Thallichtenberg Sonderausstellung zum Wandermusikantentum eröffnet

Die Sonderausstellung im ersten Obergeschoss der Zehntenscheune.
Die Sonderausstellung im ersten Obergeschoss der Zehntenscheune.

Im 19. und 20. Jahrhundert zogen Tausende Musiker aus der Westpfalz durch die Welt, um so ihr Geld zu verdienen. Das blieb auch von der Kunst nicht unbemerkt. Diesem Thema widmet sich nun eine Sonderausstellung auf Burg Lichtenberg.

„Has anyone seen a German Band?“ ist der Titel eines 1907 geschriebenen Songs, der insbesondere in England äußerst populär war. Erzählt wird darin von einer jungen Deutschen namens Katharina, die in England auf der Suche nach ihrem „Sweetheart“ Fritz ist, der Posaune in einer „German Band“ spielt. Auch wenn es die in dem Lied besungene „German Band“ im eigentlichen Sinn heute nicht mehr gibt, sind die Pfälzer Wandermusiken im Gedächtnis der Region bis in die Gegenwart hinein präsent.

Geschichte und Geschichten der Musiker, die ab den 1830er Jahren von der Westpfalz aus zunächst das europäische Ausland und später die ganze Welt bereisten, werden sehr anschaulich in den beiden Museen in Mackenbach und auf der Burg Lichtenberg dargestellt. Am vergangenen Wochenende beschäftigten sich in einer Fachtagung Historiker mit unterschiedlichen Aspekten des Wandermusikantentums und seinen Nachwirkungen, die bis in die heutige Zeit reichen.

Wandermusikanten auf englischen Postkarten

Immer wieder wurden – und werden – die Wandermusikanten auch von der bildenden Kunst aufgegriffen. Dem Aspekt der bildlichen Darstellung wandernder Musikanten widmet sich eine Sonderausstellung, die im Rahmen der Fachtagung am Samstag offiziell eröffnet wurde und die im ersten Obergeschoss der Zehntenscheune auf Burg Lichtenberg bis zum Februar kommenden Jahres zu sehen sein wird – und der man getrost den Titel, „Has anyone seen a German Band?“ geben könnte. Die Refrainzeile des Songs steht exemplarisch für die Rezeption der Musiker aus der Pfalz und ihren Wandel in der Zeit insbesondere im angelsächsischen Raum.

Durch ihr massiertes Auftreten um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert wurden die „German Bands“ geradezu zu einem Klischee in der ausländischen öffentlichen Wahrnehmung, was in der Sonderausstellung unter anderem anhand einiger Postkarten aus England aufgezeigt wird, die die Eigenheiten der typischen „German Bands“ karikieren und nicht selten den schon bekannten Refrain zeigen. Gleichzeitig gelingt es der Ausstellung, mit der einen Liedzeile den Bogen von der Blütezeit des Wandermusikantentums zu seinem jähen Ende zu spannen, das durch den Ersten Weltkrieg eingeleitet und mit dem Zweiten Weltkrieg besiegelt wurde. Denn nicht selten zeigen in den Kriegsjahren Propagandapostkarten „German Bands“, wenn auch mit deutlich weniger schmeichelhaft anzuschauenden Musikern als noch wenige Jahre zuvor.

„Mackenbacher“ als Oberbegriff

Daneben beschäftigt sich die Ausstellung mit der Rezeption des Wandermusikantentums in der bildenden Kunst und zeigt unter anderem zwei Werke von Cadi, bürgerlich Carl Hilarius Dietrich. Eines der Werke des Malers, der 1934 erstmals in Kaiserslautern ausstellte, trägt den Titel „Das Gamsbart-Trio, trotzdem ,Mackenbacher’“ und macht deutlich, dass der Name „Mackenbacher“ quasi als Oberbegriff für die Musikkapellen aus der Pfalz gebraucht wurde, auch wenn diese vielleicht aus Jettenbach oder anderen Dörfern des Musikantenlands stammten.

Eine ganze Werkreihe hat Ralf Strauß vom Künstlerhof in Glan-Münchweiler seit 2009 den Wandermusikanten gewidmet. Die Gestaltungstechniken Strauß’ sind so vielfältig wie die Persönlichkeiten und Lebenswege der Wandermusikanten aus der Pfalz.

Archiv mit Originalnoten

Ähnlich entstanden die Exponate, die von den Willi-Graf-Schulen für die Sonderausstellung zur Verfügung gestellt wurden und die sich in ihrer Vielfalt und den verwendeten Techniken als Ansatzpunkte für Brückenschläge von der Vergangenheit in die Gegenwart verstehen. Die von den Schulen gezeigten Objekte beschäftigen sich mit der Reisetätigkeit, dem Instrumentenbau und den Wirkungsstätten der Wandermusikanten.

Exponate aus der Sammlung von Tobias Widmaier komplettieren die Ausstellung. Der Musikwissenschaftler gilt als begeisterter Forscher zum Wandermusikantentum, mit dessen Unterstützung unter dem Dach des Instituts für Pfälzische Geschichte und Volkskunde ein Archiv eingerichtet werden soll. Dieses soll nach und nach bedeutende Nachlässe zur Thematik vereinen und unter anderem historische Originalnoten der Wandermusikanten einem interessierten Fachpublikum erschließen. Ergänzt werden die Dokumente zur Rezeption der Wandermusikanten durch die Zeit mit verschiedenen Infotafeln, die sich mit allgemeinen Themen wie der Ausbildung der Musikanten, dem Leben der Musikantenfrauen, den Musikantenhäusern und den Zirkuskapellen befassen und ein Licht auf eine Zeit werfen, in der Tausende Westpfälzer in die Welt hinaus zogen, um mit ihrer Musik Geld zu verdienen.

Info

Das Musikantenlandmuseum auf der Burg Lichtenberg ist im Winterhalbjahr täglich von 10 bis 12 und von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Montags ist das Museum geschlossen.

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