SÜW Gutschein-Aktionen als Tafel-Ersatz im Kreis SÜW

Die Gutscheine werden durch das Fenster des „Hilfsbereit“-Büros verteilt.
Die Gutscheine werden durch das Fenster des »Hilfsbereit«-Büros verteilt.

Wegen der Corona-Krise sind die meisten Tafeln im Landkreis geschlossen. Damit die Hilfsbedürftigen dennoch die Möglichkeit haben, Lebensmittel zu beziehen, sind Gutschein-Aktionen angelaufen. Edenkoben hält den Laden aufrecht.

In Annweiler hat sich eine Corona-Hilfsplattform zusammengeschlossen, die Risikogruppen, die zu Hause bleiben sollen, bei der Alltagsbewältigung unterstützt. Diese unterstützt nun auch die Tafel dabei, die Bedürftigen zu versorgen. Denn seit vergangener Woche ist die Ausgabestelle dicht. Zu viele ehrenamtliche Mitarbeiter seien Rentner und damit Risikogruppe, berichtet Michael Zürn, Inhaber der Firma „Hilfsbereit – Alltagshilfe für Senioren“, der die Hilfsplattform gemeinsam mit Sven Dausch, Vorsitzender des VfB Annweiler, und der Stadt koordiniert. 73 Tafelbesucher aus der Trifelsstadt und zwölf Menschen aus dem Umland sind seitdem in Notlage.

Deswegen hat die Hilfsplattform gemeinsam mit der Tafel eine Gutschein-Aktion auf die Beine gestellt. Die Tafelbesucher können ab sofort Einkaufscoupons für Annweilerer Märkte im „Hilfsbereit“-Büro in der Hauptstraße 31 abholen. Zunächst können diese im Aldi und im Kornmühle-Biomarkt eingelöst werden, berichtet Zürn. Eventuell folgen weitere Märkte. Wie Dausch ergänzt, hat sich in der vergangenen Woche ein Annweilerer Supermarkt gemeldet, der übriggebliebene Waren – zum Beispiel mit defekten Verpackungen oder liegen gelassenes Obst und Gemüse – an hilfsbedürftige Menschen weitergeben würde, bevor diese im Müll landen. „Auch dies versuchen wir, unter die Leute zu bringen“, so Dausch. Die genauen Modalitäten müssten aber noch abgeklärt werden.

Wie funktioniert die Gutschein-Aktion?

Die Tafelbezieher haben einen Ausweis mit einer Farbe. Anhand dieser ist der Tag für die Gutschein-Abholung bestimmt: grün – Dienstag, gelb – Mittwoch, blau – Donnerstag, grün – Freitag, jeweils von 12 bis 14 Uhr. Damit soll die Ausgabe entzerrt werden. Zürn überreicht die Gutscheine kontaktlos durchs Fenster seines Büros. Zudem sind auf dem Gehweg Abstandsmarkierungen angebracht. Infos gibt er unter der Telefonnummer 06346 6980819 und per E-Mail an info@hilfsbereit-alltagshilfe.de. Falls ein Abholen und Einkaufen nicht möglich ist, können die Bedürftigen auf den zentralen Einkaufsservice der Stadt zurückgreifen. Dieser ist unter der Rufnummer 06346 9659713 mittwochs, donnerstags und freitags von 10 bis 12 Uhr und von 13 bis 15 Uhr besetzt. Finanziert wird die Gutschein-Aktion über Spenden von Bürgern, des Lions-Clubs und der Geschäftsleute aus Annweiler. Weitere Spenden sind willkommen (Spendenkonto: Caritas Annweiler, Verwendungszweck: Corona-Hilfe, Iban: DE62 5485 0010 0010 0810 32).

Auch in Bad Bergzabern liegt die letzte Ausgabe der Tafel, die rund 400 Menschen versorgt, schon eine Woche zurück. Gleichzeitig gab es einen gemeinsamen Aufruf der Tafel, des Hauses der Familie und der protestantischen Kirchengemeinde zu spenden, um die Kunden mit Lebensmittel-Gutscheinen versorgen zu können. „Rund 5000 Euro sind bisher eingegangen“, informiert Dekan Dietmar Zoller. Das reicht für 250 Gutscheine zu je 20 Euro, die das Haus der Familie jetzt verteilen wird. „Wir sind zusammen die Listen der Tafel durchgegangen und haben diejenigen, die am allerdringendsten Hilfe brauchen, zusammengestellt“, sagen Helga Schreieck, Leiterin des Hauses der Familie, und Mathilde David, Vorsitzende der Tafel. Denn für alle wird es nicht reichen.

