Kreis Kusel Meisterin der Wortspiele

Beeindruckende Bühnenpräsenz in der Fritz-Wunderlich-Halle in Kusel: Pe Werner.
Beeindruckende Bühnenpräsenz in der Fritz-Wunderlich-Halle in Kusel: Pe Werner.

Pe Werner kann es einfach. Halb voll war die Fritz-Wunderlich-Halle am Freitagabend, doch die Stimmung so wie bei ausverkauftem Haus. Mit „Kribbeln im Bauch“ war „das Weibsbild aus Köln“ erwartet worden. So zumindest formulierte es Landrat Otto Rubly in seiner kurzen Ansprache zur Eröffnung der Kultursaison 2018/19 analog zum Pressetext der Agentur von Pe Werner. Manch einer im längst nicht nur heimischen Publikum formulierte prosaischer und vermeldete als Fazit bündig „ein sehr schönes Konzert“ oder „sie singt sehr schön“.

Wortkarg oder überschwänglich, begeistert waren sie alle. Die bei Pe-Werner-Konzerten längst obligatorischen Segler aus Papier fanden mit einigen Zwischenlandungen ihren Weg auf die Bühne, der Publikumschor ließ sich gern zum Kanon „Hejo, spann den Wagen an“ und zum Mitklatschen anstiften, und die Fans quittierten die meisten der Lieder nicht nur mit großem Beifall, sondern auch mit Jubelrufen. Die Lieblingsstücke wurden per Smartphone gefilmt, CDs gekauft und mit schnellem Schwung von Werner, nach eigenen Worten „zu jeder Schandtat bereit“, unterschrieben. Selbst den platten Endreim von Fusel auf Kusel verzieh man in dieser angenehmen Stimmung der Frau mit dem schulterlangen, rot getönten Haar, deren Elan genauso ungebrochen ist wie ihre Altstimme. Immerhin wurde der wenig gehaltvolle Erguss dichterischer Spontaneität stimmgewaltig geschmettert – was das angeht, lässt sich eine Pe Werner nicht lumpen. Zuhause im Chanson wie im Jazz, im Pop wie im Couplet und perfekt eingespielt mit ihren musikalisch nicht weniger beeindruckenden Partnern Peter Grabinger am Flügel und Chorgesang und Pit Lenz, dem Tonmeister, Sänger und Bluesharp-Spieler, reiste die bei Konzertende am Freitagabend gerade noch zwei Stunden lang 57 Jahre alte Meisterin der Wortspiele durch 30 Jahre auf der Bühne. Pe Werner ließ nichts aus, sang einmal mehr von halben Monden und Lebkuchenherzen, von Weibsbildern und dem Traumziel Horizont, gespornten Seeelefanten und Currywurst im Stehen und vom Fell, das nicht dicker wird, sondern nur grauer. Als Anmoderationen zu den Liedern fungierten Witze und satirische Episoden, auch die vorgetragen mit in Bann schlagender Bühnenpräsenz. So wurde es ein „Best of“-Abend, der den Namen wahrlich verdiente; vom gleich zu Anfang abgehakten „Kribbeln im Bauch“ bis zu „Geld zurück“; ein poetisches Konzert von einer in schwarz und weiß und später am CD-Tisch auch noch rot gewandeten Meisterin der Wortspiele, witzig und melancholisch, wild und sanft, ironisch und satirisch, albern und hintergründig. Pe Werner tischte den „Palzwoi“ auf und philosophierte mit „Herrn Grabinger“ über gehaltvolles „Kartoffelpü“, nahm die „Zwei-Harmonien-Lieder“ aus den Hitparaden aufs Korn und schubste zu guter Letzt das Publikum charmant aus der Halle: Als Überleitung zur wirklich letzten Zugabe gab’s Wilhelm Buschs Gedicht „Es ist halt schön“. Nur einmal wurde es ganz still: Den Übergang von „Vater Morgana“, in dem Pe Werner den Selbstmord ihres Vaters thematisiert, auf „Trostplastersteine“ markierte ein lichtloser Moment auf der ansonsten in wechselnde Farben getauchten Bühne. Wenn die Kuseler Kultursaison so weiter geht, wird sie richtig, richtig gut.

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