Insheim Was ein Großvater mit seinem Enkel auf einer Bahnreise erlebt hat

Der Enkel freut sich hier noch auf die Bahnreise. Er erlebt ja nicht, was der Großvater auf dem Rückweg mitmachen muss.
Der Enkel freut sich hier noch auf die Bahnreise. Er erlebt ja nicht, was der Großvater auf dem Rückweg mitmachen muss.

Die Bahn bietet immer hervorragenden Gesprächsstoff. Auch Volker Schönenberg kann eine Geschichte erzählen, die es in sich hat. Über Ersatzverkehre, Tumult und einen Fahrer, dervöllig planlos mit Handy unterwegs ist.

Eine Bahnfahrt kann vieles sein: In Liedern ist sie manchmal lustig oder schön, im wirklichen Leben aber sehr oft nervig, viel zu lang – oder völlig frustrierend. Von einer Bahnfahrt der realen Sorte kann Volker Schönenberg berichten. Der Großvater eines drei Jahre alten Enkels wollte den jungen Mann nach Basel zu dessen Eltern bringen und wieder zurück fahren. Am selben Tag. Auf dem Papier klappt das auch. Weniger als drei Stunden soll eine Strecke dauern. Dass er es geschafft hat, war dann doch eher Glück. Aber fangen wir von vorne an.

Es kommt zum Tumult

Am Donnerstag, 14. März, soll es um 10.43 Uhr ab Insheim in die Schweiz gehen. Die Infotafel kündigt direkt Schienenersatzverkehr an – ohne weitere Informationen, berichtet Schönenberg. Es kommt dennoch ein Zug, Schönenberg steigt mit seinem Enkel ein. In Winden wird die Drohung mit Schienenersatzverkehr deutlicher: Alle müssen raus, das Fahrzeug soll vor dem Bahnhof fahren. Dort ist nichts, weder ein Ersatzverkehr, noch ein Mitarbeiter der Bahn, der die wartenden Fahrgäste informiert. Es kommt auch keiner. Nach rund 45 Minuten hören die Leute die verwaschene Bahnhofsdurchsage: Es geht doch mit der Bahn weiter nach Wörth. Dort steigen wieder alle aus und warten auf den Schienenersatzverkehr. Nach weiteren 45 Minuten kommt der versprochene Ersatz: ein Großraumtaxi mit acht Sitzplätzen für circa 30 Wartende. Was dann passiert, beschreibt Schönenberg mit dem Wort „Tumult“.

Das Taxi bringt ihn und den Enkel zu einer Haltestelle der Albtalbahn auf der badischen Rheinseite. In welche Bahn er einsteigen muss, sagt ihm nicht die Bahn, sondern ein zufällig anwesender Karlsruher. Aber, natürlich: Auch diese Bahn müsse er verlassen. Technische Probleme. Das Duo erreicht aber den Hauptbahnhof. Dort steigen beide in einen ICE und diskutieren mit dem Schaffner, ob nachgezahlt werden muss – man hat schließlich nur Tickets für einen EC gekauft. Aber: Er erreicht mit seinem Enkel Basel, das Kind wird abgeholt und er fährt zurück, berichtet Schönenberg.

Der Fahrer ist bemüht

Um 18 Uhr erreicht er den Karlsruher Hauptbahnhof zum zweiten Mal an diesem Tag – und dort bekommt er die Info, dass der Schienenersatzverkehr am Südeingang ist. Auf der Homepage der Bahn sei von sechs eingesetzten Bussen die Rede, aber der nächste kommt um 19 Uhr, berichtet der Großvater. Der Fahrer spreche kein Deutsch, aber Englisch. Und er zeige einen Zettel mit den Haltestellen, die er anfahren werde. Eigentlich kein Problem. Aber: Der Fahrer ist auch noch ortsunkundig, er fährt die Strecke zum ersten Mal, finden die Fahrgäste auf dem Weg heraus. Sonst ist der Mann in Wittlich unterwegs.

In Karlsruhe und der Pfalz navigiert er mit seinem Handy und landet laut Schönenberg immer wieder auf schmalen Straßen, bei denen er Probleme hat, den Bus zu wenden. Die Haltestelle am Mühlburger Bahnhof verfehlt er gar ganz. Von Haltestelle zu Haltestelle muss er das Navi auf dem Handy neu die Route planen lassen. Mehrere Leute helfen ihm, die richtige Strecke zu finden. „Es ist nicht einfach für ihn, mit dieser mangelhaften technischen Ausrüstung den Weg zu finden. Er gibt sich alle Mühe“, sagt Schönenberg, der Mann werde im Grund von der Firma verheizt. Ihm „kann man keinen Vorwurf machen. Er verrichtete seinen Job, so gut er nur konnte“. Um 21.06 Uhr, also nur fast vier Stunden zu spät, kommt Schönenberg wieder in Insheim an.

Bahn und Firma wollen „besser werden“

Die Kommunikation der Bahn hält Schönenberg für ein Desaster, angefangen mit den ausbleibenden Informationen in Insheim. Auf den Schienenersatzverkehr sei ebenfalls kein Verlass gewesen. Er wünsche sich, dass die Bahn künftig offen kommuniziere, dass es ein Problem gibt. Er als Kunde könne sich dann ein Taxi holen, sich selbst drum kümmern und die Bahn bezahle die Kosten. Und zum letzten Abschnitt: „Man kann froh sein, dass durch die Eigeninitiative der Fahrgäste der Bus unfallfrei in Landau angekommen ist. Es ist grob fahrlässig, dass die Bahn ihren Schienenersatzverkehr mit einem solchen Sicherheitsrisiko organisiert.“

Die Bahn hat sich gegenüber der RHEINPFALZ nicht zu den Vorgängen geäußert. Aber gegenüber Schönenberg, der die Antwort des Kundendialogs zur Verfügung stellt. Die Probleme an diesem Tag habe es wegen eines Kabelklaus und einer technischen Störung an einer Weiche gegeben, heißt es dort. Der Ersatzverkehr sei nicht so gestartet, wie er über die Ersatzverkehr GmbH bestellt wurde, der Busnotverkehr fahre ohne festen Fahrplan. Man habe also auch aus diesem Grund nicht besser informieren können. Die Kritik am Busfahrer sei weitergeleitet worden. „All die von Ihnen angesprochenen Punkte haben wir für die kommenden Ersatzverkehre mit der Ersatzverkehr GmbH bereits ausgiebig besprochen, um hier besser zu werden und für zufriedene Fahrgäste zu sorgen. Eine Garantie für die Umsetzung kann ich Ihnen zum jetzigen Zeitpunkt allerdings nicht geben“, heißt es weiter in der Antwort des Kundendialogs der Bahn. Immerhin bekommt Schönenberg einen Gutschein über 50 Euro.

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