Billigheim-Ingenheim Wildwuchs beim Parken: Neues Konzept soll Problem eindämmen

In der Kirchstraße in Ingenheim herrscht schon länger ein Parkproblem.
In der Kirchstraße in Ingenheim herrscht schon länger ein Parkproblem.

Beim Thema Parken scheiden sich in Billigheim-Ingenheim die Geister. Der Ortschef will das Problem gemeinsam mit den Bürgern angehen. Es wurde ein unabhängiges Gutachten erstellt mit dem Ergebnis: Es muss etwas passieren.

In Billigheim-Ingenheim gibt es vor allem in den Seitenstraßen zu wenig Parkplätze. Und es wird oft zu schnell gefahren. Diese beiden Punkte treiben nicht nur den Gemeinderat, sondern das ganze Dorf schon länger um. „Wir brauchen eine Lösung“, betonte Ortsbürgermeister Dietmar Pfister (SPD) bei einer Bürgerversammlung im gut gefüllten Billigheimer Bürgerhaus. „Es wird schon jahrelang geredet, passiert ist aber nichts“, war die Meinung eines Mannes mittleren Alters, der seinem Ärger am Mikrofon Luft machte und dafür Beifall erhielt.

Auch andere Bürger waren sichtlich frustriert über die derzeitige Verkehrssituation im Ort. Sie forderten unter anderem mehr Kontrollen des fließenden und des ruhenden Verkehrs. Erst wenn es an den Geldbeutel gehe, denke der eine oder andere nach. Andernfalls tue sich gar nichts, schien die einhellige Meinung zu sein.

Geordnetes Abstellen nicht möglich

Das Anliegen von Ortschef Pfister und des Gemeinderates ist es, die vertrackte Situation konstruktiv anzugehen – und die Bürger dabei mitzunehmen. „Wir dürfen nicht mehr von Straße zu Straße denken, das haben wir jahrelang gemacht, sondern wir brauchen ein Gesamtkonzept“, versuchte der Ortschef alle ins Boot zu holen.

Dass das Thema Parken alle betrifft, wurde bei dem Verkehrs- und Parkkonzept, das von einer externen Firma erstellt wurde, schnell deutlich. Klar wurde auch: Von einem geordneten Abstellen der Fahrzeuge kann in allen Teilen des Ortes keine Rede mehr sein.

„Schwierige Ausgangssituation“

Diese „schwierige Ausgangssituation“ führte Ingenieur Frank Gericke vom Planungsbüro Modus Consult den gut 100 Bürgern vor Augen. „Es braucht mehr markierte Stellplätze“, stellte er die Ursache eines gravierenden Problems heraus. Wo werden die Autos geparkt? Und wie gut können dann andere Autos, Busse oder Rettungsfahrzeuge noch durch die Straße fahren? Dies sind zentrale Fragen, die bei der Analyse eine Rolle spielten.

Auch in der Billigheimer Marktstraße geht es oft eng zu. Wild geparkt wird aber hauptsächlich in den Seitenstraßen.
Auch in der Billigheimer Marktstraße geht es oft eng zu. Wild geparkt wird aber hauptsächlich in den Seitenstraßen.

Die Antwort blieb der Planer nicht schuldig: Teils wird zu nah an den Häusern geparkt, teils auf dem Gehweg, teils vor Einfahrten. Er zeigte Bilder aus den Ortsteilen, die die chaotischen Verhältnisse zeigten. Die Anmerkung vom einen oder anderen, dass das Foto an einem „ungünstigen Tag“ entstanden sei, da üblicherweise nicht so wild geparkt werde, wollten Frank Gericke und der Ortschef nicht gelten lassen. Dietmar Pfister sprang dem Planer zur Seite und appellierte an die Anwesenden, auch ihre Nachbarn und Bekannten, die nicht zur Bürgerversammlung kommen konnten, für mehr Parksolidarität zu sensibilisieren.

Viele Haushalte haben zwei Autos

Derzeit gebe es rund 970 Parkmöglichkeiten in der rund 3800 Einwohner zählenden Gemeinde (Stand 2022), sagte Gericke. Er habe errechnet, dass im Schnitt 2,05 Personen in einem Haushalt wohnen, auf die im Schnitt 1,48 Autos kommen – zuletzt sei die Anzahl in wenigen Jahren um vier Prozent gestiegen. „Das ist viel“, kommentierte der Experte. Heißt im Umkehrschluss: Viele Haushalte haben zwei Autos. Auch der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Landau-Land, Torsten Blank (SPD), betonte, dass ohne eine stärkere Regulierung keine Besserung eintreten werde. Etwa 30 Prozent der Parkplätze würden wegfallen, wenn anständig markiert und ausgewiesen werde. „Es werden nicht alle zufrieden sein, das muss jedem klar sein.“

Helfen, die Parksituation zu entzerren, könnten beispielsweise Sammelparkplätze, das Parken in benachbarten Straßen, Carsharing oder das Parken auf dem eigenen Grundstück, was viele Einwohner wohl nicht machen. Dies ging aus den Aussagen von Ortschef Pfister, Planer Gericke und anderen Bürgern hervor. Nicht immer liege es am Unwillen, in den Hof zu fahren, sondern auch daran, dass die Einfahrt dermaßen zugeparkt sei, dass man nicht mehr in den eignen Hof hineinfahren könne. Auch gebe es Wohneinheiten, wo nicht genügend Parkplätze zugeteilt wurden, hieß es weiter.

Viele problematische Straßen

Der Planer und der Ortschef haben die problematischsten Straßen in Sachen Parken und Geschwindigkeitsüberschreitungen ausgemacht. Die B38 (Ingenheimer Hauptstraße und Bergzaberner Straße) sei die Schlimmste. Wer sich dort mal zehn Minuten auf eine Bank setze und den Verkehr beobachte, sei froh über die Verhältnisse in jeder anderen Straße im Ort, sagte Pfister. „Das ist verrückt, was dort alles passiert.“ Der Gemeinde fehle bei klassifizierten Straßen die Handhabe.

In diesen Straßen wurde ebenso eine problematische Verkehrssituation ausgemacht: Marktstraße (Ortsdurchfahrt Billigheim), Evagasse (Billigheim), Bergstraße (Billigheim), Schafgasse (Billigheim), Richthofenstraße (Billighheim), Landauer Straße (Billigheim), Mozartstraße (Billigheim), Industriestraße (Billigheim), Kirchstraße (Ingenheim), Leitweg (Ingenheim), Oberdorfstraße (Mühlhofen), Am Rosenberg (Mühlhofen), Mühlstraße (Appenhofen).

In einem nächsten Schritt will sich der Gemeinderat nun die Straßen genauer anschauen und dann die weiteren Schritte planen.

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