Kreis Kusel Außergewöhnlicher Hörgenuss

Präzise wie ein Uhrwerk und voller Musikalität präsentierten sich Solisten und Orchester der Bundeswehr-Big Band beim Konzert in
Präzise wie ein Uhrwerk und voller Musikalität präsentierten sich Solisten und Orchester der Bundeswehr-Big Band beim Konzert in Kusel.

Mit Leidenschaft, Energie und unbändiger Spielfreude präsentierte sich am Sonntagabend die Big Band der Bundeswehr. Über 500 Besucher erlebten in der ausverkauften Fritz-Wunderlich-Halle ein Ensemble, das sich unter der Leitung von Timor Chadik in absoluter Hochform präsentierte. Der Erlös des Benefizkonzertes geht an die Tafeln im Landkreis Kusel.

Gleich zu Beginn des gut zweistündigen Konzertes zeigte die Bigband mit schneidenden Bläsersätzen und einem pulsierendem Walking-Bass ihre außergewöhnliche Professionalität. Außergewöhnlich auch die Ein- oder Überleitung zu „Strangers in the night“, die Bandleader Timor Chadik mit einem kleinen Quiz spannte: Wer komponierte „Strangers in the night?“ Ähh, Frank Sin... , in bester Günter-Jauch-Manier konstatierte Chadik, dass das wohl sowas von daneben sei. Vielleicht war’s aber nur der schlechten Tonqualität seines Mikrofons geschuldet, das leider gut die Hälfte seiner ansonsten gekonnten Moderation in der Halle verpuffen ließ. Egal, erst etwas kleinlaut, dann aus dem Halbdunkeln riefen gleich mehrere beherzte Zuhörer den Namen Bert Kaempfert. Und „Quizmaster“ Chadik setzte nach: „Und wenn sie mir jetzt noch seinen Spitznamen nennen...“. Auch der wurde dem Dirigenten zugerufen. Noch lugte die Abendsonne seitlich an den Vorhängen vorbei und tauchte die Fritz-Wunderlich-Halle in ein fahles Licht als mit „Strangers in the night“, „A Swingin’ Safari“ und einem „Dankeschön“ die vielleicht beste Big Band der Republik an den großen Komponisten und Musiker Bert Kaempfert erinnerte. Ach ja, der wurde übrigens von seinen Freunden „Fips“ genannt. Nicht dass ein falscher Zungenschlag entsteht, Bandleader Timor Chadik wirkte sehr einnehmend, suchte in der Pause gar den Kontakt zum Publikum und machte auf der Bühne eine überaus lässig und souveräne Figur. Dabei führte er – auch ohne Taktstock – seine Musiker mit hoher Präzision, die ihm bei ihren Einsätzen, Akzenten und Schlussakkorden auf den Punkt folgten. Dass er sich auf seine Mannschaft blind verlassen kann, wurde bei den Soloparts augenfällig: Chadik trat einfach etwas in den Hintergrund und ließ die Musiker weiterspielen. Ein solcher Moment war der Solopart der beiden Saxofonisten Christoph Müller und Johannes Müller, die sich bei Ray Nobles „Cherokee“ mit einer atemberaubenden Schnelligkeit präzise und brillant musikalisch die Bälle zuwarfen, und dazu legten ihre Bandkollegen quasi mit der Fackel der Leidenschaft einen wunderschönen Klangteppich aus. Selten gehörte musikalische Gegensätze spiegelten sich im Medley, das die Bigband dem amerikanischen Komponisten Burt Bacharach widmete, wider. Hinter eigentlich einfachen Melodien steckten komplexe Harmonien mit unglaublichen Akkordwechseln sowie Rhythmusverschiebungen mit einer Vielzahl von Takten. Die gut 20 Instrumentalisten mussten sich allerdings etwas zurücknehmen, als Sängerin Jemma Endersby „Do you know the way to San José“ sang. Eine Wegbeschreibung, die vor gut 30 Jahren Dionne Warwick zu einem Ohrwurm werden ließ. Ebenfalls ein Welthit wurde ihre Aufforderung „What the world needs now, is love, sweet love“, die Endersby mit viel Gefühl und ihrer außergewöhnlich kraftvollen Soulstimme eindrucksvoll interpretierte. „Klasse“ lautete der knappe, ehrliche Kommentar eines Posaunisten aus den fachlich versierten Zuhörerreihen, als Bandmitglied, Arrangeur und Komponist Adi Becker eine aus seiner Feder stammende Jazz-Ballade als Posaunensolo zum Besten gab. Apropos fachkundiges Publikum, unter dem sich auch viele junge Musiker ebenfalls begeistert darüber äußerten, in welche Höhen die Profis ihre Instrumente trieben. Einer dieser Könner ist zweifelsfrei Trompeter Thomas Inderka, der mit Saxofonist Klaus Dierolf bei Burt Bacharachs „Close to you“ quasi um die Wette spielte. Unterstützt wurden die beiden hochkarätigen Solisten, die mit lebensbejahenden Latin-Rhythmen die Pause einläuteten, von einem bestens disponierten Orchester. Abwechslungsreich und swingend mit ein wenig leichterer Musik kam die Band zurück auf die Bühne. Die gehörte zweifelsfrei einmal mehr Jemma Endersby und Marco Matias. Während der Sänger unter anderem den viel zu früh verstorbenen Roger Cicero mit Balladen wie „So geil ist Berlin“ oder „Ich atme ein, ich atme aus“ wieder lebendig werden ließ, erinnerte Endersby mit „One moment in time“ an die unvergessene Whitney Houston. Natürlich gingen nach „my way“ noch nicht die Lichter aus, und natürlich standen die Besucher bei „Purple Rain“, mit denen das Duett und die Big Band der Bundeswehr adieu und auf Wiedersehen sagten.

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