Leichtathletik Warum der „Pfälzer Berglandtrail“ zweimal feiern kann

Die Ultraläufer lieben die Strecke und sind gern im Kreis Kusel unterwegs.
Die Ultraläufer lieben die Strecke und sind gern im Kreis Kusel unterwegs.

150 Kilometer und 5000 Höhenmeter, so was machen nur die ganz Harten – und von denen gibt es nicht sehr viele? Von wegen: Der „Pfälzer Berglandtrail“ im Raum Kusel ist so beliebt, dass die Läufer bis aus Finnland, Schweden und der Schweiz kommen.

Die Szene der Ultraläufer ist nicht sehr groß, aber sie hält zusammen wie eine Familie, weiß Günther Bergs, Läufer und Lauftherapeut aus Glanbrücken, der selbst „Teil der Szene“ ist, seit ihn das Lauffieber gepackt hat und er erfahren hat, wie gern er lange in Bewegung ist, Landschaften vorbeiziehen sieht und die Natur beim Laufen genießt. Als 2014 die Kreisverwaltung auf ihn zukam und ihn fragte, ob er eine Idee hätte, wie sich mit einem außergewöhnlichen Projekt der Tourismus ankurbeln ließe, war es nicht weiter verwunderlich, dass er eine Laufveranstaltung vorschlug, die anders sein sollte als alle anderen.

„Sie sollte nicht in Konkurrenz zu den anderen Läufen stehen, die meistens von A nach B führen und sie sollte einen touristischen Mehrwert bringen“, schildert er die Rahmenbedingungen. Die zu einem Laufevent führten, das es inzwischen seit zehn Jahren gibt. Den Berglandtrail, einen Ultralauf mit drei Tagesetappen und Übernachtungen in der Region. „Ultra ist alles, was weiter ist als Marathon“, erklärt Bergs. Die Teilnehmer des Berglandtrails bringen jeden Tag rund 50 Kilometer unter die Joggingschuhe, bewältigen dabei etwa 5000 Höhenmeter und sehen viel schöne Landschaft des Pfälzer Berglandes.

Viele „Wiederholungstäter“

Die Idee kam an, hat auch die Coronazeiten überstanden – ist da nur einmal ausgefallen. Und so mancher Teilnehmer kam immer wieder. Etwa die Hälfte der Starter sind zum wiederholten Mal dabei, manche seit zehn Jahren, aber immer wieder kommen Neue dazu, erzählt Bergs.

Die Ultraläufer lieben das Familiäre. Sie sind traditionell in der Jugendherberge in Wolfstein untergebracht. Dieses Mal sind es so viele Teilnehmer, dass einige im Hotel Reckweilerhof untergebracht wurden. Der Westpfälzer freut sich, dass das touristische Konzept aufging. „Mit Familien und Begleitpersonen kommen wir an dem Wochenende auf knapp 250 Übernachtungen“, freut er sich.

Dass die Läufer in den Landkreis Kusel kommen, passiert aus Verbundenheit. „Manche kommen das zweite oder dritte Mal und manche feiern später ihren Junggesellenabschied in der Jugendherberge.“ Der Berglandtrail ist mittlerweile aber auch zur festen Größe und bekannt bei den Ultraläufern geworden. „Solche Etappenläufe werden gern von Leuten besucht, die im Laufe des Jahres Größeres vorhaben, zum Beispiel einen 200-Kilometer-Lauf. Da ist ein Etappenlauf, bei dem man sich um nichts kümmern muss, ganz willkommen“, erklärt Bergs, der auch dafür sorgt, dass der Lauf nicht zum Massenevent wird. Weil die Strecke durchs Naturschutzgebiet führt, ist die Teilnehmerzahl auf 70 begrenzt. Und die Liste ist schnell voll: „70 Prozent der Plätze waren schon an Weihnachten weg“, sagt Bergs, der die Organisation des Laufs als „One-Man-Show“ bestreitet, unterstützt durch seine Frau.

Kartoffelbrei und Bananen

Am Veranstaltungstag selbst ist sein Team zu siebt. Die Helfer kümmern sich um die Zeitnahme und um die Verpflegungsstationen. „Es gibt zwei. Die erste ist aus praktischen Gründen bei mir daheim: Ich wohne am Veldenzlandweg. Die zweite ist auf dem Potzberg, da fahren wir mit dem Anhänger hoch.“ Günther Bergs weiß, was Läufer wollen und brauchen: Bananen, Salz, Schokolade, Marmeladenbrote, Müsliriegel und Kartoffelbrei, weil der ihm „mal das Leben gerettet hat“ bei einem langen Wettkampf.

Fürs Tracken der Strecke ist jeder Läufer selbst verantwortlich. Der Lauftherapeut läuft aber trotzdem noch mal alle Etappen ab und überprüft, ob alles markiert ist, hilft mit Kreide, Spray und Schildern nach.

Die erste Etappe startet am Freitag, 22. März, 8 Uhr, an der Burg Lichtenberg, die zweite am Samstag ab 8 Uhr an der Jugendherberge Wolfstein, die dritte am Sonntag an der Landscheidhütte Eßweiler. Die Tour führt vorzugsweise über zertifizierte Wanderwege, zum Beispiel über den Veldenzwanderweg, über den Pfälzer Höhenweg und über den Remigius-Wanderweg zum Potzberg und zurück zur Jugendherberge nach Wolfstein. Am dritten Tag verbindet sich der Start traditionell mit dem offiziellen Wanderauftakt an der Landscheidhütte. „Wir beglücken uns so gegenseitig mit Zuschauern und bringen rund 100 Leute mit zum Wanderauftakt“, sagt Bergs. An dem Tag wird, sozusagen als erster Versuch, der neue Rundwanderweg am Königsberg gelaufen. „Der ist noch nicht offiziell markiert, daher muss ich für den Trail extra markieren“, erklärt Bergs. Wegen des Wetters, und damit die Schilder noch gut sichtbar sind, macht er das erst ein paar Tage vorher.

Klinkenputzen für Preise

Momentan ist der Lauftherapeut am „Klinkenputzen“, um Preise für die Siegerehrung am Sonntag, 24. März, an der Landscheidschütte zu bekommen. Sein Hintergedanke ist der, „dass die Leute ein zweites Mal in die Gegend kommen“. Deswegen sammelt er Gutscheine, beispielsweise für ein Essen, einen Flug, eine Draisinenfahrt, eine Übernachtung im Hotel oder eine Nacht im Campingfass am Ohmbachsee.

Er weiß, das die Ultrasportler ein „eigenes Völkchen“ sind. Dass sie für Läufe wie diesen aus ganz Deutschland von Flensburg bis an den Bodensee und aus dem europäischen Ausland, aus Finnland, Schweden, Luxemburg und der Schweiz kommen. Er weiß, dass alle den familiären Charakter schätzen und er freut sich, dass viele mittlerweile die Region Kusel lieben gelernt haben. Dieses Jahr soll ganz besonders gefeiert werden, weil es den Lauf seit zehn Jahren gibt. Und im nächsten Jahr gibt es den nächsten Grund zu feiern: Weil er wegen Corona ausgefallen ist, gibt es ihn erst im nächsten Jahr zum zehnten Mal.

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