Bad Bergzabern Nach Alfred Grossers Tod: „Tragen seinen Namen mit Stolz und Würde“

Alfred Grosser im Jahr 2013 im Foyer des Schulzentrums in Bad Bergzabern, wo seine Büste enthüllt wurde.
Alfred Grosser im Jahr 2013 im Foyer des Schulzentrums in Bad Bergzabern, wo seine Büste enthüllt wurde.

Am Schulzentrum in Bad Bergzabern wird um den Namenspatron Alfred Grosser getrauert. Der deutsch-französische Politologe ist im Alter von 99 Jahren gestorben. Erinnerungen an eine besondere Beziehung.

Im Juni 2019 war Alfred Grosser das letzte Mal am Schulzentrum in Bad Bergzabern. Schon damals habe er deutlich ausgesprochen, dass es wohl für lange Zeit seine letzte Reise sein werde, berichtet Pete Allmann. „Wir verneigen uns vor einem großen Menschen. Wir tragen seinen Namen mit Stolz und Würde. Wir bewahren sein Erbe; sein Vermächtnis ist uns Auftrag“, betont der Schulleiter.

Die Jugend habe ihm besonders am Herzen gelegen. Für sie habe er eine große Leidenschaft empfunden, mit ihr habe er bei jedem seiner zahlreichen Besuche in Bad Bergzabern den Dialog. „Es dürfen keine Erwachsenen in der ersten Reihe sitzen, das stört die Kommunikation“, war seine Überzeugung.

Erster Besuch als Festredner

Der Kreistag hatte im Februar 2006 mit großer Mehrheit dafür gestimmt, das Schulzentrum in Bad Bergzabern nach Alfred Grosser zu benennen. Der Entscheidung vorausgegangen war aber eine lange Debatte. Bereits 1974 hatte die Suche nach einem passenden Namen für das Schulzentrum begonnen. Nur kamen die Einrichtungen nicht auf einen gemeinsamen Nenner. Zur Diskussion standen damals Namen wie August Becker, nachdem die Grundschule in Klingenmünster benannt ist, Martha Saalfeld und Georg Weber. 2003 kam dann der Name Alfred Grosser ins Spiel. Wobei es auch dann kritische Stimmen gab. War er doch Atheist. Doch die Schulgemeinschaft konnte ihren Wunsch durchsetzen. Sie wollte ihn als Namenspatron. Unter anderem weil man ihn schon kannte und er die Fähigkeit besaß, andere zu begeistern.

Am Gymnasium wurde unter anderem ein Kondolenzbuch ausgelegt.
Am Gymnasium wurde unter anderem ein Kondolenzbuch ausgelegt.

Alfred Grosser hatte bereits 1986 einen Gastauftritt am Gymnasium. und er Menschen begeistern konnte. Der in Frankfurt geborene Politologe, Publizist und Soziologe, der 1933 mit seiner Familie mit jüdischen Wurzeln vor den Nazis nach Frankreich geflohen war, wirkte seit Kriegsende als engagierter Versöhner und Vermittler zwischen den beiden Nachbarvölkern. Als solchen hatte ihn der damalige Schulleiter, Klaus Hörner, nach Bad Bergzabern eingeladen. War doch das Gymnasium damals dabei, Französisch als neuen Schwerpunkt zu entwickeln. In Alfred Grosser fand man den idealen Festredner.

Cheffahrer des Landrats kutschiert Pariser

Genau diese Rolle als Mittler und Versöhner zwischen Deutschen und Franzosen nach Ende des Zweiten Weltkriegs honoriert der Landkreis in seiner Pressemitteilung am Donnerstag. Landrat Dietmar Seefeldt (CDU) sieht in ihn gar als eine der Schlüsselfiguren der deutsch-französischen Annäherung. „Die daraus entstandene Freundschaft zu unseren französischen Nachbarn hat in unserem Landkreis eine ganz besondere Bedeutung, die von beiden Seiten gelebt und gepflegt wird. Dafür sind wir Alfred Grosser als Wegbereiter sehr dankbar“, würdigt Seefeldt das Wirken des Deutsch-Franzosen.

Dabei wurden keine Kosten und Mühen gescheut, Alfred Grosser die Organisation seiner Besuche an „seiner“ Schule in Bad Bergzabern zu erleichtern. Seefeldt stellte seinen Cheffahrer, Notker Mathes, mehrfach zur Verfügung, um den Pariser vom Hauptbahnhof in Straßburg in die Südpfalz ans Schulzentrum zu bringen. „Alfred Grosser hat immer fesselnde Geschichten erzählt, die spannend waren als ein Hörbuch, die ganze Fahrt lang“, erinnert sich Mathes.

„Keine Erwachsenen in der ersten Reihe“

Alfred Grosser war mehrmals an „seiner“ Schule in der Kurstadt zu Besuch, etwa im Jahr 2013, als im Foyer des Gymnasiums seine Büste enthüllt wurde. Im Mai 2016 kam er nicht nur zur Amtseinführung des Schulleiters Pete Allmann. Er sprach im Zuge der Reihe Aula-Gespräch über Europa und ihre Bedeutung für die Gesellschaft. Den letzten Besuch stattete er im Juni 2019 ab, und zwar anlässlich des ersten gemeinsamen Schulfestes des Gymnasiums, der Realschule und der Grundschule.

Im Foyer des Gymnasiums wurde kurzerhand ein Ort des Trauerns geschaffen. Zu sehen ist ein Bild von Alfred Grosser, zudem ist ein Kondolenzbuch ausgelegt.

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