Kreis Kusel Zu viel Kultur für Kusel?

Am ersten Dschungel-Abend dabei: A Futuristic Aid.
Am ersten Dschungel-Abend dabei: A Futuristic Aid.

Wenn sich der Kuseler Schalander Anfang Oktober fast schon traditionell in einen Dschungel verwandelt, toben sich dort keine wilden Tiere aus, sondern es spielen relativ unbekannte Bands. Dann klingt es dort fast so exotisch wie im Regenwald. Beim ersten Tag des „Willkommen im Dschungel“-Festivals kam aber nicht so richtig Festivalstimmung auf.

Zwar gefiel die Musik den Gästen meist und die Bands ernteten Applaus, doch gerade einmal 25 zahlende Gäste verzeichnete Veranstalter Andreas Becker zu später Stunde und zeigte sich enttäuscht: „Es ist niederschmetternd“, sagte er, zumal der Termin seit Ostern feststehe und beworben worden sei. Vielleicht sei es schon „zu viel Kultur für Kusel“, kommentierte er. Zu hören gab es im Dschungel aber allerhand Musik. Pool Rules waren laut, hart und kompromisslos. Die beiden Musiker aus Saarbrücken spielten Post-Hardcore mit stürmischer E-Gitarre und einem krachenden Schlagzeug. Die lautstarke Musik konnte man in jeder Faser des Körpers spüren. Die schnellen Rhythmen wurden noch durch einen erdigen, lauten Gesang ergänzt, der sich recht aggressiv anhörte. Der Sänger wagte sich in ruhigeren Passagen auch, sanftere Töne anzustimmen, womit er nicht immer überzeugte. War vor der Bühne zu Beginn noch wenig los, lockte die Hardcore-Band im Laufe ihres Auftritts einige Dschungelbesucher näher heran. Ihr Auftritt fühlte sich wie ein einziger Adrenalinrausch an – laut, aufgeregt und radikal. Tristan Reverb sind vier Musiker aus Stuttgart, ihr Musikstil nennt sich „Neoanalog“. Nicht nur das Genre klingt exotisch, sondern auch die Musik. Die Band stand in einem Halbkreis in sich gekehrt und schleuderten den Nachtschwärmern einiges um die Ohren: verschiedene Motive von einer elektronischen Bassmaschine, stark veränderten Gitarrensound und verschiedene Effekte. Im Hintergrund ertönten noch diverse Klangteppiche eines Keyboards, ein sphärischer Gesang überlagerte das Klangspektrum. Immer wieder ertönten neue Motive, die sich wiederholten und aufeinander aufbauten. Dazu gab es dann schrille, hohe Klänge, was einen extravaganten Mix ergab. Die Künstler versanken regelrecht in ihrer Musik und nahmen die Feierwütigen mit auf eine träumerische Reise mit – nichts für jeden. Ganz anders klang Helmet Lampshade aus Karlsruhe. Der Gitarrist und Sänger wurde von einem Keyboarder sowie einer Bassmaschine unterstützt, da der eigentliche Drummer verhindert war. Mit sanfter Stimme und einem klaren Gitarrensound spielte er entspannt, ruhig und gefühlvoll. Dieser Stil kam gut beim Publikum an. Zudem überzeugte der Musiker mit seiner humorvollen, lockeren und sympathischen Art, wirkte teilweise sogar etwas zerstreut. Auch amüsant: Der Gitarrist kam wiederholt nicht mit der Bassmaschine klar, da diese sich nicht wie sein eigentliches Bandmitglied an ihn anpasse. Als weitere Bands waren am ersten Abend A Futuristic Aid (Future Indie) aus Kusel und ENDZ (Dreampop) aus Belgien angekündigt. In der Nacht zum Dienstag ging es dann mit dem zweiten Teil des Festivals und fünf neuen Bands weiter.

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