Kreis Südwestpfalz Babylächeln als Lohn für all die Mühen

Will sich aus medizinischen Gründen partout kein Nachwuchs einstellen, kann das Kinderwunschzentrum an den Homburger Unikliniken
Will sich aus medizinischen Gründen partout kein Nachwuchs einstellen, kann das Kinderwunschzentrum an den Homburger Unikliniken helfen.

Fröhlich thront der kleine Max in seinem Buggy und strahlt mit seiner Mama Sabine Müller (Namen von der Redaktion geändert) um die Wette. Der Papa sei auf der Arbeit, „um Geld für die Spielsachen von Max zu verdienen“, erzählt die junge Mama lachend. Neben ihr sitzt Oberärztin Simona Baus, die Leiterin des Kinderwunschzentrums an den Homburger Unikliniken. Baus hat einen wichtigen Beitrag zum Familienglück der Müllers geleistet. Der kleine Max wurde am 1. August 2016 durch künstliche Befruchtung gezeugt. Am Ostersonntag 2017 hat er das Licht der Welt erblickt.

Sabine Müller und ihr Mann hatten sich „spät kennengelernt“, berichtet die Mutter. Trotzdem wollten die beiden unbedingt Kinder. „Nach einem Jahr haben wir nicht mehr verhütet.“ Etwa ein Jahr lang versuchten die Eheleute, auf natürlichem Weg ein Kind zu bekommen. Ohne Erfolg. Beim Facharzt ließ Sabine Müller Hormonhaushalt und Zyklus überprüfen: „Keine Auffälligkeiten.“ Schließlich meldete sich das Paar beim Homburger Kinderwunschzentrum an. Für die Müllers begann nun das Prozedere, das dort für alle Ehepaare mit unerfülltem Kinderwunsch üblich ist. „In einem etwa einstündigen Erstgespräch reden wir über Vorerkrankungen und Vorbehandlungen sowie die weiteren Untersuchungen“, erklärt Simona Baus. Zu diesen gehören eine gynäkologische Untersuchung, ein Test der Eileiter-Durchgängigkeit und eine Sperma-Untersuchung. Drei bis vier Termine kämen auf die Frau zu, einer auf den Mann. Wenn die Schwangerschaft ausbleibt, seien bei der Frau hormonelle Störungen oder ein unregelmäßiger Zyklus häufig die Ursache. Wie die promovierte Ärztin erläutert, lasse sich dies sich meist mit Medikamenten behandeln. Bei Endometriose – also wenn Gewebe, das der Gebärmutterschleimhaut ähnelt, außerhalb der Gebärmutter gefunden wird – sei oft eine Operation die Lösung. Parallel dazu wird für den Mann ein Spermiogramm erstellt. Das bedeutet, dass die Samenflüssigkeit auf Menge, Beweglichkeit und Qualität der Spermien untersucht wird. Falle das Spermiogramm nicht günstig aus – und das treffe häufig zu, so wie bei Bernd Müller – werde nach drei Monaten ein weiteres angefertigt. Bleibt der Kinderwunsch unerfüllt, liege die medizinische Ursache ebenso oft bei Männern wie bei Frauen. Bei den Müllers wurde die künstliche Befruchtung als einzige Möglichkeit zur Schwangerschaft gesehen. Die Ärztin legt kurz die einzelnen Schritte dar: Zunächst werden die Eierstöcke mit Hormonen angeregt. Eine bis zwei Spritzen pro Tag muss sich die Patientin über zehn bis zwölf Tage hinweg subkutan setzen – ähnlich wie einer Insulinspritze bei Diabetes. „Das war nicht so ganz einfach“, erinnert sich Sabine Müller. Wenngleich sie ihren Alltag damals normal fortsetzte, spürte sie die Behandlung, hatte mit Wasser-Einlagerungen zu kämpfen. Erschwerend kam bei ihr hinzu, dass die Therapie anfangs nicht anschlagen