Weyher/Edenkoben Hasenfamilie aus Stroh kündigt Osterfest an

 Liz Anger und Wolfgang Erbe mit der Osterhasen-Familie.
Liz Anger und Wolfgang Erbe mit der Osterhasen-Familie.

Eine Hasenfamilie kündet schon seit zehn Jahren vom nahenden Osterfest. Zuerst in Edenkoben, mittlerweile in Weyher. Hinter dem drolligen Hingucker steckt eine Menge Arbeit.

Schon seit einigen Jahren ist in der Zeit vor Ostern die Bank an der Bushaltestelle direkt am alten Rathaus in Weyher belegt. Platz nimmt dann, dieses Jahr ab dem 11. März, eine Osterhasen-Familie. Jahr für Jahr machen die Pflegeeltern Elisabeth Anger und Wolfgang Erbe die Mümmelmänner liebevoll zurecht und kleiden sie ein.

Angefangen hat alles damit, dass Elisabeth Anger im Internet einen menschengroßen Osterhasen sah, der in einem Ort im Fichtelgebirge an einem Osterbrunnen saß. Der Hase war aus Heu modelliert und mit Jacke, Hose und Schuhen ausgestattet. Er gefiel ihr so gut, dass sie dachte, so etwas könnte doch auch hier den Menschen gefallen. Ihre Idee brachte sie dem damaligen Edenkobener Stadtbürgermeister Werner Kastner näher.

Hase im Winzerkittel

Diesen traf sie in Edenkoben des Öfteren, da sie 15 Jahre lange den Seniorentreff am Rathaus leitete. Kastner war zunächst etwas skeptisch. Zwar gefiel ihm die Idee und auch wie der Hase aussehen sollte, doch hatte er Angst, dass es Vandalen geben könnte, die den Hasen vielleicht anzünden würden. Doch Hasenmutter Anger konnte Kastner überzeugen und so saß zu Ostern 2014 Vater Hase zum ersten Mal am Brunnen am Ludwigsplatz. Tatsächlich gab es in all den Jahren nur einen kleinen negativen Vorfall, als jemand meinte, er müsse das Edenkobener Stadtwappen, das den Winzerkittel von Vater Hase zierte, abtrennen.

2015 trat Mutter Hase ins Leben von Vater Hase. Es war ja auch schöner, gemeinsam am Brunnen zu sitzen als alleine. Das Familienglück vervollkommnete 2016 Tochter Susi, die sich seitdem in ihrem Kinderwagen aus den 1950er-Jahren pudelwohl fühlt. 2017 folgte ihr Bruder Seppi, der ganz stilecht in Lederhosen gewandet ist und 2023 eingeschult wurde. Aus diesem Anlass bekam er einen Lederschulranzen. 2019 wurde aus dem Geschwisterduo ein Trio. Das dritte Kind wird auch sechs Jahre später immer noch ganz schlicht Baby gerufen. Ob es vielleicht doch noch irgendwann einen Namen bekommt, lässt Elisabeth Anger offen. Auch Vater und Mutter Hase müssen nach wie vor ohne Vornamen auskommen.

Hase mit bunten Eiern

Bis 2019 war der Ludwigsplatz in Edenkoben das österliche Domizil der Hasenfamilie, seit 2020 darf man sich in Weyher glücklich schätzen, Heimatort der Familie zu sein. Dies ist nicht zuletzt der Tatsache geschuldet, dass Elisabeth Anger aus Weyher stammt und mit ihrem Lebenspartner Wolfgang Erbe dort wohnt. Ihre Hasenfamilie bekommt in diesem Jahr noch Zuwachs, gibt es doch eine Familienzusammenführung. Onkel Hase, auch er hat keinen Vornamen, wohnt jetzt nämlich als Untermieter ebenfalls in Weyher, nachdem er zehn Jahre lang in Ellerstadt bei Elisabeth Angers Schwester eher ein Schattendasein fristete. Die mit bunten Eiern bis oben hin gefüllte Kiepe, die er auf seinem Rücken trägt, zeugt davon, dass er schon fest in die Familie integriert ist. Somit gibt es einen zusätzlichen Blickfang, und erneut wird kaum ein Passant oder Tourist am Rathaus vorbeigehen, ohne ein Foto der Familie zu machen.

Zusammen haben Anger und Erbe in all den Jahren viel Zeit und Mühe investiert, um den Menschen mit den wunderschönen Hasen eine Osterfreude zu machen. Das Gerüst für Vater Hase haben sie noch aus Holzlatten gebastelt, später schweißte Elisabeth Angers Bruder Gestelle aus Stahl, die wesentlich stabiler und langlebiger waren als die in Holzbauweise. Die Hasen selbst werden zum Großteil aus Heu kreiert. Das kommt vom nahegelegen Modenbacher Hof und muss möglichst langstielig sein, da es sich so besser verarbeiten lässt als mit kurzen Halmen. Zudem bedarf es viel Draht, um alles in Position zu bringen. Ebenso ist Etliches an Verpackungsfolie nötig, die zum Auspolstern dient. Wenn alles Material parat liegt, braucht es nur eine Woche, bis die Hasen ihre endgültige Gestalt annehmen. Dazu kommt aber dann noch etwas Zeit, um den Langohren den Feinschliff zu geben. Dazu gehört zum Beispiel das Anbringen von Augen, Mund, Nase und der Haare an der Hasenschnauze, die aus Kunststoffdraht bestehen.

Kleider vom Flohmarkt

Die Kleider für die Hasen kommen vom Ruhangomarkt in Landau und vom Kleiderhaus in Edenkoben. In dessen Räumen hängt ein Bild der Hasenfamilie, auf dem zu lesen steht: „Von uns eingekleidet!“. Ein Problem beim Einkleiden sind die großen Füße von Vater, Mutter und Onkel Hase. Ein Bekannter von Anger und Erbe, der recht große Füße hat, stellte beispielsweise Gummiüberüberschuhe, die Radfahrer bei Regen anziehen, zur Verfügung. Von diesen wurden die Sohlen abgetrennt, und so konnten die Schuhe Vater Hase angepasst werden.

„Bei all der Arbeit kommt es schon mal vor, dass man Blasen an den Händen bekommt, aber das ist es wert, wenn die Hasen dann wieder in voller Pracht erstrahlen“, berichtet Elisabeth Anger. Für den Rest des Jahres wohnt die Familie in der Garage eines Nachbarn. Als Gegenleistung für die Unterkunft kümmern sich Anger und Erbe um dessen Katze. Neben den großen Hasen trifft man im Haus von Anger und Erbe auch auf kleine Exemplare, die Elisabeth Anger alle selbst gefertigt hat. Von der Treppe herab grüßen kleine Plüschbären, und die Schildkrötenpuppen in der Glasvitrine lassen einen in Erinnerungen an längst vergangene Zeiten schwelgen.

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