Kreis Südliche Weinstraße Als die Bergzaberner noch „Torschlusspanik“ hatten

Von sechs mächtigen Türmen der Stadtmauer in Bad Bergzabern aus dem 14. Jahrhundert sind noch drei zu sehen. Viele Häuser sind an die sechs Meter hohe Stadtmauer gebaut, die einst dem Schutz der Bürger diente. Heute, 15 Uhr, wird der neue Rundweg entlang der Stadtmauer offiziell mit einem Fest am Storchenturm eingeweiht.

Mit Gästeführerin Renate Becker, die eigens für den Stadtmauerrundweg eine Führung ausgearbeitet hat, durfte die RHEINPFALZ einen Rundgang machen. Der Weg ist mit Steinen „ausgeschildert“, die in den Boden eingelassen sind und die Richtung anzeigen. Hinweisschilder und ein Flyer sollen folgen, sagt der erste Stadtbeigeordnete Martin Wichmann. „Die Stadtmauer aus Sandstein war ein unregelmäßiges Viereck, das ungefähr acht Hektar umschloss“, erklärt die Stadtführerin. Los geht es am „Dicken Turm“ im Nordwesten der Stadt. Ein mächtiges Bauwerk mit zirka zwei Meter dicken Mauern und einem noch vollständig erhaltenen gedeckten, sprich überdachtem Wehrgang. „1286 bekam Bergzabern die Stadtrechte mit den damit verbundenen Privilegien eines Markttages, der niederen Gerichtsbarkeit und der Errichtung einer Mauer“, erzählt Renate Becker. Die Mauer sei zum Schutz der Bürger errichtet worden, an den Stadttoren durfte Zoll erhoben werden. „Torschlusspanik“ bekamen Bürger, die unterwegs waren, nicht, weil es keinen Heiratskandidaten gab. Sondern weil die Stadttore geschlossen wurden und sie unter freiem Himmel übernachten mussten. Wir gehen an der Bergkirche vorbei, wo noch ein großer Teil der Stadtmauer in Originalhöhe zu sehen ist. Ein kurzer Halt am Schloss, bis 1525 eine Wasserburg mit einem 15 Meter breiten Wassergraben und einer Zugbrücke. Bis zum Storchenturm gibt es viele idyllische Winkel und Gässchen und immer wieder Teile der Stadtmauer zu sehen. „Storchenturm kommt nicht von den Störchen, sondern von Storkenturm, das bedeutet stark“, erklärt Renate Becker. Auch am Storchenturm war einst ein Wassergraben, der Grund, warum der jetzt neu gepflasterte Weg mit den im Boden eingelassenen Strahlern „Auf dem Damm“ heißt. Er führt zur Marktkirche, deren unterer Teil des Turmes, in dem sich das Krempellädchen der Diakonie befindet, ehemals auch ein Wehrturm war. Ein ungedeckter Wehrgang ist auch am Parkplatz an der Augspurger Mühle, der „Teufelslück“, zu sehen. Der Storchenturm wurde für mehr als 200.000 Euro saniert und stabilisiert, 290.000 Euro hat der Stadtmauerrundweg gekostet, gefördert mit 85 Prozent. Renate Becker bietet für Interessierte am Samstag, 16. Mai, um 15 Uhr eine Führung über den Stadtmauerrundweg an, Treffpunkt ist der Vorplatz des Schlosses. (pfn)

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