Kreis Kusel Auch Politik ist nicht vor ihr sicher

Am Samstagabend erwartete die Stadt Wolfstein hohen Besuch: Alice Hoffmann gab sich als „Vanessa Backes“ mit ihrem Programm „denk emol“ die Ehre und begeisterte ihre Zuschauer in den Räumlichkeiten der Stadtmühle des Christlichen Jugenddorfs (CJD) Wolfstein.

Die meisten Menschen kennen Alice Hoffmann, auch wenn sie ihren Namen nicht kennen. Als „Hilde Becker“ wurde sie in der ARD-Comedyserie „Familie Heinz Becker“ bundesweit bekannt. Hoffmann steht mit ihren Kunstfiguren geradezu sinnbildhaft für die saarländische Lebensart. Dabei ist die gebürtige Koblenzerin erst mit 14 Jahren aus dem Kölner Umland ins Saarland gekommen. Schon lange vor Beginn waren die ersten Reihen besetzt und eine lockere Stimmung lag in der Luft. Hoffmann bildete den Auftakt der Reihe „Wolfstein live“. Das neue ganzjährige Kulturprogramm der Stadt wird zusammen mit der Event- und Marketingfirma Kunstgriff und dem Christlichen Jugenddorf organisiert. Bis November gibt es ein buntes Programm mit monatlichen Veranstaltungen unterschiedlicher Künstler und Kunstrichtungen aus den Bereichen Musik und Kabarett. Letztere Kategorie feiere Premiere im Saal des CJD, verkündete Stadtbürgermeister Herwart Dilly, der zunächst noch ein paar einleitende Worte an die Anwesenden richtete. Kaum ist „Vanessa Backes“ auf der Bühne, schon erntet sie die ersten Lacher durch ihr Erscheinungsbild: Fein zurechtgemacht mit dem obligatorischen Hut und der großen Tasche. Um mit dem Publikum etwas vertrauter zu werden, stellt Backes den Zuhörern einige Fragen – etwa wer aus dem Saarland stamme. Danach folgt eine Analyse der „Hass-Liebe“ der Rheinland-Pfälzer und Saarländer sowie weiterer Eigentümlichkeiten der Bewohner verschiedener Bundesländer. Die Erläuterung der saarländischen „Sprooch“ und der kulinarischen Errungenschaften „Schales“ und „Dibbelabbes“ sorgt für viel Erheiterung. Backes, die saarländische Hausfrau, plaudert munter aus dem Nähkästchen. So verarbeitet sie auch die „Scheidung“ von ihrem „Ex-Mann“ in süffisanter Manier. Sie schildert gekonnt die verzweifelten Versuche, ihre Ehe durch ein Umstyling und Gewichtsreduktion doch noch zu retten. Dabei berichtet sie von dem erzwungenen Multitasking der Ehefrau und beantwortet die Frage, warum das Ergebnis der Diät oftmals eine Gewichtszunahme ist. Ihre Ehe hat sie zwar nicht gerettet – jedoch hat Backes nun das Gefühl, die Eigenarten von Mann und Frau noch besser zu verstehen. Auch wenn Männer erwiesenermaßen das größere Gehirn hätten, so erschließe sich doch beim Vergleich eines riesigen Uralt-Computers mit den heutigen kleinen Modellen, dass Größe nicht gleich auf Leistungsvermögen schließen lasse. Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass eine Single-Frau viel mehr Zeit hat, sich mit den wirklich interessanten Dingen des Lebens zu beschäftigen. So berichtet Backes dem Publikum nicht nur von Geschichten aus ihrem Alltag rund um das beliebte Thema Frauen und Männer. Auch vor ausländischen Staatsangelegenheiten wird kein Halt gemacht. Vom ehemaligen US-Präsident „Dabbelju“ bis hin zu den englischen Monarchen – jeder wird à la Backes kommentiert. Wer keinen Ehemann mehr umsorgen muss, kann sich eben mit der Weltpolitik und den Geheimnissen der Weltgeschichte beschäftigen. Backes hat zu alledem ihre ganz eigenen Theorien entwickelt. Mit naiv-altmodischem Charme und Wortspielen weiß Backes, dem Publikum Lacher zu entlocken. Hoffmann bewies zudem ihr Improvisationstalent, indem sie gekonnt die Äußerungen des Publikums aufgriff und ins Programm einband. Honoriert wurde das Witze-Feuerwerk, das Jung und Alt gleichermaßen anspricht, mit schallendem Applaus und einer tänzerischen „Zugabe“.

x