Flemlingen Rosa Bieth feiert ihren 101. Geburtstag: „Am Rosenmontag bin ich geboren!“

Die Pfaff-Nähmaschine, die ihr Mann ihr 1948 aus Kaiserslautern mitbrachte, steht noch heute im Wohnzimmer von Rosa Bieth – als
Die Pfaff-Nähmaschine, die ihr Mann ihr 1948 aus Kaiserslautern mitbrachte, steht noch heute im Wohnzimmer von Rosa Bieth – als »wunderbare Erinnerung an vergangene Zeiten«.

Rosa Bieth ist zwar am Rosenmontag geboren – aber anders als in dem Fasnacht-Kulthit nicht in Mainz am Rhein, sondern in Flemlingen. Heute feiert sie dort ihren 101. Geburtstag. Und wieder fällt der Jubeltag auf einen Rosenmontag.

Der Rosenmontag ist im Hause Bieth nicht nur ein Tag im Zeichen der Fasnacht, sondern auch der Geburtstagsfreuden. Auf 101 Jahre blickt die Flemlingerin Rosa Bieth zurück. Anlässlich ihres hohen Geburtstags reisen wir mit ihr durch ihr bewegtes Leben. Ihre Mutter kam einst aus Wernersberg zur Erntehilfe nach Flemlingen. Dort fand sie ihre große Liebe, schloss den Bund fürs Leben, und so erblickte die kleine Rosa Kehrwald bald als echtes Flemlinger Mädchen das Licht der Welt. In dem Südpfälzer Dorf ging sie zur Schule – „in die Zwergschule“, wie sie kommentiert. Noch heute sind ihr die Klassentreffen in späteren Jahren in Erinnerung, ganz besondere. Denn in ihrem Jahrgang drückten nur drei Mädchen die Schulbank. Eine ihrer beiden damaligen Mitschülerinnen starb schon im Alter von 44 Jahren, während die andere, wie Rosa, 100. Geburtstag feiern konnte. „Viele Jahre haben wir beide unsere Klassentreffen veranstaltet. Zu zweit, auf der Bank sitzend, auf dem Friedhof in Flemlingen“, erzählt Rosa Bieth lächelnd.

Im jugendlichen Alter lernte sie Ernst Bieth kennen und lieben. Die beiden gaben sich 1947 das Ja-Wort. 1983 musste Rosa Bieth für immer Abschied von ihm nehmen. Zum Familienglück trugen der leider schon 2010 verstorbene Sohn Konrad und dessen Schwester Margot bei. Diese und ihr Mann Hans-Dieter Eisele kümmern sich heute praktisch rund um die Uhr um Rosa Bieth, zumal diese nach einer Hüftoperation seit zwei Jahren an den Rollstuhl gefesselt ist. Es war das erste Mal in ihrem Leben, dass die alte Dame ins Krankenhaus musste. Und dass sie trotz ihrer Beeinträchtigung eine lebensfrohe Natur geblieben ist, lässt sich an ihren hellwachen Augen ablesen. Auch ihre Schwester Anneliese Kehrwald, die am 1. Februar ihr 98. Wiegenfest feierte und die gemeinsam mit Rosa unter einem Dach lebt, blieb bislang von einem Krankenhausaufenthalt verschont. Auch für die Schwester sind Margot Eisele-Bieth und ihr Mann stets da.

Familie betreibt jahrelang Weingut im Sonnenhof

1960 zog Rosa Bieth zusammen mit ihrem Ehemann und den Kindern sowie ihrer Schwester vom Ortskern in Flemlingen in den neu erbauten Sonnenhof in der Maxstraße. Dort betrieben sie jahrelang ihr Weingut mit Flaschenweinverkauf, das dann Sohn Konrad weiterführte. Sie unterstützte ihren Mann stets tatkräftig bei den Arbeiten im Weingut und in den Weinbergen. Auch ihre Schwester wusste mit anzupacken, wobei deren Passion besonders dem Rebenschneiden galt. „Ich war immer gerne an der Luft, in den Weinbergen, überhaupt in der Natur“, erinnert sich Rosa Bieth. Dies sei ihr heute nicht mehr so gut möglich, bedauert sie. Sie erfreut sich deshalb an anderen Dingen, etwa wenn allmorgendlich ihre Lieblingspflegerin von der Sozialstation ins Haus kommt und sich um sie kümmert. „Meine Schwester und ich werden wirklich sehr gut betreut“, ist sie zufrieden.

Unvergessen bleiben ihr die Besuche bei ihrer Tante, einer Nonne der Mallersdorfer Schwestern, die in Ellingen in Mittelfranken wohnte. Ihr schaute sie mit Begeisterung zu, wenn diese als Handarbeitslehrerin ihre Fertigkeiten zeigte. Und so konnte die Jubilarin auch viel von ihr lernen. Damals war sie 16 oder 17 Jahre alt, und ob der oft wochenlangen Aufenthalte in Ellingen fürchtete ihr Vater schon, dass die junge Rosa vielleicht ins Kloster ginge. Seine Furcht blieb aber unbegründet.

Viele Gäste erwartet

Damit Rosa Bieth ihre Fähigkeiten in der Handarbeit anwenden und vervollkommnen konnte, fuhr ihr Mann 1948 extra nach Kaiserslautern und kaufte ihr eine Nähmaschine, selbstredend eine der Firma Pfaff. Diese steht heute noch im Biethschen Wohnzimmer. „Die geben wir auch nicht her, denn sie ist für uns alle eine wunderbare Erinnerung an vergangene Zeiten“, stellt Margot Eisele-Bieth fest. Sie spielt mit ihrer Mutter gerne Mühle und jeden Abend Mensch ärgere dich nicht. „Im Mühlespiel ist Mama fast unschlagbar, geradezu ein echter Profi“, findet die Tochter. Ein weiteres Hobby heißt „Nüsse knacken“. „Ich muss die Nüsse sammeln, die Mama dann mit Begeisterung knackt“, freut sich die Tochter über die Vitalität ihrer Mutter.

Anlässlich ihres 100. Geburtstages bekam Rosa Bieth Besuch aus Übersee. Denn ihre Enkelin lebt in Washington. Diese hatte für ihre Oma ein ganz persönliches Fotoalbum mit Bildern aus deren Leben kreiert. Schon wenige Tage, nachdem die Enkelin den Rückflug in die USA angetreten hatte, kam das fertiggestellte Album mit der Post in Flemlingen an. Stolz präsentiert Rosa Bieth immer wieder gerne das Erinnerungsstück. Sicherlich auch an ihrem heutigen 101. Geburtstag.

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