zweiter Reihe gebaut habe. „Von meinem Haus bis zur Straße sind es etwa 50 Meter, ich sehe also nicht, was dort passiert“, beschreibt er die Verhältnisse vor Ort. Dass gegenüber das frühere Pfarrhaus nicht bewohnt ist und einer seiner Nachbarn beruflich unter der Woche weg ist, habe die Sache für die Müllsünder noch einfacher gemacht. Als Schwarz zur Straße ging, wo er seinen Sperrmüll auf dem Gehweg platziert hatte, erlebte er die erste Überraschung: Vier alte Autoreifen lagen da. Säuberlich aus den Felgen geschnitten. Dazu Teile einer zerlegten Waschmaschine. „Da war ich schon stinkig“, bekennt Schwarz. Das gleiche war ihm ein Jahr zuvor schon mal passiert. Damals habe er die Reifen auf seine Kosten entsorgt, „das wollte ich auf keinen Fall mehr tun“, stand für ihn fest. Da er nicht wusste, an wen er sich wenden sollte, rief er die Polizeiinspektion in Waldfischbach-Burgalben an. Die erklärten ihm, dass sie nicht zuständig seien, verwiesen ihn an die Verwaltung. Schwarz meldete sich bei der Verbandsgemeinde in Thaleischweiler-Fröschen, erfuhr dort: „Auch wir sind nicht zuständig.“ Er wurde an die für das Thema Müll zuständige Kreisverwaltung Südwestpfalz verwiesen. „Dort bin ich an einen netten Mitarbeiter geraten“, sagt Schwarz. Er schilderte sein Problem – beim Kreis eines, dass an Sperrmülltagen immer wieder auftaucht – und vereinbarte mit dem Mitarbeiter, dass er selbst kulanterweise die Reifen zum Wertstoffhof nach Contwig fahre. Der Kreismitarbeiter sicherte zu, dass er nichts bezahlen müsse. So weit, aber noch lange nicht gut. „Irgendwie hatte ich die ganze Zeit das Gefühl, dass es das noch nicht war“, sagt Schwarz. Sein Gefühl trog nicht. Beim Spaziergang mit seinem Hund, schaute er bei seinem Sperrmüll vorbei. Die Reifen hatte er zuvor paarweise gestapelt und sie etwas von seinem Sperrmüll weggezogen, „um sicherzustellen, dass der Sperrmüll meine Sachen mitnimmt“, erzählt Schwarz. Das hatten Müllsünder genutzt und kurzerhand in jeden der beiden kleinen Reifenstapel je einen offenen Behälter gestellt, der 20 Liter Altöl enthielt. „Da ist mir fast der Kragen geplatzt“, sagt Schwarz. Am nächsten Tag rief er wieder bei der Kreisverwaltung an, sagte, dass er nun auch keine Lust mehr habe, die Reifen wegzubringen und dass sich jemand darum kümmern soll. „Dafür hatten wir jedes Verständnis“, sagt Michael Zwick, der Leiter der Abteilung Umwelt und damit zuständig für alle Fragen den Müll betreffend. Zwick selbst war, wie sich herausstellte, der nette Mitarbeiter, mit dem Schwarz gesprochen hatte. „Zufall. Wahrscheinlich waren alle anderen Leitungen bei uns besetzt“, sagt Zwick lachend, wie er als Abteilungsleiter unverhofft zu diesem Service-Job kam. Unbürokratisch wurde geholfen. Gelagert war der Müll, der kein Sperrmüll war, auf dem Gehweg. „Das ist öffentlicher Raum. Und rechtlich ist in diesem Fall die Ortsgemeinde verpflichtet den Müll abzutransportieren“, erläutert Zwick. Die Kosten für den Transport, die Stunden, die der Gemeindearbeiter leistet, gingen dann zu Lasten der Ortsgemeinde. Die Kosten für die Entsorgung übernehme der Kreis. In diesem Fall wurde die Ortsgemeinde nicht eingeschaltet, der Kreis entsorgte Reifen und Öl wenige Tage später selbst. Dass es gerade rund um die Sperrmülltermine vermehrt zu Beschwerden komme, sei Fakt. Ab 2015 wird das System umgestellt. Bei Anruf Abholung heißt es dann. Einmal pro Jahr kostenfrei. Einen Sperrmülltermin im Herbst nach dem bisherigen System gibt es also noch. Vielleicht, sagt Rochus Schwarz, wäre es hilfreich, wenn die Polizei an diesen Tagen vermehrt dort Streife fahren würde, wo Sperrmüll steht. (add)

x