Kreis Kusel Keck, gewinnend und herzhaft

„Frau sein ist schön – aber verdammt anstrengend“: Ziemlich jedes Jahr um den Weltfrauentag herum bringt die Schauspielerin und Autorin Madeleine Giese diese szenische Lesung auf die Bühne. Am Donnerstagabend gastierte die gebürtige Saarländerin in der Kuseler Kreis- und Stadtbibliothek. Männer kamen nicht. Die Frauen hatten umso mehr Spaß.

Madeleine Giese. Geboren 1960 in Lebach im Saarland, 20 Jahre lang Theaterschauspielerin, seit 2002 Autorin. Eine kecke Persönlichkeit, mit kurzen Locken, einem gewinnenden Lächeln und herzhaftem Lachen. Sie hat viele Programme in der Arbeitsmappe, solo und gemeinsam mit ihrem Mann, dem Schauspieler Rainer Furch, und zu allen möglichen Themen zwischen Sommernachtstraum und Feminismustheorie. Ein bisschen geht es um diese beiden Pole in der szenischen Lesung „Frau sein ist schön – aber verdammt anstrengend“. Seltsame Objekte der Begierde kommen vor, und ebenso eine Abhandlung von Hedwig Dohm, der großen Frauenrechtlerin und Denkerin des späteren 19. Jahrhunderts. Und über allem hängt die Frage: Ist ein Weltfrauentag, der – nicht einer gewissen Ironie entbehrend – gleichzeitig Tag des Weltfriedens ist, im Jahr des Herrn 2015 noch zeitgemäß? Giese wäre nicht Giese, keck, gewinnend, herzhaft, wenn sie die Frage ernst erörtern würde. Muss sie auch nicht. Die Kabarettistin Kordula Völker hat sich in einem köstlichen Mutter-Sohn-Dialog dem Thema gewidmet, die Dichterin Mascha Kalèko fand versöhnliche Verse, die italienische Theatermacherin und Aktivistin Franca Rame wurde deftig im Märchen von der fluchenden Puppe und dem traumhaften Diplom-Ingenieur. Giese benutzt diese Vorlagen in der Lesung mit Texten von Frauen über Frauen und für Frauen. Sie liest und spielt, parodiert, lässt aufleben. Die Vollblutschauspielerin Giese trifft in dem einstündigem Vergnügen natürlich auch auf die Autorin Giese. Die kann sich beispielsweise herrlich aufregen über das Frauenbild in dem vor wenigen Wochen angelaufenen Blockbuster „Shades of Grey“, über ungleichen Lohn für gleiche Arbeit, über Konkurrenzkämpfe und männliche Herrlichkeit. So legt das Programm den Finger in viele Wunden, immer zum Lachen, aber eben nicht immer auch schmeichelhaft für jene Golden Girls des Feminismus, die sich irgendwo zwischen Anspruch und Realität im Kreis drehen. Geistig träge Zeitgenossen sind Giese ein Gräuel, gleich welchen Geschlechts, das ist mal klar. Es ist nicht das erste Mal, dass die Wahllauterin mit diesem feministischen Programm mitten aus dem Leben im Kreis Kusel zu Gast ist. Das tut dem Spaß keinen Abbruch: Giese hält die Szenen und Inhalte aktuell. Allzu oft kommt „Frau sein ...“ ohnehin nicht auf die Bühne. Meist werde sie damit rund um den Weltfrauentag am 8. März gebucht, erzählt sie. Und die Moral? Nach 100 Jahren ist der Internationale Tag für die Rechte der Frauen längst noch nicht am Ende. „Das haben sie prima auf den Punkt gebracht“, ist nur ein Lob von vielen nach der kurzweiligen Stunde. Weiter so, ihr Golden Girls des Feminismus!

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