Annweiler Selbst machen statt Aufträge vergeben: Verbandsgemeinde gründet Tiefbau-Firma

Die neue Firma soll Reparaturen im Kanal- und Leitungsnetz und eigene Projekte übernehmen.
Die neue Firma soll Reparaturen im Kanal- und Leitungsnetz und eigene Projekte übernehmen.

Wer Handwerker braucht, weiß um die vielfältigen Probleme, die damit verbunden sind. So geht’s auch der Verbandsgemeinde Annweiler. Deswegen hat diese nun eigene Infrastruktur GmbH gegründet. Was bedeutet das für die Kunden?

Ob Wasserkanäle, Stromkabel oder Straßenbau: Wenn in der Erde gebuddelt werden muss, beauftragten die Verbandsgemeinde Annweiler und der Eigenbetrieb Stadtwerke Annweiler bislang ausschließlich externe Firmen. Doch das soll sich nun ändern. Denn die Liste der damit verbundenen Probleme ist lang:

1. Hohe Kosten: Für den laufenden Meter Tiefbau kalkulierte man 2018 mit rund 150 Euro. Mittlerweile ist der Preis schon auf das Dreifache angewachsen. Das liegt einerseits an gestiegenen Materialpreisen, aber auch an einer Umstrukturierung in der Baubranche. Zehn Millionen Euro hat das Trifelsland in den vergangenen fünf Jahren allein für derartige Arbeiten ausgegeben. Es geht also um hohe Summen, die sich schlussendlich auch in den Gebühren der Strom- und Wasserkunden niederschlagen.

2. Schlechte Verfügbarkeit: Einige Firmen überstanden die vergangenen Krisenjahre nicht. Durch diese Betriebsaufgaben sei der Wettbewerb in der Südpfalz nicht unerheblich eingeschränkt worden, bilanziert Werkdirektor Reiner Paul. Die verbleibenden Firmen müssen größere Margen abarbeiten, was mehr Zeit- und Personalaufwand mit sich bringt. Für die Auftraggeber heißt es dann oft, länger zu warten und höhere Preise in Kauf zu nehmen.

„Die Leistungen waren nicht immer gut“

3. Mangelhafte Qualität: Man braucht nur das Schlagwort Glasfaserausbau zu bringen, und jeder weiß, was dabei herauskommt, wenn man Sub- und Sub-Sub-Firmen beauftragt und die Kommune sich zum Schluss mit einem Haufen an Baumängeln herumschlagen muss. So erging es der Verbandsgemeinde in den vergangenen Jahren auch bei den von ihr beauftragten Tiefbauarbeiten: „Die Leistungen waren nicht immer gut“, so Bürgermeister Christian Burkhart.

4. Personalmangel: Die Baubranche kämpft mit Fachkräftemangel. Zudem fehlt es an Mitarbeitenden, die bereit sind, auch Rufbereitschaftszeiten abends und an Wochenenden zu leisten. Doch genau das ist essenziell. Bei einem Wasserrohrbruch oder einem beschädigten Erdkabel muss unverzüglich gehandelt werden.

Drei Baukolonnen geplant

Deswegen hat sich die Verbandsgemeinde dazu entschlossen, ihre Tiefbauarbeiten und perspektivisch auch die Notdienste selbst zu leisten. Dafür wurde nun die Trifelsland Infrastruktur GmbH gegründet. Diese soll in den nächsten ein bis zwei Jahren so weit aufgebaut sein, dass drei Baukolonnen mit neun Mitarbeitern unter ihrem Dach arbeiten, die eigene Projekte verwirklichen und Reparaturen erledigen, wie Burkhart ankündigt. Die kaufmännische Seite übernehmen die Stadt- und VG-Werke, deren Direktor Reiner Paul ist Geschäftsführer der neuen Gesellschaft.

Um nachhaltig in die Gewinnzone zu kommen, muss die GmbH einen Jahresumsatz von 1,2 Millionen Euro erwirtschaften, kalkuliert Paul. Dies sei realistisch machbar. Zudem reduzieren diese Inhouse-Vergaben erheblich den Arbeitsaufwand in der Verwaltung, die sich die Ausschreibungen der Aufträge sparen kann. „So müssen wir auf Dauer unsere Kunden nicht über Gebühr belasten. Und wir haben auch bereits einige gute Bewerbungen auf dem Tisch“, freut sich Burkhart.

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