wollte. Schließlich nahm die junge Frau auch diese Hürde. Die Eizellen konnten entnommen und jeweils mit einem Spermium befruchtet werden. Weil die Samenzellen nicht gut waren, griffen die Ärzte zur In-vitro-Fertilisation mit ICSI (intrazytoplasmatische Spermien-Injektion). Dabei wird in jede Eizelle ein Spermium injiziert. „Schon am nächsten Tag sehen wir, ob die Eizelle befruchtet ist“, erklärt die Gynäkologin. War das Manöver erfolgreich, wird der Embryo mit einem dünnen Katheter in die Gebärmutter geführt. Die überzähligen befruchteten Eizellen werden eingefroren. Für die Frauen beginnt nun eine besonders aufregende Zeit. Simona Baus: „Denn innerhalb der nächsten zehn bis 14 Tage entscheidet es sich, ob sich der Embryo weiterentwickelt und einnistet, ob also die künstliche Befruchtung erfolgreich war.“ Die Erfolgsquote liege bei 30 bis 40 Prozent und sei bei jüngeren Frauen deutlich höher als bei älteren, weiß die Medizinerin. In ihrem Haus in Homburg werden Frauen bis zu einem Alter von 45 Jahren behandelt. Ist dieser Schritt getan, verläuft die Schwangerschaft fortan genauso wie jede andere. Vom ersten Tag an sollten die werdenden Mütter wie üblich auf Alkohol und Zigaretten verzichten und auf ihre Ernährung achten, rät die Fachärztin. Ansonsten gebe es keine Einschränkungen. In den ersten Wochen, bis der Herzschlag beim Kind nachweisbar ist, werden die Frauen noch im Kinderwunschzentrum betreut. Für die weitere Schwangerschaftsvorsorge könnten sie ihren Gynäkologen aufsuchen. Wird der Embryo während der ersten Tage abgestoßen, unternehmen viele Frauen nach einer Pause von mindestens einem Zyklus einen neuen Versuch. „Krankenkassen, aber nicht alle, bezahlen verheirateten Paaren in der Regel drei Zyklen“, sagt Simona Baus. „Sind weitere nötig, müssen die Patienten dafür selbst aufkommen.“ Angesichts der Kosten von 3000 bis 4000 Euro pro Behandlung stoßen da manche Paare an ihre finanziellen Grenzen, weiß sie. Sabine Müller wechselte eigens ihre Krankenkasse, weil die neue 75 Prozent der Kosten übernahm. „Es lohnt sich, sich zu informieren“, empfiehlt die Mutter. Geld hin oder her: „Wenn die Ausbeute an Spermien einfach zu gering oder die Eizellen schlecht sind, muss man manchmal Paare in der Richtung beraten, dass die künstliche Befruchtung eventuell nicht der richtige Weg für sie ist. So schwer es auch sein mag“, legt Simona Baus realistisch dar. Umso mehr freut sie sich mit allen Eltern, zu dem sie und ihre Kollegen zum ersehnten Nachwuchs verholfen haben. Oft ist sie selbst bei der Entbindung dabei. Die Frage, ob sie anderen Frauen trotz aller Risiken zu diesem Schritt raten würde, beantwortet Sabine Müller mit einem kräftigen Ja. „Mittlerweile kann ich es mir sogar vorstellen, ein zweites Kind auf diese Weise zu bekommen“, sagt sie und lächelt ihren kleinen Max liebevoll an. Info —Das Kinderwunschzentrum an den Homburger Unikliniken bietet Info-Abende jeweils dienstags am 3. April, 5. Juni, 7. August, 9. Oktober und 4. Dezember an. Treffpunkt ist jeweils um 18 Uhr an der Pforte der Uni-Frauenklinik, Gebäude 9. — Anmeldung und Auskunft unter der Telefonnummer 06841/1628134.

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