Klingenmünster 80 Jahre Konfirmation: Zwei Südpfälzerinnen feiern ein besonderes Fest

Inge Hummel (links) und Ruth Schwerdtfeger feiern in diesem Jahr Jubelkonfirmation.
Inge Hummel (links) und Ruth Schwerdtfeger feiern in diesem Jahr Jubelkonfirmation.

Die Fahnen wehen schon auf dem Vorplatz der Protestantischen Kirche in Klingenmünster und künden ein großes Fest an: Jubelkonfirmation. Mit dabei sind zwei ganz besondere Jubilare.

Am kommenden Sonntag wollen sich Frauen und Männer gemeinsam mit Pfarrerin Almendra Garcia de Reuter an ihre Konfirmationen vor 50, 60, 70 und sogar 80 Jahren zurückerinnern – Goldene, Diamantene, Eiserne und ganz außergewöhnlich die Eichen-Konfirmation. In all diesen Jahren wurde die Konfirmation immer am Palmsonntag gefeiert, denn in dieser Zeit endete das Schuljahr und für die Jugendlichen gleichzeitig die Schulzeit – der Ernst des Lebens begann.

Mit dem Rad nach Neustadt für ein Kleid

Auch für Inge Hummel aus Klingenmünster und Ruth Schwertfeger aus Gleiszellen. Die beiden 94-Jährigen wurden am 2. April 1944 konfirmiert. Gemeinsam erinnerten sie sich vor kurzem an ihre Konfirmation zurück. „Wir waren genauso aufgeregt wie die Jugendlichen heute. Wir mussten viel auswendig lernen: den Katechismus, Gesangbuchlieder, Bibelverse. Pfarrer Blitt war sehr streng. Es hat uns aber nicht geschadet, die Lieder können wir noch heute“, sind sich die Seniorinnen einig und beweisen es sonntags, wenn sie in Klingenmünster und Gleiszellen noch regelmäßig die Gottesdienste besuchen.

„Ein Kleid damals zu bekommen war schwierig, dafür gab es Bezugsscheine und meine Mutter und ich mussten mit dem Fahrrad nach Neustadt fahren. Es gab ein Kleid für mich: dunkelblau mit gelben Knöpfen. Hauptsache ein Kleid. Ich war total enttäuscht“, erinnert sich Inge Hummel, gebürtige Funke, zurück. Ihr Vater hatte ein Frisörgeschäft in der Dorfmitte von Klingenmünster und war gleichzeitig auch der Dorffotograf. Gegenüber war ein Bekleidungsgeschäft – und wie durch ein Wunder bekam das Kaufhaus Schwamm kurz vor der Konfirmation einen Stoffballen mit schwarzem Satin. „Ich war glücklich. Eine Schneiderin im Dorf nähte mir ein Kleid und das blaue mit gelben Knöpfen wurde verkauft.“

„Es waren harte Jahre“

Auch die blonde Ruth Merwarth in Gleiszellen hatte Glück – ihr Vater war im Kriegseinsatz in Italien und bekam dort schwarzen Samt für das Konfirmationskleid seiner Tochter. „Wir froh waren wir, als sein Paket mit der Post bei uns ankam und unsere Schneiderin mein Kleid nähen konnte“, erinnert sich die heutige Ruth Schwertfeger. Der große Tag – die Prüfung in der Kirche, die Einsegnung und dann die Familienfeiern – all das ist den Jubelkonfirmandinnen noch gut in Erinnerung. „Es gab nicht viel, aber wir hatten ein tolles Festessen: Stallhase, Nudeln. Meine Schwester Edith und meine Tante hatten Feldsalat im Feld gefunden – ein tolles Essen für die ganze Familie und unseren Besuch. Zum Feiern wurde das kleine Frisörgeschäft von meinem Vater ausgeräumt“, erzählt Inge Hummel.

In Gleiszellen hatte eine Köchin bei Ruth ihrer Familie gekocht – die Großeltern hatten eine Landwirtschaft und so waren die Lebensmittel aus eigenem Anbau gesichert. Mit dem Ende der Schulzeit begann damals für die Mädchen ein Pflicht- oder Land-Jahr. Sie wurden in ihren Heimatdörfern Bauern- und Winzerfamilien zugeteilt, um im Haushalt und bei der Feldarbeit mitzuhelfen, da meist die Männer oder Söhne im Krieg waren. „Es waren zwar harte Jahre, aber wir haben dabei vieles gelernt“ – und vieles von damals haben sie bis heute nicht vergessen.

Die Konfirmanden in Klingenmünster im Jahr 1944. Das Bild schoss Willi Funke, der Vater von Inge Hummel.
Die Konfirmanden in Klingenmünster im Jahr 1944. Das Bild schoss Willi Funke, der Vater von Inge Hummel.

Die Konfirmation war für Inge und Ruth sehr wichtig und deshalb freuen sie sich auf das Jubiläum, denn der Glaube begleitet sie ihr ganzes Leben hindurch. Sie wollen ihr Fest genießen und wie immer perfekt gekleidet sein, denn darauf legen beide großen Wert. Nur eins wird Inge Hummel an diesem Tag nicht machen: „Ich singe ausnahmsweise nicht im Kirchenchor mit, ich genieße an dem Tag den Chorgesang.“ Eine Ausnahme, denn die 94-Jährige geht noch regelmäßig zu den Übungsstunden des Ökumenischen Kirchenchors.

„Frauen wie Inge Hummel und Ruth Schwertfeger sind ein Segen für unsere Gemeinde und ich freue mich, mit allen Konfirmandenjahrgängen diese Jubiläen feiern zu können. Natürlich ist auch die ganze Gemeinde am Sonntag um 10 Uhr dazu eingeladen“, sagt Pfarrerin Almendra Garcia de Reuter.

Termin

Der Gottesdienst in der Protestantischen Kirche beginnt um 10 Uhr. gefeiert wird mit dem Ökumenischen Kirchenchor und Timo Reuter am Keyboard.

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