Geschichten aus der Geschichte Ilbesheim schreibt Weltgeschichte

Die Festung Landau mit den Schützengräben.
Die Festung Landau mit den Schützengräben.

Im Jahr 1700 starb der spanische König Karl II., ein Habsburger, kinderlos. Er hinterließ ein Weltreich mit Besitztümern in Italien, den spanischen Niederlanden und den umfangreichen Kolonien in Südamerika.

Als Thronfolger war der Enkel Ludwig XIV., Philipp von Anjou, bestimmt worden, was jedoch von den anderen europäischen Mächten unter Führung des deutsch-österreichischen Kaisers Leopold I. wegen einer befürchteten Übermacht der Franzosen nicht akzeptiert wurde. England, Holland, Preußen, aber auch Johann Wilhelm, der pfälzische Kurfürst, sowie andere deutsche Fürstentümer verbündeten sich mit Österreich. Der bayerische Kurfürst Maximilian II. Emanuel schlug sich auf die Seite Frankreichs, dem dafür zusätzliche Ländereien – unter anderem die Pfalz – sowie die Königskrone versprochen wurden. Das Herzogtum Pfalz-Zweibrücken und damit auch Ilbesheim gehörte seit 1681 in Personalunion dem schwedischen König Karl XII. Verwandtschaftliche Beziehungen gab es zwischen allen diesen Herrscherhäusern.

Der historische Plan zeigt das Dorf Ilbesheim.
Der historische Plan zeigt das Dorf Ilbesheim.

Kriegsschauplätze, die sich zum Weltkrieg des 18. Jahrhunderts entwickelten, waren in Spanien, Italien, Belgien, auf See und in Süd- und Südwestdeutschland. Das Einfallstor nach Frankreich sollte die ein Jahrzehnt zuvor von Vauban errichtete Festung Landau verteidigen. 5000 Mann waren dort stationiert, als sich ein gegnerisches Heer von 20.000 bis 30.000 Soldaten unter dem badischen Markgrafen Ludwig Wilhelm I., genannt „Türkenlouis“, 1702 dort versammelte. Unterstützt durch den österreichischen Thronfolger und späteren Kaiser Joseph I., der bereits mit neun Jahren zum König von Ungarn gekrönt worden war, fiel nach drei Monaten die Festung in die Hände der Deutschen. Doch bereits ein Jahr später wurde Landau von den Franzosen zurückerobert.

Der König wohnt in Ilbesheim

Ab Mitte September 1704 wurde die Stadt erneut belagert. König Joseph I. reiste mit dem „Landauer“, der bekannten offenen Kutsche an und wohnte dieses Mal, nachdem er zwei Jahre zuvor in Impflingen kampiert hatte, in Ilbesheim. Hauptquartier war das Rathaus, wo sich die beteiligten Heerführer wie Prinz Eugen von Savoyen, Herzog John Churchill von Marlborough sowie der Türkenlouis versammelten. Die Belagerer legten Wälle und Schützen- und Laufgräben. Diese waren so breit und tief, dass die fürstlichen Herren mit Kutschen durchfahren konnten. Durch Beschießungen und mannstarke Ausfälle sowie unterirdische Minengänge behinderten die Festungstruppen die Arbeiten, was zu großen Verlusten – man errechnete 4000 bis 5000 Mann – führte. Doch am 23. November 1704 musste die Landauer Festung kapitulieren. Die Toten auf französischer Seite werden mit 3000 Mann angegeben. Die Ereignisse beschreibt Norbert Gottlieb sehr differenziert in seiner Ilbesheimer Dorfchronik.

Gedenktafel am Ilbesheimer Rathaus.
Gedenktafel am Ilbesheimer Rathaus.

Die entscheidende Schlacht dieser Kriegsphase hatte bereits sechs Wochen zuvor in Höchstädt und Blindheim an der Donau stattgefunden. Dort siegte das deutsche Heer mit Unterstützung der Engländer gegen die Koalition der Franzosen mit den Bayern. Kurfürst Max Emanuel floh in die spanischen Niederlande und übertrug die Regentschaft seiner Frau Theresia Kunigunde. Diese war gezwungen, ein „Particular-Tractat“, das einer Kapitulation gleichkam, aushandeln zu lassen, das im November 1704 in Ilbesheim unterzeichnet wurde und deshalb unter der Bezeichnung Ilbesheimer Vertrag geführt wird. Er beinhaltet die Auflösung des bayerischen Heeres, die Abgabe aller Waffen und die Übergabe der Münchener Befestigungen an Österreich. Der Kurfürst selbst lehnte den Vertrag ab. Teile seiner Armee setzten sich nach Frankreich ab. Joseph I., der nach dem Tod seines Vaters 1705 das Kaiseramt antrat, ließ Bayern besetzen und mit erhöhten Steuern und anderen Maßnahmen das Land ausbeuten.

Ein Kupferstich aus dem Jahr 1704 zeigt die Stadt Landau.
Ein Kupferstich aus dem Jahr 1704 zeigt die Stadt Landau.

Kein Friedensvertrag

Ein Friedensvertrag war das Ilbesheimer Abkommen nicht. Auch am Oberrhein kam es in der Folge zu weiteren militärischen Konflikten. Schließlich erhielt Philipp von Anjou die spanische Krone. Landau wurde 1713 erneut von den Franzosen zurückerobert, im Friedensvertrag von Rastatt 1714 zwischen dem kriegsmüden Frankreich und Österreich wurde dies schließlich von den Konfliktparteien anerkannt. Kurfürst Maximilian I. Emanuel erhielt sein Land vollständig zurück. Das Herzogtum Pfalz-Zweibrücken und damit auch Ilbesheim und Umgebung übernahm 1718 der in Schweden geborene Gustav Samuel Leopold der Linie Pfalz-Kleeburg von seinem verstorbenen Cousin Karl XII. Durch die vertragliche Wiederherstellung des Vorkriegszustandes konnte auch die Kurpfalz trotz der Militärdienste für den Kaiser keine zusätzlichen Kriegsgewinne erzielen.

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