Kreis Südliche Weinstraße Wie in der Toskana

Klingenmünster. „Eine Stunde ...“ sind wir an bekannten oder weniger bekannten Stellen in der Südpfalz und schauen, was sich dort innerhalb von 60 Minuten alles tut. Heute ind wir auf der Burg Landeck.

17 Uhr, 18,5 Grad Celsius, wechselhaftes Aprilwetter im August. Über Burg Landeck hat sich gerade die Sonne tapfer durch die grauen Wolken geschafft, die Landschaft glitzert, die Besucher haben glänzende Laune: Endlich mal kein Sauwetter, stöhnt ein bärtiger Mann mit Rucksack. Auf die Burg, so hat eine Zählung vor einigen Jahren ergeben, kommen pro Jahr rund 300.000 Besucher, sie gehört neben dem Weintor in Schweigen zu den herausragenden Sehenswürdigkeiten der Südpfalz. An diesem Sommerferientag mag man das kaum glauben. Der Wald ist ausnahmsweise nicht vollgestellt mit Autos, keine Schlange vor der Getränkeausgabe. Es geht gemütlich zu zwischen den uralten Mauern. Anja und Klaus Velten aus Reifenberg auf der Sickinger Höhe haben gerade ihren Kurzurlaub begonnen. Mit ihren Töchtern Hannah (6) und Helena (4) sind sie vom Stiftsgut Keysermühle in Klingenmünster hinauf zur Burg gewandert – die richtige Einstimmung für vier spannende und entspannende Tage. Hannah hat sofort den mittelalterlichen Pranger im Zwinger entdeckt. Nein, den Kopf kann man nicht durch die Öffnung stecken, aber für ein „Starfoto“ reicht es allemal. Dann erobern die Kinder die Kanone, die friedlich vor der Burgmauer steht, setzen sich rittlings auf das eiserne Monstrum. „Was für eine tolle Burg“, freut sich Anja Velten, „sie ist so imposant und gut erhalten.“ Oben im Burghof genießt Tanja Rittberger die Fernsicht. An diesem Tag ist es besonders klar, die Silhouette des Schwarzwalds zeichnet sich deutlich gegen den Horizont ab. Die junge Frau aus Klingenmünster ist Stammgast auf der Landeck. Sobald Töchterchen Sarah, fünf Monate alt, aus dem Mittagsschlaf erwacht ist, wird sie in den Kinderwagen gepackt. Sohn Simon, 3, läuft natürlich schon auf eigenen Beinen und freut sich immer wieder auf die Burg. „Hier kann man so schön Rittergeschichten erzählen“, lächelt Tanja Rittberger. Wenn, wie an diesem Tag, die Großeltern aus Lug mit dabei sind und auf den Knirps im Kinderwagen aufpassen, steigen Mutter und Sohn auf den Turm, besichtigen Verlies und Kettenhemd und rufen von der obersten Plattform runter, ganz laut: „Hallo, alle Leute im Burghof…“ Die Geschwister Emma und Anselm Baltes sowie dessen Freundin Josiane Mutombo haben das große Hallo nicht gehört. Sie widmen sich gerade einem Flammkuchen, wedeln die Wespen weg und loben den guten Geschmack. Was gefällt dem Trio, das aus Bielefeld und München in die alte Heimat der Geschwister gekommen ist, an der Landeck? „Der super Ausblick“, meinen alle drei und Emma Baltes präzisiert: „Das ist eine Aussicht, wie ich sie mir in der Toskana vorstelle.“ Und bequem ist das Burgerlebnis auch. „Man kommt so gut mit dem Auto hierher, muss sich nicht hochkämpfen wie zur Madenburg“, erzählt Anselm. Am Nebentisch trinkt einer allein, aber stillvergnügt sein Bier. Klaus Keller ist schon als Bub auf die Landeck gestiegen und hat mit seinen Freunden in den alten Mauern „Indianerles“ gespielt. „Es war abenteuerlich, wir haben uns mit Klimmzügen an den Felsen hochgezogen“, erinnert er sich. Kein Wunder, dass die Burg ihn auch im Erwachsenenalter fasziniert. Seit Jahren ist er im Ausschuss des Landeckvereins aktiv, macht immer mal wieder einen Rundgang um den historischen Bau. „Die Landeck liegt mir halt am Herzen. Mit meinen Möglichkeiten versuche ich alles zu tun, um die Denkmäler meiner Heimat zu erhalten.“ So kann auch das Grabungsteam am benachbarten Schlössel auf ihn zählen. Klaus Keller trinkt einen letzten Schluck. Über dem Burgturm ballen sich dunkle Wolken, die Sonne hat sich verzogen. Die gelb-roten Fahnen knattern im Wind. Genug Burgluft geschnuppert, es ist Zeit zu gehen.

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