Heimatgeschichte Als König Ludwig I. mit seinem Hofstaat in Hinterweidenthal Station machte

Hier machte der bayerische König Ludwig I im Jahre 1829 Station: Das weite Areal des weit über 100 Jahren reputierten Hotel Post
Hier machte der bayerische König Ludwig I im Jahre 1829 Station: Das weite Areal des weit über 100 Jahren reputierten Hotel Post in Kaltenbach-Hinterweidenthal. Unser Archivfoto zeigt eine Aufnahme aus dem Jahre 1908.

Die kulturhistorische Ausstellung „König Ludwig I. – Sehnsucht Pfalz“ beleuchtet die Geschichte von König Ludwig I. und seiner tiefen Verbundenheit zur Pfalz. Mit seinem Hofstaat war er auch schon in der Kaltenbach zu Besuch.

Die kulturhistorische Ausstellung „König Ludwig I. – Sehnsucht Pfalz“ – sie läuft noch bis zum 31. März 2024 – lenkt das Interesse des südwestpfälzischen Heimatkundlers auch auf ein höchstkönigliches und kulturhistorisches Ereignis, das zwar nicht Gegenstand der Speyerer Ausstellung ist, aber im Herzen der heutigen Südwestpfalz vor knapp 200 Jahren ein außergewöhnliches Jahrhundertereignis war. Was war 1829 in der damals sehr abgelegenen Ecke des neuen bayrischen Rheinkreises geschehen?

Seine Majestät, der junge Wittelsbacher König Ludwig I. (1786-1868), der unter anderem seine große Liebe zur Pfalz mit dem Bau der Sommerresidenz Villa Ludwigshöhe zeigte und bis heute lebendige Spuren in der Pfalz hinterlässt, machte mit seiner Gattin Königin Therese und einem prächtigen Reise-Hofstaat in der Kaltenbach große Station. Die Kaltenbach – heute quasi Vorort vom Hinterweidenthal – war schon im Mittelalter wichtiger strategischer Knotenpunkt und Wegkreuz der alten Salzstraße von Metz an den Rhein mit Abzweigung ins Wieslauter-Tal nach Weißenburg. Für die Menschen der Region war dies ein großes kulturelles Ereignis, nur knapp 15 Jahre, nachdem bei der Neuordnung Europas nach den Napoleonischen Kriegen die Pfalz dem Königreich Bayern zugeschlagen worden war.

Kaltenbach genießt hohes Ansehen

Für den König wurden eigens mächtige Triumphbogen errichtet, wozu „der Wirt Jakob Schenck von der vorderen Kaltenbach das Holz stellte“, ist in Chroniken zu lesen. An einer anderen Stelle wird über das hohe Ansehen der sogenannten „unteren Kaltenbach“ („Zur Post“) geschrieben: „Da hielten die hohen Herrschaften, die Prinzen und die Könige. Die Söhne des Wirts waren vortreffliche Ross- und Wagenlenker, und ich weiß nicht, wieviel der König Ludwig einem derselben, der ihn vierspännig gefahren hatte, gegeben haben soll, wenn er ihn nach München begleitet und dort sein Leibkutscher werden wollte.“ Dies berichtet Pfarrer Candidus, der – selbst in jungen Jahren in Hinterweidenthal aufgewachsen – sich in einer Reiseschilderung von 1877 an viele Einzelheiten erinnert, die sich um die Jahrhundertmitte ereignet haben.

Zurück zu Jakob Schenk, dem „Wirt von der Kaltenbach“. Der Hinterweidenthaler Lehrer und Heimatkundler Walter Gundacker, der erst am 5. November hochbetagt gestorben ist, hatte schon vor Jahren erarbeitet, dass dieser Jakob Schenck aus Hinterweidenthal stammen würde, „denn nach 1800 habe es schon viele Träger des Namens im Dorf“ gegeben. Gundacker konnte auch nachweisen, dass 1808 in der Franzosenzeit ein Johann Jakob Schenck „Maire“, also Bürgermeister war. 1820 erscheint ein Jakob Schenck als Besitzer von 50 Grundstücken „darunter 2,25 Hektar vom französischen Staat ersteigerter Besitz in den Herrenwiesen“. Gundacker vermutete, es könnte sich „um die gleiche Person handeln, die um 1816, als die Pfalz bayrisch wurde, sich als Wirt nach Kaltenbach verändert hatte.“

Hotel galt als gute Adresse

Die Kaltenbach wurde in der Folge immer wichtiger: Mit der „Beförderung“ im Jahre 1827 zur Station eines Postreiters, der dreimal wöchentlich die Linie Zweibrücken- Pirmasens-Landau versah, begann dann eine neue prosperierende Ära. Aus der Wirtschaft wurde allmählich – und das für weit mehr als 100 Jahre – ein hochangesehenes und gut bürgerliches Hotel, das im Umfeld der Schuhmetropolen Pirmasens und Hauenstein immer als eine gute Adresse galt. Kein Wunder auch, dass das schon 1829 der Fall war, als die königlichen Hoheiten und König Ludwig I. die Region besuchten.

Übrigens: Als Ludwig I. an dem Wasgau-Knotenpunkt Kaltenbach Station machte, konnte er nicht ahnen, dass Jahrzehnte später nur ein paar Kilometer Luftlinie entfernt in Erfweiler ein kleiner Bauernbub aufwuchs, der es später am königlichen Hof der Wittelsbacher Könige in München zum Königlichen Geheimkämmerer und persönlichen Berater des letzten bayerischen Königs Ludwig III. (1825-1913) brachte: Dieser Erfweilerer Bauernbub hieß Carl Naab.

Hofrat Carl Naab im Kreise seiner Fischwooger Familie“: Wir sehen den engen Vertrauten den letzten bayerischen Königs als dritte
Hofrat Carl Naab im Kreise seiner Fischwooger Familie": Wir sehen den engen Vertrauten den letzten bayerischen Königs als dritten von links am Tisch sitzend mit Verwandten. Ganz rechts ist Nichte Maria Naab, die den Hofrat bis zu seinem Tode pflegte.
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