Kreis Südliche Weinstraße Studie: Wanderexperiment im Pfälzerwald bringt erstaunliche Ergebnisse

Vor und während der Wanderung zeigten die Wanderführer den Teilnehmern Dehnübungen, die sie auch zuhause wiederholen sollten.
Vor und während der Wanderung zeigten die Wanderführer den Teilnehmern Dehnübungen, die sie auch zuhause wiederholen sollten. Foto: Iversen

Drei Monate lang spazierten etwa 50 Wanderlustige aus der Region für die Wissenschaft. Nun gibt es erste Ergebnisse. Dass körperliche Aktivität an der frischen Luft gesund ist, ist bekannt. Doch mit diesen Resultaten haben selbst die Initiatoren nicht gerechnet.

Dass Bewegung in Gesellschaft, besonders in der Natur, guttut und gesund ist, kann man sich denken. Dennoch machen viele Menschen zu wenig Sport, sitzen viel am Schreibtisch und leiden auch deshalb unter Rückenschmerzen oder Fettleibigkeit. Um dem entgegenzuwirken, hat die Betriebskrankenkasse (BKK) Pfalz vor etwa zwei Jahren die Initiative Wanderfit ins Leben gerufen. Die Wirkung von Gesundheitswandern hat diese nun mit der Hochschule für Gesundheit SRH in Karlsruhe wissenschaftlich untersucht. Die Ergebnisse sind erstaunlich. Von Mai bis Juli wanderten die etwa 50 Studienteilnehmer wöchentlich im Pfälzerwald rund um Edenkoben. Zwei Gruppen unternahmen insgesamt zehn Wanderungen, die anderen beiden fünf. Veränderungen durch das Wandern wurden mithilfe von körperlichen Messungen und Befragungen gemessen. Diese Ergebnisse analysierten Daniel Deck und Stefanie Reu für ihre Bachelorarbeiten. Die beiden studieren Orthopädie an der SRH und haben von der Studie per Mail erfahren: „Ich gehe selbst wandern und bin gern in der Natur. Als dann per Rundmail gefragt wurde, ob jemand das Thema übernehmen möchte, habe ich mich gleich gemeldet“, erzählt Deck. Mit den ersten Ergebnissen ist Björn Eichmann, Professor für Sportwissenschaften an der SRH und Mitverantwortlicher für die Studie, sehr zufrieden: „Das Wohlempfinden der Teilnehmer hat sich in allen drei Bereichen, also körperlich, sozial und psychisch, verbessert“, sagt er.

Ein Kilogramm mehr Muskeln

Die Teilnehmer sind durchschnittlich knapp 60 Jahre alt. Ab diesem Alter – das sei in vielen Studien bewiesen worden – bauen Menschen eher Muskeln ab, erklärt Eichmann. Dass während der Studie die Muskelmasse nicht nur gleich geblieben, sondern im Schnitt sogar um knapp ein Kilogramm gewachsen sei, sei ein deutlicher Erfolg. Außerdem sei der Körperfettanteil bei den Teilnehmern durchschnittlich um 1,5 Prozent gesunken. Professor Tobias Erhardt, der das Projekt gemeinsam mit Eichmann betreut, betont außerdem die Effekte, die neben den körperlichen Werten festgestellt wurden: „Den meisten hat es viel Spaß gemacht, in der Gruppe zu laufen. Der soziale Aspekt ist ein wichtiger Faktor bei der Gesundheit“, sagt Erhardt. Den sozialen Aspekt findet auch Ellen Weiskopf aus Klingenmünster wichtig. Sie hat zehn Wanderungen mitgemacht und war von der Gestaltung der Studie positiv überrascht: „Die Dehnübungen zu Beginn und auch während der Wanderungen waren mal was anderes. Außerdem wurde Rücksicht auf alle Teilnehmer genommen“, erzählt Weiskopf. Dass in Gemeinschaft gewandert wurde, habe ihr besonders gut gefallen. Für sie wirkte die entdeckte Wanderlust sogar nachhaltig: „Ich laufe inzwischen jeden Tag zur Arbeit und mache mir mehr Gedanken darüber, wo ich hinlaufen kann, anstatt das Auto zu nehmen.“ Beate Radig war für jede Wanderung extra aus Karlsruhe angereist. Sie ist seit Kurzem in Rente und hat sich über das Sportangebot gefreut: „Früher habe ich nicht viel Sport gemacht, jetzt habe ich mehr Zeit und konnte teilnehmen.“,. Ihr habe vor allem die Bewegung an der frischen Luft gutgetan und die Aktivität in der Gruppe. „Ich habe viele nette Leute kennengelernt und Kontakte geknüpft“, erzählt Radig.

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