Kreis Kusel Von einfühlsam bis ausgelassen

91-84482974.jpg

Zum Ende seines Deutschlandaufenthaltes sang der Studentenchor des Concordia Colleges aus dem US-amerikanischen Bundesstaat New York am Montagabend in der Abteikirche in Offenbach-Hundheim zusammen mit dem Chor Frifra Voce. Der Studentenchor überzeugte dabei mit abwechslungsreichem und ausdrucksstarkem Gesang das Publikum in der randvollen Kirche.

Das lutherische Privatcollege Concordia liegt im Ort Bronxville. Dieser ist nur eine halbe Stunde von New York City entfernt. Gegründet wurde das College 1881 von deutschen Auswanderern. In diesem Jahr kamen 19 Studenten des College-Chores unter der musikalischen Leitung von Jason Thoms für zwei Wochen nach Deutschland, um ihren Wurzeln und dem Geist der Reformation nachzuspüren. Im vergangenen Jahr war der Jugendchor Frifra Voce vom Kirchenkreis Obere Nahe unter der Leitung von Kantor Roland Lißmann seinerseits zu Besuch in den USA. Ziel des Austausches: Die verschiedenen Kulturen und die jeweiligen Einflüsse der Reformation kennenlernen. In Deutschland hatte der Chor aus den USA ein umfassendes Programm vor sich. Roland Lißmann diskutierte mit den jungen Sängern die Unterschiede der Kirchenmusik in beiden Ländern, den Studenten wurde die Jugendarbeit in Deutschland sowie das duale Ausbildungssystem in der Harald-Fissler-Berufsschule näher gebracht. Auch ein Besuch des Mainzer Gutenberg-Museums, um die Anfänge des Buchdrucks kennenzulernen und dessen Auswirkung auf die Reformation sowie ein Besuch des Bundestages standen auf dem Programm. Begleitet wurden die Ausflüge immer wieder von kleinen Konzerten. Das letzte fand nun am Montag in der Abteikirche in Offenbach-Hundheim statt. Der Studentenchor gliederte seinen Auftritt in drei Teile. Der erste Teil bestand aus Kirchenliedern. Einfühlsam und ruhig präsentierten die Sänger a capella, also ohne Instrumente, die Lieder und begeisterten damit sofort das Publikum. „Teach me, o Lord“ war das erste Lied des Abends. Bei dem Lied „Quam Pulchra Es“ standen nicht der komplette Chor, sondern nur zwei Sänger und Chorleiter Jason Thoms auf der Bühne, die ebenfalls mit schwebenden, nachdenklichen Klängen überzeugten. Auch das deutsche Kirchenlied „Nun danket alle Gott“ hatten die jungen Musiker im Programm. Im zweiten Teil unterhielten die Studenten gekonnt mit amerikanischen Lob- und Volksliedern. Ihre Vorträge waren sanft und unaufgeregt, jedoch von hoher Präzision und kraftvoll. Bei dem Lied „Down to the river to pray“ zeigten sich die Sänger dann freudig und munter. Dabei schien es, als würden die Sänger auf der Bühne miteinander reden und sich gegenseitig auffordern zu beten. Diese Präsentation kam gut an: „Man merkt, dass die Sänger Freude am Singen haben“, urteilte beispielsweise Konzertbesucherin Andrea Allendorff-Steinhauer über das in ihren Augen „bombastische Konzert“. Typisch afroamerikanisch wurde es im dritten Teil. Dort stellte der College-Chor mit Gospels und Spirituals die afrikanischen Einflüsse auf den amerikanischen Gesang in den Vordergrund. Bei den Liedern wurde es dann feierlich und ausgelassen. Am Ende wurde sogar getanzt und geklatscht – und zwar von allen in der Abteikirche bei „Praise called heaven“. Zuvor präsentierten die Sänger sehr ausdrucksstark und mitreißend das spannungsgeladene Spiritual „City called heaven“. Bei „Freedom is coming“ sang Jason Thoms kurz einmal alle Stimmen und schon sangen alle mehr oder weniger richtig mit. Zwischen den Teilen des Programms sang der Jugendchor Frifra Voce. Zunächst präsentierte der Chor drei französische Lieder aus dem Film „Die Kinder des Monsieur Matthieu“, welche sehr stimmungsvoll gesungen wurden. Später wurde es moderner: Der Chor sang „Ein Kompliment“ von den Sportfreunden Stiller und „Engel“ von Rammstein. Aber auch zwei Kirchenlieder waren im Programm, nämlich „Little Jazz Mess“ und „The lord bless you and keep you“. Das Kirchenlied „Jerusalem“ sangen beide Chöre gemeinsam. Das Publikum zeigte sich nach dem Konzert begeistert: „Es war Gänsehaut pur“, sagte Anne Effgen. Und Marliese Drumm meinte: „Die Sänger haben ein unheimliches Stimmvolumen.“ Jason Thoms dankte den Gastfamilien, Kantor Roland Lißmann und Pfarrer Johannes Hülser, dass sie ihnen ermöglicht haben, eine neue Kultur kennenzulernen. Er hoffe, dass der Jugendchor Frifra Voce nächstes Jahr nach Amerika komme, um dort in der Carnegie Hall in New York City zu singen. „Wir können die Qualitäten der Menschen, die unsere Schule gegründet haben, jetzt richtig verstehen“, erklärte Thoms, der versicherte, eine neue Familie in Deutschland gefunden zu haben.

x