Kreis Kusel Ohne großen Aufwand können Autofahrer mithelfen, weniger Wildtiere zu töten

Besonders häufig kommt es in der Westpfalz zu Zusammenstößen mit Rehen.
Besonders häufig kommt es in der Westpfalz zu Zusammenstößen mit Rehen.

Lauterecken. 965 Unfälle hat die Polizei in Lauterecken im Jahr 2023 bearbeitet – davon allein 505 Wildunfälle, also 54,4 Prozent aller Unfälle. Das Phänomen ist im Flächenkreis Kusel nicht neu, ließe sich aber – mit einfachen Mitteln – zumindest abschwächen, sagt die Polizei.

Hier ein Wald, da ein Bächlein und eine saftige Wiese. Klar, dass Wildtiere immer wieder Straßen überqueren müssen – und dabei immer wieder in Verkehrsunfälle verstrickt werden. Die enden in den meisten Fällen für die Tiere tödlich. „Oft rennen angefahrene Tiere nach dem Aufprall noch weiter, verschwinden in der Dunkelheit“, sagt Andreas Conrad von der Veldenz-Inspektion in Lauterecken.

Deshalb sei es wichtig, nach jedem Wildunfall die Polizei zu rufen. „Die verletzten Tiere sind so voller Adrenalin, dass sie erst noch weglaufen, dann aber 30 Meter weiter auf dem Acker oder im Wald qualvoll verenden“, erklärt Conrad, warum die Polizei informiert werden sollte. Die melde sich dann ihrerseits beim zuständigen Jagdpächter, der nach dem verletzten Wildtier suchen könne und es gegebenenfalls erlöse. Ohne den Anruf handele der Unfallfahrer sich möglicherweise eine Ordnungswidrigkeit ein – wenn ein verletztes Tier zurückgelassen wird.

Alles Wildunfälle werden erfasst

Die Mehrzahl der Wildunfälle seien Zusammenstöße mit Rehen, manchmal seien Wildschweine involviert – „dann ist der Schaden meist deutlich höher als bei Rehen“, weiß Conrad zu berichten. Seltener seien Kollisionen mit Füchsen, Dachsen oder großen Vögeln. Conrad geht davon aus, dass es 2023 deutlich häufiger zu Wildunfällen gekommen ist, als die Polizei registriert hat. Naturgemäß lasse sich die Dunkelziffer nicht wirklich eingrenzen.

Die Polizei erfasse die Wildunfälle genau, auf einer Karte würden Schwerpunkte schnell ersichtlich. Conrad erklärt: „Wir setzen uns einmal im Jahr mit den Vertretern anderer Behörden zusammen und besprechen, wo Wildwechsel-Schilder sinnvoll aufgestellt werden.“ Denn die bekannten Warnschilder mit der Hirsch-Silhouette stünden nicht willkürlich am Straßenrand. „Das sind tatsächlich die Streckenabschnitte, entlang derer es besonders häufig zu Wildunfällen kommt. Deshalb werden die Schilder auch immer wieder mal versetzt“, sagt Conrad.

Tempo-100 muss nicht immer ausgereizt werden

Im Zuständigkeitsbereich der Polizeiinspektion Lauterecken gibt es „fünf, sechs, sieben“ Strecken, auf denen es besonders häufig kracht. Unfallschwerpunkt sei „im Prinzip die ganze B270“. „Da könnten wir alle 100 Meter Wildwechsel-Schilder aufstellen“, sagt Conrad, „aber dann verlieren die ihre Wirkung.“

Zu Auto-Reh-Begegnungen könne es im ländlichen Raum aber nahezu überall kommen, deshalb rät Conrad: „Nicht nur nach Wildwechsel-Schildern sollten Autofahrer mit Bedacht unterwegs sein. Gerade in den Dämmerungszeiten, also abends und morgens, sollten die Fahrer besonders aufmerksam und mit angepasster Geschwindigkeit unterwegs sein.“ Also selbst wenn 100 Stundenkilometer erlaubt seien, müsse man die nicht ausreizen.

„Bedächtiges und überlegtes Fahren ist das A und O“, sagt Conrad, „wenn jeder so fährt, kriegen wir die Anzahl der Wildunfälle – und oft auch anderer Unfälle – runter.“ Außerdem arbeite die Polizei unter anderem mit dem Landesbetrieb Mobilität und den Forstbehörden zusammen. Gemeinsam mit Jägern wurden in der Vergangenheit beispielsweise Reflektoren an Leitpfosten angebracht, die Wildtiere bei herannahenden Fahrzeugen abschrecken sollen.

Zahlen und Fakten

Wildunfälle im Bereich der Polizeiinspektion Lauterecken in den vergangenen fünf Jahren: 2019: 517; 2020: 501; 2021: 552; 2022: 537 und 2023: 505.

x