Facebook-Aufruf zeigt Wirkung

„Viele zeigen sich solidarisch und spenden, aber Geld wird weiterhin gebraucht“, so Zoller (Spendenkonto: Protestantisches Verwaltungsamt Bad Bergzabern, Sparkasse SÜW, Iban: DE32 5485 0010 0000 0830 06, oder VR-Bank SÜW-Wasgau, Iban: DE36 5489 1300 0000 0101 03, Verwendungszweck: „Supermarktgutscheine für Tafelkunden“). Wenn alle einen Gutschein bekommen sollen, werden 8000 Euro pro Woche benötigt. Die ersten 250 Gutscheine sollen jetzt den Tafelkunden in die Briefkästen geworfen werden. Eine aufwendige Aktion, die ehrenamtlich geleistet wird.

Mangel an Lebensmitteln gibt es bei der Tafel Edenkoben selbst in der Corona-Krise nicht. Das Problem dort: Der Großteil der Helfer ist älter, gehört also der Risikogruppe an. Lothar Heine, seit fast fünf Jahren Vorsitzender der Hilfsorganisation, schätzt den Anteil der Über-60-Jährigen auf 95 Prozent. „Obwohl ein Drittel dieser Leute trotz aller Risiken unbedingt weitermachen will, fehlt uns Personal für die Ausgabetermine im Industriering“, sagt er. Deswegen wurde über Facebook ein Aufruf gestartet, um junge Helfer zu finden. Mit dem Ergebnis, dass sich innerhalb von 24 Stunden 25 Freiwillige gemeldet haben. Heine spricht von einem sensationellen Ergebnis, das zeige, dass viele Menschen in dieser schwierigen Zeit Hilfsbereitschaft und Menschlichkeit zeigten. Unter denen, die sich jetzt einweisen lassen, um am Freitag zwischen 12 und 16 Uhr die Ausgabe mitdeichseln zu können, sind laut Heine Mitarbeiter aus der Gastronomie, die derzeit ohne Arbeit sind, aber auch Finanzschüler, Jungrentner und Angehörige „seines“ Tischtennisvereins. „Es ist toll, dass wir als eine der wenigen Tafeln weitermachen können“, betont der 67-Jährige. Ein Aus konnte nur ein Verbot der Behörden, Lebensmittelmangel, ein Corona-Fall in den eigenen Reihen oder das Fehlen an Helfern bewirken.

Cap-Markt ist Kooperationspartner in Herxheim

Die Tafel Edenkoben hilft 150 Bedarfsgemeinschaften, zu denen rund 350 Menschen aus den Verbandsgemeinden Edenkoben und Maikammer zählen. Pro Ausgabe werden rund zehn Helfer benötigt, die alle mit Mundschutz ausgestattet sind. Es gibt derzeit lediglich eine Einzelbedienung. Der Hilfsbedürftige tritt über besonders geregelte Laufwege in das Gebäude, desinfiziert sich, bekommt seine Ware und wirft die niedrige Gebühr in eine Kasse. Erst wenn er den Raum verlassen hat, darf der nächste kommen. Über den nötigen Abstand, auch im Außenbereich, werden alle Kunden informiert. Worauf der Tafel-Chef besonders stolz ist: „Wir können in dieser schwierigen Zeit sogar den Bringdienst für 25 bis 30 Abnehmer aufrechterhalten.“ Abgestellt wird an der Haustür.

In Herxheim arbeiten die Tafel, das evangelische und katholische Pfarramt sowie das Seniorenbüro Altern A(K)tiv zusammen. Für bedürftige Rentner liegt ab nächster Woche im katholischen Pfarramt (Keßlerstraße 2, Telefon 07276 987100) und evangelischen Pfarramt (Kettelerstraße 40, Telefon 07276 919075) wöchentlich ein 20-Euro-Gutschein bereit. Damit können im Cap-Markt Nahrungsmittel gekauft werden. Spenden für die Aktion sind willkommen (Spendenkonto: Tafel Herxheim, Iban: DE34 5489 1300 2861 3592 07, VR-Bank SÜW-Wasgau, Verwendungszweck: Corona). Die beiden Kirchengemeinden stellen einen Sockelbetrag für die Gutschein-Aktion zur Verfügung. Wer nicht selbst einkaufen kann oder sollte, kann auf die Nachbarschaftshilfe in der Verbandsgemeinde Herxheim zurückgreifen. Ansprechpartnerin ist Seniorenbeauftragte Sylvia Zöller, Telefon 07276 5030405 oder 5030411.

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