NIEDERSTAUFENBACH Wer das Buch von Metzger Herbert Müller lesen will, muss ins Museum gehen

Herbert Müller aus Niederstaufenbach hat 65 Jahre lang als Metzger gearbeitet – und ein Buch darüber geschrieben.
Herbert Müller aus Niederstaufenbach hat 65 Jahre lang als Metzger gearbeitet – und ein Buch darüber geschrieben.

In Buchläden und Bibliotheken ist es nicht zu finden, dafür in zwei westpfälzischen Museen. Von Herbert Müllers Buch über seine jahrzehntelangen Erfahrungen im Metzgerhandwerk existieren nur wenige Exemplare.

So richtig mit dem Schreiben begonnen habe er erst als Rentner, sagt der 78-Jährige aus Niederstaufenbach. Zunächst an der Schreibmaschine, später am Computer. Und im Verlauf der Jahre wurde das Buch dicker und dicker. Im Format einer Altarbibel zählt Müllers Darstellung seiner Berufserfahrungen mittlerweile rund 800 Seiten, viele davon mit Fotos illustriert. Auch zahlreiche Rezepte finden sich darin sowie Informationen rund ums Schlachten und die Verarbeitung. Je ein Exemplar hat der Metzger dem Förderkreis des Weilerbacher Reinhard-Blauth-Museums, dem Museum im Westrich in Ramstein-Miesenbach sowie der Berufsfachschule für Metzger in Ludwigshafen überlassen.

In die Pfalz kam Müller als kleiner Bub. Mit seinen Eltern und Geschwistern floh er als Fünfjähriger 1952 aus dem thüringischen Eichsfeld in die Bundesrepublik. Erste Station war Kusel, danach Jettenbach. Auch wenn er von Kindesbeinen an seinem Vater Fritz Müller, der Metzger war, geholfen hat, war sein Berufswunsch zunächst ein anderer, wie Müller erzählt. Er wollte auf die Handelsschule.

In der Berufsschule Erzeugnisse ausgetauscht

Doch auf Drängen des Vaters erlernte er nach der Schule den Metzgerberuf, bei Hans Schroer in Theisbergstegen. In der Lehrzeit bei Meister Schroer und dessen Gesellen Lothar Aulenbacher habe er viele Kenntnisse erworben, von denen er in seinem weiteren Berufsleben sehr profitiert habe, erinnert sich Müller. Der Metzgerberuf stand damals bei Schulabgängern noch hoch im Kurs. In der Kuseler Berufsschule hätten 30 angehende Metzger, Bäcker, Bierbrauer und Friseurinnen in einer Klasse gesessen, und die Azubis von Bäcker- und Metzgerhandwerk am Berufsschultag nicht selten ihre Erzeugnisse ausgetauscht.

Als Geselle habe er in verschiedenen Metzgereien gearbeitet, sagt Müller. Berufliche Stationen waren neben anderen Betriebe in Ramstein, Heidelberg, Konken, Altenglan, Mühlbach, Kottweiler-Schwanden und Jettenbach. In der Jettenbacher Metzgerei Leonhardt helfe er hin und wieder noch aus, wenn Bedarf besteht. Seine letzte Hausschlachtung, ehedem ein Fest in jedem westpfälzischen Bauernhaus während der Winterzeit, datiert Müller auf das Jahr 2011.

Salz, Pfeffer und Muskat sind die Basiszutaten

Nach der Wende reiste er ins Eichsfeld, seine alte Heimat, und schaute dort Metzgern über die Schulter, die traditionelle Thüringer Wurstspezialitäten herstellen. Über Kontakte nach der Tschernobyl-Katastrophe kam er auch in den Austausch mit Metzgerkollegen in Weißrussland. Überall werde anders geschlachtet und das Fleisch weiterverarbeitet, ist Müllers Erfahrung.

Salz, Pfeffer und Muskat nennt er als Basis-Zutaten für die Wurstherstellung – „ohne Chemie“. Und dazu zählt das ganze Sortiment mit Rohwurst, Brühwurst und Kochwurst. Selbst mag er Schwartenmagen am liebsten, verrät Müller, der in Niederstaufenbach auch über eine top eingerichtete „Wurstküche“ verfügt. Beim Restaurantbesuch ziehe er das Schweineschnitzel dem Rindfleisch vor. Dass der Fleischverbrauch generell rückläufig ist, die Verbraucher häufiger zu Ersatzprodukten greifen, ficht ihn nicht an. Denn jeder solle das essen, was ihm schmeckt, lautet sein Rat.

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