SÜW Kreismusikschule: Sorge um Zukunft

Mitglieder des Kreisjugendorchesters.
Mitglieder des Kreisjugendorchesters.

Was ist uns die Musik wert? Es gibt Sorgen über die Finanzierung der Kreismusikschule SÜW und darüber hinaus. Landrat Dietmar Seefeldt und Vertreter der Musikschulen fordern mehr Geld vom Land.

Die Kosten für die Kreismusikschule sind in den vergangenen vier Jahren explodiert: von 750.000 Euro im Jahr 2020 auf inzwischen knapp 1,3 Millionen Euro. Die Kosten werden etwa zur Hälfte vom Kreis getragen, über ein Drittel zahlen die Eltern.

Der Landesanteil ist von 8.7 Prozent im Jahr 2020 auf 5.9 Prozent gefallen. Der reale Betrag, den das Land zahlt, ist zwar in dieser Zeit um 10.000 Euro gestiegen. Da aber der Gesamtbedarf noch deutlich größer geworden ist, nützt das dem Kreis wenig.

Warum der massive Kostenanstieg? Das liegt laut Landrat Seefeldt vor allem an zwei Faktoren: „Zur unlängst beschlossenen Gehaltserhöhung für die Honorarkräfte folgt der nächste Kostenhammer: Die bisherigen Honorarkräfte müssen nach einem Gerichtsurteil demnächst alle fest beim Landkreis SÜW angestellt werden“, sagte er am Freitag. Sprich: Das Personal wird deutlich teurer. Das kann zum Problem werden, wenn der Kreishaushalt defizitär ist, denn die Musikschulen gehören zu den freiwilligen Leistungen, die bei einem Loch im Haushalt gestrichen werden müssen. Seefeldt befürchtet, das die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion in Neustadt ihm die Musikschule dichtmachen könnte.

„Finanzierung nie in trockenen Tüchern“

Für Christoph Utz, Leiter der Musikschulen in Rheinland-Pfalz, ist es eine alte Leier: „Die Finanzierung der Schulen war seit 60 Jahren nie in trockenen Tüchern. Wir stehen ständig vor dem Problem, das wir nicht wissen, wie das nächste Jahr finanziert wird. Wir hatten vor ein paar Jahren 45 Musikschulen im Land, heute sind es noch 40. In diesem Jahr gibt es aktuell zwei, wo wir noch nicht wissen, wie es im Herbst weiter gehen wird.“ Seine Forderung: Die Kosten sollten zu jeweils einem Drittel von Eltern, Kreis und Land getragen werden.

Andreas Göbel, geschäftsführender Direktor des Landkreistags, sagt, es gehe hier um eine zutiefst soziale Frage. Die Politik stecke Millionen in die Sozialämter, die oft erst helfen könnten, wenn es schon zu spät sei. In den Musikschulen würde Präventionsarbeit geleistet, wenn es um die Sozialisierung von jungen Menschen geht. Musik steigere die Konzentrationsfähigkeit, wecke die Neugier, sei gut für Integration und Inklusion.

Die Runde wurde auch nicht müde zu betonen, dass es bei den Kreismusikschulen nicht um Elitenförderung ginge. „Die Vorstellung vom Violinenunterricht in einer Privatvilla ist überholt“, so Kreissprecherin Marina Mandery. Das Angebot sei für alle Bevölkerungsschichten ausgelegt, rund ein Viertel der Kinder bekämen ihre Gebühren ermäßigt.

Zeit, das Problem anzugehen

Gerade jetzt, wo die Landesregierung an einer Kulturentwicklungsplanung arbeite, sei es an der Zeit, das Problem der Musikschulen endlich anzugehen, findet Landrat Seefeldt. Dabei wunderte er sich über eine Pressemitteilung vom Dienstag, in der Kulturministerin Katharina Binz sagte, die Regierung habe die finanzielle Förderung der Musikschulen erhöht. Eine solche Erhöhung sei für ihn nicht ersichtlich. Binz' Ministerium erklärte auf Nachfrage, das hier die Erhöhung des Landeszuschusses von 3,2 Millionen Euro im Jahr 2022 auf 3,5 Millionen Euro im Doppelhaushalt 2023/2024 gemeint gewesen sei. Die Förderung sei kontinuierlich gestiegen, von rund 1,5 Millionen zu Beginn des Jahrtausends auf den heutigen Betrag. Auch in den Beratungen über den nächsten Doppelhaushalt würde über weitere Erhöhungen diskutiert.

Die Forderung der Erhöhung der Landeszuwendungen auf ein Drittel der Gesamtkosten erteilt Mainz aber eine Absage: „Die vom Land geförderten Musikschulen sind kommunale Einrichtungen oder werden primär von den Kommunen finanziert. Dies gilt auch für die anderen Bundesländer, und in keinem Bundesland gibt es die geforderte Drittelfinanzierung“, so Pressesprecher Nils Dettki. „Die kontinuierlich wachsende Landesförderung ist ein Bekenntnis des Landes zu seinen Musikschulen und eine Unterstützung für die Kommunen, ein breitgefächertes Angebot an musikalischer Bildung anbieten zu können.“

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