Kreis Südliche Weinstraße Ende der VG Maikammer: Trauerzug als Abschiedsfest

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Traurig und dennoch mit Humor – so etwa könnte man die Gedenkprozession umschreiben, die am Montagabend durch Maikammer zog: Die Verbandsgemeinde Maikammer, seit gestern auf Weisung des Landes in die VG Edenkoben integriert, wurde zu Grabe getragen. Allerdings mit „Schorlestopp“ und heißer Musik.

Nein, die Stimmung war nicht wirklich traurig bei der ersten Gedenkprozession zum Ende der Verbandsgemeinde Maikammer. Dafür sorgte am Montagabend schon die Walking-Band Combo-Combo, die die rund 70 Teilnehmer aus den drei Ortsgemeinden durch Maikammer begleitete. Dennoch bedauerten viele, dass seit 1. Juli die Verbandsgemeinde Maikammer in der Verbandsgemeinde Edenkoben aufgehen musste. Organisiert wurde der Marsch von Rainer Braun, Gerhard Kruppenbacher und Nicolai Schenk. Mit der Resonanz zeigten sich die Organisatoren der Gedenkprozession zum Ende der VG Maikammer sehr zufrieden. „Es ist ja das erste Mal, dass wir so etwas auf die Beine stellen. Da konnten wir nur schwer abschätzen, wie viele mitmachen würden“, meinte Nicolai Schenk, der frühere erste SÜW-Kreisbeigeordnete. Die Route, die etliche Schaulustige säumten, führte durchs Dorf, beginnend am Marktplatz, dann durch die Weinstraße Süd, die Immengartenstraße, über den Frantzplatz, durch die Schulstraße, die Weinstraße Nord und schließlich in die Hartmannstraße zum „Schorlestopp“ und weiter zur Kredenburg. Ihren Abschluss fand die Prozession somit bei der Alsterweilerer Brunnenkerwe. Die Idee stammte von Rainer Braun. Vor rund einem Monat sei sie ihm in einer Stammtischrunde gekommen, erzählte Braun. „Ein Abschiedsfest für die Verbandsgemeinde Maikammer – das wär’s.“ Er suchte und fand Mitstreiter in Gerhard Kruppenbacher und Nicolai Schenk sowie einigen Mitgliedern der Bürgerinitiative (BI) zum Erhalt der kleinen Verbandsgemeinde. Wert legte Braun aber darauf, dass „das Ganze unpolitisch ist“. Viele Teilnehmer hatten an diesem Abend extra schwarze oder dunkle Kleidung an. Außerdem hatte Braun einen Sarg gebastelt, den einige Mannen an der Spitze der Prozession trugen. Er stand für die symbolische Beerdigung der Verbandsgemeinde. Kruppenbacher hielt eine Fahnenstange mit einem Wimpel, auf dem zu lesen stand: „VG Maikammer: geboren 22.4.1972 – gestorben 30.6.2014“. „Wir wollten vor allem auf die Freundschaft hinweisen, die zwischen Bürgern der drei Ortsgemeinden Maikammer, St. Martin und Kirrweiler in all den Jahren entstanden ist“, erklärte Braun die Absicht der Organisatoren. „Und wir hoffen, dass sie nicht verloren geht.“ Schenk erinnerte daran, dass gerade die jungen Bürger, die hier aufgewachsen seien, dankbar sein und sich auch in der Verantwortung für diese Verbandsgemeinde fühlen sollten. Und die Klage gegen die Zwangsfusion sei ja noch nicht entschieden, betonte er. Ausdrücklich bedankte sich Schenk bei allen Mitgliedern des Verbandsgemeinderates Maikammer. Auch bat er um Verständnis für all die Emotionen, die bei Bürgern und den Mitgliedern der Bürgerinitiative in Diskussionen mitunter hochgekommen seien. Er wertete es als Zeichen der Solidarität. Keinesfalls, das hob Schenk hervor, richte sich die Veranstaltung gegen Edenkoben, sondern gegen die Vorgehensweise des Landes. „Gegen den Willen der Bürger ist diese Zwangsfusion vom Land angeordnet worden“, unterstrich auch Gerhard Kruppenbacher. Immerhin hätten sich 95 Prozent der Befragten in allen drei Ortsgemeinden für den Erhalt ausgesprochen. Eigentlich, sagte er, „kommt eine Zwangsehe nicht in Frage. Wer würde schon seine Tochter mit dem verheiraten, den sie nicht liebt?“. Aber alle Argumente hätten nichts bewirkt. Und so ist „seit Montagabend, 24 Uhr, die Verbandsgemeinde Maikammer Geschichte“. Die Stimmung unter den Gästen in der Kredenburg war dennoch positiv. Nicht zuletzt deshalb, weil die Jungs der Combo-Combo aus Essen den Teilnehmern der „Gedächtnisfeier“ kräftig einheizten. (giw)

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