Annweiler Interessengemeinschaft setzt sich für Carsharing-Angebot ein

Günter Hirschmann (links) und Michael Schindler von der „IG Carsharing Annweiler“.
Günter Hirschmann (links) und Michael Schindler von der »IG Carsharing Annweiler«.

Bisher gibt es in Annweiler kein Carsharing-Angebot. Die Stadt hat das Thema zwar schon länger im Blick, ändern konnte sie daran aber noch nichts. Eine Interessengemeinschaft will sich mit dem Mangel nicht zufriedengeben.

Schon seit vielen Jahren wird in Deutschland an der Verkehrswende gebastelt. Neben der Umstellung auf nachhaltige Energieträger, Stichwort E-Mobilität, sollen auf den Straßen deutlich weniger Autos unterwegs sein. Die Menschen sollen auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen oder sich aufs Fahrrad schwingen. Während das in den Städten recht gut funktioniert, sieht es im ländlichen Raum schlechter aus. Dort ist das Auto für viele noch unverzichtbar. Aber braucht jeder ein eigenes Fahrzeug?

Nein, sagen mittlerweile viele Menschen. Gerade für kurze Strecken, etwa um einkaufen zu fahren, reicht ein gemeinsam mit anderen genutztes Auto. Carsharing heißt dieses Prinzip, das vor allem in größeren Städten schon rege genutzt wird. In ländlichen Regionen gibt es bislang jedoch kaum Carsharing-Angebote, das gilt auch für die Südpfalz. In Annweiler soll sich das nach dem Willen von Michael Schindler, Richard Wagner und Günter Hirschmann ändern. Sie haben Anfang des Jahres die „IG Carsharing Annweiler“ ins Leben gerufen.

Wer stellt Autos zur Verfügung?

„Es ist nicht unsere Aufgabe, für Carsharing zu werben“, sagt Hirschmann. Das Prinzip sei hinlänglich bekannt und auch von diversen Anbietern bereits beworben. „Wir wollen erreichen, dass da ein E-Auto steht.“ Aber woran hängt’s? Wieso steht nicht schon längst mindestens ein Fahrzeug zum Ausleihen bei Bedarf in der Trifelsstadt? Hirschmann und seine Mitstreiter sehen den Knackpunkt bei der Finanzierung. Die technischen Probleme hinsichtlich der Ladesäulen-Infrastruktur und des digitalen Abrechnungssystems seien lösbar, sagt Hirschmann. „Das sind alles vorgeschobene Argumente.“ Die entscheidende Frage sei: „Wer stellt Autos zur Verfügung?“

Dass es eine Nachfrage für Carsharing gibt, davon sind die Initiatoren der Interessengemeinschaft überzeugt. Schon alleine deshalb, weil sich damit Geld sparen lässt. „Ich fahre mit meinem eigenen Auto 8000 bis 10.000 Kilometer im Jahr“, beginnt Hirschmann seine Rechnung. Das Auto stehe also die meiste Zeit ungenutzt in der Garage. „Ich bezahle dafür aber jeden Monat 400 bis 500 Euro inklusive Wertverfall“, erklärt er weiter. Der Vorteil des eigenen Autos sei, dass man spontan mobil sei. Also stelle sich im Endeffekt die Frage, ob man bereit ist, für den Luxus der spontanen Mobilität jeden Monat 400 bis 500 Euro zu bezahlen. „Das ist natürlich ein subjektive Entscheidung“, weiß Hirschmann.

Nach kurzer Zeit 20 Unterstützer

Er selbst sieht es so: „Wenn ich die Chance habe, durch Carsharing spontane Mobilität nur halbwegs zu gewährleisten, bin ich bereit auf diesen Luxus zu verzichten“. Natürlich nutze es dann nichts, wenn im nächsten Ort ein Auto steht. Es müsse schon ein lokales Angebot sein, das heißt das Fahrzeug müsse zu Fuß oder mit dem Fahrrad in angemessener Entfernung und Zeit zu erreichen sein. Die Einschätzung, dass viele Leute so denken wie er, macht Hirschmann an der Tatsache fest, dass die IG nach kurzer Zeit bereits rund 20 Unterstützer gewonnen hat. „Wir erwarten, dass sich das noch deutlich erweitern wird“, sagt Hirschmann.

Wie das Angebot geschaffen werden soll, das könne die IG noch nicht konkret sagen. „Wir stehen noch ganz am Anfang.“ Selbst wollen und können sie es jedenfalls nicht stemmen, sagt Hirschmann. „Es müssen einfach noch Gespräche geführt werden, unter anderem mit potenziellen Partnern. Wir unterstützen natürlich alles, was zu einer Lösung führen könnte.“ Eines ist den drei IG-Initiatoren aber auch bewusst: „Inwieweit das Ziel erreichbar ist, wissen wir nicht.“ Sie seien aber überzeugt davon, dass es möglich ist, auch in Annweiler ein Carsharing-Angebot zu schaffen.

Stadt ist in konkreten Gesprächen

„Die Stadt hat ein Interesse daran“, sagt Annweilers Stadtbürgermeister Benjamin Seyfried zum Thema Carsharing. Als finanzschwache Kommune könne man das jedoch nicht selbst umsetzen. „Das gilt auch für die Stadtwerke“, sagt er mit Blick auf Bad Bergzabern, wo die dortigen Stadtwerke ein Fahrzeug zum Leihen bei Bedarf anbieten. Laut Seyfried ist die Stadt Annweiler aber unabhängig von der IG-Gründung schon länger an dem Thema dran. Und das womöglich mit Erfolg. „Wir befinden uns derzeit in relativ konkreten Gesprächen mit einer Firma aus Baden-Württemberg, die ein Carsharing-Angebot bei uns einführen möchte“, erzählt Seyfried. Vollzug könne er aber noch nicht vermelden. Es könnte aber schon bald ein Leih-E-Auto an der Ladesäule am Bahnhof stehen.

Auch der Landkreis Südliche Weinstraße bemüht sich derzeit darum, dass es in seinen Gemeinden Carsharing-Angebote gibt. Man sei Teil eines kommunalen Netzwerks für die Grundversorgung mit Carsharing im ländlichen Raum, teilt die Verwaltung auf Anfrage mit. „Dafür kooperieren die beteiligten Städte Landau und Neustadt sowie die Landkreise Bad Dürkheim, Germersheim und Südliche Weinstraße mit dem Regionalverband Rhein-Neckar und dem Verkehrsbund Rhein-Neckar.“ Konkrete Ergebnisse der Kooperation gibt es allerdings noch nicht, man sei noch in den Anfängen der Zusammenarbeit. „Wie und ob Carsharing in unserem Flächen-Landkreis funktionieren kann, ist noch nicht geklärt. Carsharing begegnet überall auf dem Land besonderen Herausforderungen, unter anderem einer geringen Nutzerdichte. Vieles ist also noch offen.“

Die neue IG in Annweiler weiß um die Bemühungen des Landkreises. Hirschmann betont vor diesem Hintergrund: „Wir wollen dem keine Konkurrenz machen, sondern wir sehen unser Engagement als eine Ergänzung dazu.“

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