Kreis Kusel Im Paradies, da gibt’s Lyoner

Komisch und zuweilen satirisch bissig, aber stets mit einem Augenzwinkern: Detlev Schönauer als Wirt in Jacques’ Bistro.
Komisch und zuweilen satirisch bissig, aber stets mit einem Augenzwinkern: Detlev Schönauer als Wirt in Jacques’ Bistro.

Neues aus Jacques’ Bistro konnten knapp 120 Besucher am Samstagabend im Vereinshaus in Sand im Kirchenkabarett von und mit Detlev Schönauer erfahren. Saarländer und Pfälzer und ihr Bezug zum französischen Savoir vivre, aber auch zur Kirche – diese Themen zogen sich wie ein roter Faden durch das Programm von Detlev Schönauer.

Dabei ließ der aus zahlreichen TV-Auftritten im In- und Ausland bekannte Kabarettist keine Klischees aus. Allerdings übernahm er sie nicht unbesehen, sondern beleuchtete sie locker vom Hocker, mit offenem Hemd und Jacke, zur Begleitung von Klavier oder Gitarre. So ganz ernst darf man das alles nicht nehmen, was sich lebenslustige Völkchen wie die Saarländer und die Pfälzer da an den Kopf warfen. Denn schließlich sind die Pfälzer nicht so katholisch wie die Saarländer, auch wenn sie immerhin auch Menschen sind, wie Jacques ihnen großzügig zugestand. Und in seinem Bistro hatte er ja viel Gelegenheit, Vergleiche zu ziehen. „Gudd gess“, das ist für die Saarländer so wichtig, dass ein Büfett oder eine Theke für sie zu einem Altar wird und sie sich auch viel williger in die Kirche begeben würden, wenn am Altar zum Beispiel eine Zapfanlage für die Freunde des Gerstensaftes zu finden wäre. Allzu schwer müssten sie an ihren Sünden im Gegensatz zu den Evangelischen auch nicht tragen, denn sie hätten ja mit der Beichte einen unschlagbaren moralischen Reset-Service. Dabei seien sie auch noch stolz auf ihre biblische Ahnenreihe. Denn das Brot, das Jesus am See Genezareth so wunderbar vermehrte, das stammte natürlich aus einer saarländischen Bäckerei. Und Noah hat seine Arche aus 16er Kantholz aus dem Saarland gebaut. Und Eva, die Stammmutter der Menschheit, war natürlich eine gebürtige Meier aus dem Saarland. Die hatte Gott nach seinem Ebenbild geschaffen, wie die Religionslehrerin Gerlinde ihrem kleinen Sohn Jens erklärte. Dass der Vater dagegen proklamierte, der Mensch stamme vom Affen ab, war für eine Saarländerin wie Gerlinde natürlich kein Problem. „Ich hab’ von meiner Familie gesprochen und der Papa von seiner“, zog sie sich mit Mutterwitz aus der Affäre. Und überhaupt, das Paradies. Dort hängen natürlich bei schönstem Wetter die Lyonerwürste in den Bäumen und in den Bächen fließen Bier und Wein, damit die Pfälzer auch noch was vom Paradies haben. Und wo die Vegetarier herkommen, konnte Bistrowirt Jacques auch ganz einleuchtend erklären: „Das kommt von den Indianern. Vegetarier, das waren die, die zu blöd zum Jagen waren.“ Für ältere Bürger hatte er auch Tipps auf Lager. So riet er ihnen, statt im Seniorenheim vor sich hin zu vegetieren, ihre Abwrackprämie – Pardon, Rente – doch lieber auf einer Kreuzfahrt zu verjubeln. Und falls man dann doch mal an der Reihe sei, so wäre eine Seebestattung auf der Costa Concordia 2 sicher eine kostengünstige und beeindruckende Alternative zu einer herkömmlichen Bestattung. „Und kommt beim Liebesakt dann der Herzinfarkt, so ist man doch in Würde krepiert“, sang er mit einem Augenzwinkern und begleitete sich selbst auf der Gitarre dazu. „Und dann hast du den Rückflug gespart“, musste er natürlich seinen Senf dazu geben. Zu den Klängen von „Rolling home“ mache man sich doch nach der Seebestattung viel stimmungsvoller auf den Heimweg. Damit fielen auch alle Gedanken und Überlegungen flach, wie man „entsorgt“ werden möchte. Urwüchsig und originell kalauerte Detlev Schönauer und sprang dabei quirlig von einem Thema zum anderen. Seine Selbstgespräche sprühten vor Witz, funkelten bisweilen auch satirisch, wenn Schönauer mit seinem augenzwinkernden Humor einen ganz neuen Blick auf Bekanntes warf und so völlig andere Perspektiven offenbarte. Waldbestattungen zum Beispiel seien sehr begehrt, weil man dabei das Gefühl habe, Teil eines großen organischen Ganzen wie eines Baumes mit tief reichenden Wurzeln zu werden. Und eine Oma möchte gar, dass ihre Asche über der H&M-Filiale ihrer Heimatstadt ausgeschüttet werden solle. „Dann besucht mich meine Enkelin sicher mal“, war sie überzeugt. Verursacherprinzip und politische Korrektheit nahm Detlev Schönauer alias Jacques ebenfalls unter die Lupe. Wer viele Waffen verkaufe, müsse auch viele Kriegsflüchtlinge aufnehmen, so sein Resümee. Und die politische Korrektheit würde für die Literatur zum Problem, Pippi Langstrumpf müsste dann umgeschrieben werden, auch bei der Weihnachtsgeschichte würden einige Änderungen nötig. Wie die aussehen könnten, erzählt Schönauer seinem begeisterten Publikum ja vielleicht im nächsten Jahr weiter.

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