Kreis Kusel Auf und nieder, krumm und schief

Bürgt erstmals bei der Messe für Spaß: ein „Laufgeschäft“, bei dem sich’s durch eine Baustelle stolpern lässt. In Kaiserslautern
Bürgt erstmals bei der Messe für Spaß: ein »Laufgeschäft«, bei dem sich’s durch eine Baustelle stolpern lässt. In Kaiserslautern hat die kuriose Attraktion schon für Vergnügen gesorgt.

„Auf und nieder immer wieder“: Früher oder später wird der Refrain vielstimmig im Festzelt ertönen, allerspätestens beim „Frühsport“ der besonderen Art: Frühschoppen feiern in Kusel – das ist ein Unterfangen, das einiges an Kondition verlangt. Überhaupt ist Durchhaltevermögen gefragt, wenn ab morgen fünf Festtage anbrechen. Eins ist gewiss: Die Kuseler Herbstmesse bietet als Rummel- und Tummelplatz für Besucher aller Altersgruppe vielfach Vergnügen.

Mögen sich auch manche auf Zeltgarnituren regelrecht festsetzen, so zieht es andere ins Getöse des Jahrmarkt-Geschehens. Auf der Marktwiese reihen sich wieder die Fahrgeschäfte aneinander. Bunt, schrill, laut – und mit einer neuen Attraktion aufwartend. Erstmals macht ein „Laufgeschäft“ neben den Fahrgeschäften in Kusel Station. Bis am Dienstagabend das Höhenfeuerwerk wieder einen glänzenden Abschluss verheißt, besteht reichlich Gelegenheit, sich ins Getümmel zu stürzen und ein paar angenehme Stunden im Trubel zu verbringen. Wie gewohnt geht es heute Abend los – mit dem obligatorischen Fassbieranstich, bei dem wieder die Stadtbürgermeisterin selbst den hölzernen Hammer schwingen wird. Ulrike Nagel zur Seite steht dann der Erste Beigeordnete und Marktmeister Christian Buch, dessen Messe-Marathon indes bereits vor Tagen begonnen hat. Der Aufbau ist erledigt, die Vorbereitungen sind weitestgehend abgeschlossen. Es kann also losgehen. Mit Volldampf, wie erfahrene Messebesucher wissen. Ist morgen Abend das erste Bier geflossen, so folgt auch schon flott ein mit Spannung erwarteter Auftritt: Die neue Kuseline wird sich erstmals öffentlich präsentieren. Anna-Maria Wolls Amtszeit ist vorüber. Sie wird morgen Abschied nehmen und ihrer Nachfolgerin Lena Sophie Geuer alles Gute wünschen. Ein fünftägiges Musikprogramm im Zelt wie auch auf der Marktbühne unter den Hallen erwartet die Gäste. Und, klar: Auch die Kuseler Gastronomiebetriebe sind auf das bevorstehende Volksfest wieder bestens vorbereitet. Festumzug, Frühschoppen, Feuerwerk, dazwischen viel Zeit, um die Schauplätze des Geschehens zu erkunden. Es lohnt sicherlich ein Besuch im Messedorf auf dem Kochschen Markt, nicht minder ein Bummel über die Marktwiese. Dort findet sich neben den alljährlich wiederkehrenden Karussells und Süßwarenständen, zwischen Autoscooter und Losbuden diesmal auch eine abenteuerliche Baustelle. „Passt zu Kusel“, wird da mancher witzeln. Nun, in der Tat ist das Laufgeschäft wie eine Baustelle aufgemacht und trägt den bezeichnenden Namen „Krumm- und Schiefbau“. Löcher in den Straßen, rot-weiße Hütchen, Sperrbaken und Flatterbänder treiben ja manchem in Kusel öfter mal die Zornesröte ins Gesicht. Jetzt hat, um Himmels Willen, auch noch die Herbstmesse ihre Baustelle – allerdings eine, über die sich niemand ärgern kann, auch wenn nichts, aber auch gar nichts im Lot ist. Pfusch am Bau erreicht eine neue, ungeahnte Dimension. Die „lustigste Baustelle der Welt“, nennen die Betreiber ihren krummen, schiefen Stand. Planer, Bauherr, Arbeiter rücken aus Iserlohn an, drapieren Drainagenrohre, Schilder, Betonmischer-Rinne auf der Marktwiese, lassen sogar einen 13 Meter hohen Kran anrollen. Der ist schwenkbar – und balanciert einen Kasten Bier hoch über den Besucher-Köpfen. Die Dauer-Baustelle feiert in der Kreisstadt Premiere. „Bauherrin“ ist Theresia Hartmann, Chefin des Unternehmens Th. Hartmann & Söhne, eines traditionsreichen Schausteller-Familienbetriebs aus Iserlohn. Wer sich auf die Baustelle wagt, gerät schon gleich am Eingang mächtig ins Torkeln. Über wippende Kanaldeckel und einen wackligen Steg geht’s ins Innere des Etagenbaus. Das 23 Meter breite, neun Meter hohe Laufgeschäft wartet mit Detail- wie Einfallsreichtum auf. Hindernis-Parcours, Glas- und Spiegel-Irrgarten sowie eine Spiralrutsche zählen zu den Attraktionen. Und wenn die Besucher den Irrgarten gemeistert und den Ausgang gefunden haben, drohen gar noch nasse Füße. Denn, wen wundert’s, auch die Wasserleitungen sind nicht dicht; vorm Schiefbau plätschert es munter. Auf der Messe-Baustelle sucht man nur eins vergebens: ein Schild mit der Aufschrift „Betreten verboten“. Im Krumm- und Schiefbau ist das Betreten ausdrücklich erwünscht.

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